Germania, ferrovie, scioperi
Die Welt 06-09-30
Trasporti – É una questione di principio
Sciopero di preavviso nelle ferrovie tedesche, in tre Land, per
il rinnovo contrattuale a difesa dei posti di lavoro fino al 2010, ma di fatto per evitare l’ingresso
in Borsa senza la rete; annunciata l’estensione delle lotte per la prossima
settimana.
Lo sciopero rientra nello scontro che vede la direzione e i
sindacati Transnet e GDBA premere sul parlamento che non vuole rinunciare alla
rete con l’entrata in Borsa.
Ferrovia, sindacati e politici sono tutti d’accordo sull’ingresso
in Borsa per raccogliere capitali freschi (visto il forte indebitamento del gruppo)
e rendere DB concorrenziale ed in grado di espandersi all’estero.
I conti di DB sono attualmente in nero, grazie alla rinuncia
a investimenti già decisi.
Come dichiarato dal capo di DB, Medhorn, e dall’esperto
per i trasporti CDU, Dirk Fischer: per gli utenti l’ingresso in Borsa non porterà
ad una diminuzione dei prezzi, e non portano influire più sul “maggiore asset
statale ancora esistente.
Die Welt 06-09-30
Verkehr – Es
geht ums Prinzip
Der Warnstreik bei der Bahn hat den Zugverkehr teilweise lahmgelegt. Vordergründig geht es die
Garantie für Stellen. Tatsächlich
wollen die Gewerkschaften einen Börsengang ohne Netz verhindern.
Dortmund/Köln – Die
Ansagerin auf dem Kölner Hauptbahnhof hatte Freitagmorgen eine lange Liste
abzuarbeiten. "Der ICE von Amsterdam nach Basel trifft voraussichtlich 30
Minuten später ein", meldete sie über Lautsprecher. Wenig später wurde die
Verspätung des Regionalexpress nach Hamm angekündigt, die des IC nach Hamburg,
der Regionalbahn nach Bonn, der S-Bahn zum Flughafen . . .
Die Gewerkschaften Transnet und GDBA haben
ihre Drohung wahr gemacht und im Tarifstreit mit der Bahn in drei Bundesländern zu ersten
Warnstreiks aufgerufen. Noch traktieren die Gewerkschaften den Konzern nur mit
Nadelstichen, bis mittags waren bundesweit nicht mehr als 23 Züge verspätet. Doch
Transnet und GDBA wollen nachlegen: Die Gewerkschaftsspitzen haben angekündigt, die Streiks Anfang nächster
Woche drastisch auszuweiten. Bislang haben selbst betroffene Pendler für
die Streiks Verständnis: "Man muss die Bahner verstehen, die Leute kämpfen
doch für ihre Jobs", so eine Pendlerin am Dortmunder Hauptbahnhof.
Dabei geht es nur
vordergründig um einen klassischen Tarifkonflikt bei der Bahn. Die Gewerkschaften Transnet und
GDBA und der Bahnvorstand streiten um die Garantie der Arbeitsplätze bis 2010.
Tatsächlich steht die Zukunft des Konzerns zur Debatte, der Arbeitskampf ist Teil des großen Ringens um
den Börsengang der Bahn.
– Vorstand und
Gewerkschaften wollen Druck machen auf den Bundestag, der sich weiter dagegen
sperrt, das Unternehmen an die Börsen zu bringen und gleichzeitig das
Schienennetz aus den Händen zu geben.
Dass die Bahn am
Ende an die Börse gehen wird, darauf haben sich hingegen alle Seiten – Bahn,
Gewerkschaften und Politik – längst verständigt. Alle sind sich einig darüber, dass der hoch verschuldete
Konzern frisches Kapital braucht, um für den stärker werdenden Wettbewerb auf der Schiene
gerüstet zu sein und auch ins Ausland expandieren zu können. Zwar
schreibt die Bahn inzwischen schwarze Zahlen, aber auf Kosten drastisch zurück
gefahrener Investitionen.
Trotz alledem ist
bis heute nicht klar, welchen Vorteil es für Fahrgäste und den Eigentümer Bund
haben soll, dass der Staatsbetrieb Bahn komplett privatisiert und ein Investor
geholt wird.
Den Bundesbürgern,
die mit Milliarden aus dem Steuertopf die Bahn finanzieren, hat der geplante
Börsengang bislang vor allem eins gebracht: Ärger. Viele Milliarden
Steuergelder hat es gekostet, um den einstigen Beamtenmoloch Bundesbahn zum
börsenfähigen Konzern aufzuhübschen. Seit Monaten werden die Bürger überdies
Zeugen eines teilweise
bizarren Streits zwischen Bahn, Bund und Parlament über das geeignete Modell
eines Börsengangs.
Dabei ist bei aller
Vielfalt der Börsen-Varianten keine in Sicht, die künftig entscheidende
Vorteile für die Fahrgäste zu bieten scheint: "Der Vorteil eines Börsengangs ist für den
Bürger kaum ersichtlich, da die Tarife dadurch vermutlich nicht sinken
werden", sagte Dirk
Fischer, Verkehrsexperte der CDU im Bundestag. Bahn-Chef Hartmut Mehdorn hat das in der
Vergangenheit bestätigt. In jedem Fall aber verliere der Fahrgast und Steuerzahler
bei einem Börsengang Einfluss auf das "höchste staatliche Sachvermögen,
das es noch gibt", so Fischer.
Profitieren werde
allein der Anteilseigner. Nicht einmal da kann sich der Bürger in Stellung
bringen: So hat Bahn-Chef
Hartmut Mehdorn stets klar gemacht, dass es sich bei künftigen Bahn-Papieren keinesfalls um Volksaktien
handeln wird, stattdessen richtet sich das Wertpapier allem voran an strategische
Investoren.
Auch Joachim Kemnitz
von ProBahn tut sich schwer, positive Folgen eines Börsengangs für den Bürger
zu finden. Er führt den Wettbewerb an, der durch einen Börsengang wohl
beflügelt werde.
Profitieren würde indes zweifellos der mit knappen Kassen
kämpfende Bund: "Der Staat hat immer weniger Geld und muss sparen wo er
kann, das betrifft auch den
Etat für die Deutsche Bahn", sagt Gerd Aberle, Verkehrswissenschaftler an
der Uni Giessen. "Wir brauchen einen Börsengang, um die Leistungsfähigkeit
des Bahn zu erhalten und zu verbessern – so dass sie immer mehr Investitionen,
auch in das Gleisnetz, selbst tätigen kann."
Artikel erschienen
am 30.09.2006 WELT.de 1995 – 2006