Stati Uniti – Il gigante si risveglia e si distende

Usa, società, immigrazione Faz 06-05-03

Stati Uniti – Il gigante si risveglia e si distende

Matthias Rüb

Gli immigrati
in USA di origine latino-americana, legali ed illegali, sono calcolati
in circa 40mn/300mn di
popolazione totale; dalla metà del 2002 sono la minoranza più forte davanti ai neri.

Previsioni demografiche: per la metà del secolo si prevede giungano a 103 mn/ su una
popolazione totale di 420mn.; la popolazione bianca anglosassone o di
origine europea diverrebbe una maggioranza relativa, rispetto a tutte le
minoranze.

A differenza dalle ondate di immigrazione da Europa e Asia
del XIX-XX sec., separati dall’oceano
dal paese di origine, gli immigrati
latino-americani rimangono legati da un ponte di terra; il controllo dei
3100 km. di confine con il Messico è più difficile che non quello dei porti o
aeroporti.

Riacceso dibattito sull’immigrazione, in occasione delle manifestazioni
contro la nuova legislazione per i 11-12 milioni di immigrati illegali:

  • Quale
    sarà il colore dominante? Quale lingua si parlerà in modo preponderante; la
    religione di maggioranza rimarrà protestante o diverrà cattolica; con 66 mn. di
    fedeli, i cattolici sono già oggi il maggior gruppo singolo.

  • Lo
    spagnolo è divenuto negli ultimi anni la seconda lingua, non ufficiale (negli Usa
    non esiste una lingua definita nazionale)

  • Quale
    possibile difesa dei confini e sicurezza, quale dinamica economica?

  • L’economia
    USA dipende dal flusso di forza lavoro a basso costo come quella dei paesi di
    origine dalle rimesse degli emigrati.

Posizioni allarmistiche negli
USA mettono in guardia da una “Riconquista” dei Latinos, negli Stati di confine
come California, Arizona e New Mexico.

Unica reale possibilità per gli illegali è una “amnistia” (che nessuno osa
chiamare tale soprattutto in attesa delle elezioni per il Congresso del
prossimo novembre), con graduale riconoscimento di cittadinanza degli immigrati
illegali.Faz 06-05-03

Vereinigte
Staaten – Der Riese erwacht und streckt sich

Von Matthias
Rüb

Latino in Iowa:
„We are America!”

03. Mai 2006

Der schlafende
Riese ist erwacht, und er ist von doppelter Gestalt. Die eine lächelt, hebt
stolz ihre schwieligen Hände in die Höhe, schwenkt die amerikanische Flagge und
sagt auf englisch: „We are America!“ (Wir sind Amerika). Die andere schaut
zornig drein, boykottiert am internationalen Tag der Arbeit die Arbeit und die
Schulen, hält die Fahne Mexikos hoch und ruft auf spanisch: „Si, se puede!“
(Ja, wir können), und schreibt gar die Nationalhymne vom „Star-Spangled Banner“
zum „Nuestro Himno“ mit sozialromantischem spanischen Text um.


Die Bevölkerungsgruppe der aus Lateinamerika
stammenden Einwanderer – der
legalen wie der illegalen – in
den Vereinigten Staaten ist tatsächlich schon ins Riesenhafte gewachsen,
und sie wird weiter wachsen. Derzeit sind etwa 40 Millionen der knapp 300 Millionen Einwohner der
Vereinigten Staaten hispanischer Herkunft, seit etwa Mitte 2002 stellen sie die
zahlenstärkste Minderheit – noch vor den Schwarzen.

Europäer nur
noch eine relative Mehrheit

Mit Antonio Villaraigosa regiert in Los Angeles ein
Latino-Bürgermeister


Bis
zur Mitte des Jahrhunderts,
so sagen die Demographen voraus, wird die Zahl der Latinos auf 103 Millionen gestiegen sein, bei einer Gesamteinwohnerzahl der
Vereinigten Staaten von dann wohl 420 Millionen.


Dann dürfte auch der Punkt erreicht sein, an welchem die Weißen angelsächsischer oder jedenfalls
europäischer Herkunft nur noch eine relative Mehrheit stellen werden,
weil die Zahl der Angehörigen aller Minderheiten – von den Latinos über die
Schwarzen bis zu den asiatischen Einwanderern – die der „Kaukasier“ (so heißen
in Amerika die Weißen im Jargon der Zensusfragebögen) erreicht haben wird.

Wie werden die
Vereinigten Staaten, die Nation der Einwanderer ohne Titularnation, dann
aussehen? Welche Hautfarbe wird
vorherrschen? Welche Sprache wird man sprechen – Englisch oder Spanisch oder
Englisch und Spanisch
? Wird es bei der Mehrheit der Protestanten bleiben, oder werden die Katholiken, schon jetzt mit gut 66 Millionen
Angehörigen die größte Einzelgruppe, auch die absolute Mehrheit unter den Christen stellen?

„Heimliche“
Amnestie

Es geht bei
der hitzig geführten Debatte darüber, was mit den elf bis zwölf Millionen illegalen Einwanderern
geschehen soll, auch um
den Konflikt zwischen Grenzschutz und Sicherheit auf der einen und Menschenliebe und wirtschaftlicher Dynamik
auf der anderen Seite. Gesetzesbrecher dürfen nicht mit einer Massenamnestie
belohnt werden, warnen die einen.

Die anderen – unter ihnen der Präsident
– halten dagegen, Millionen arbeitender Steuerzahler und Konsumenten könnten
nur um den Preis gigantischen Aufwands und wirtschaftlichen Schadens
abgeschoben werden.


Wegen der Kongreßwahlen im November will kein Senator oder Abgeordneter in Fragen der nationalen Sicherheit
und des Grenzschutzes als „weich“ erscheinen.


Kaum jemand spricht daher die Wahrheit aus, daß es außer einer „heimlichen“
Amnestie, die politisch so nicht heißen darf, mit schrittweiser Einbürgerung
der illegalen Einwanderer keine Lösung gibt.


Die amerikanische Wirtschaft ist auf den Zustrom
billiger Arbeitskräfte ebenso angewiesen wie die Heimatländer der Immigranten auf die vielen Milliarden Dollar, die
von nördlich des Rio Grande jedes Jahr überwiesen werden.

Landbrücke
statt Meer


Die grundlegende Frage im Streit über die Immigration ist die der nationalen Identität. Diese sei in einer Krise,
befand vor zwei Jahren der Politikwissenschaftler Samuel Huntington; als Hauptgrund nannte er den
Zustrom von Latinos samt ihrer Sprach- und Kulturgewohnheiten.


Tatsächlich unterscheidet sich die hispanische
Immigration der vergangenen Jahrzehnte von den Einwanderungswellen aus Europa
und Asien im 19. und 20. Jahrhundert. Die Einwanderer kommen
nicht übers große Wasser, das sie dann von ihrer Heimat abschneidet,
sondern sie bleiben durch eine
Landbrücke mit ihrer Heimat verbunden.


Die 3.100 Kilometer lange Landgrenze zwischen Mexiko
und den Vereinigten Staaten
läßt sich viel schwieriger kontrollieren als See- oder Flughäfen, was die
legitime staatliche Aufgabe der Regulierung des Einwandererzustroms erschwert.


Schließlich
ist das Spanische in den
vergangenen Jahren zur informellen zweiten Sprache der Vereinigten Staaten
geworden, wo es bis
heute keine offizielle Sprache gibt, auch wenn das Englische die
Verkehrssprache ist.

Magnetische
Kraft des amerikanischen Traums

Gerade am
Umgang mit dem Spanischen lassen sich zwei Strömungen in der Debatte über Einwanderungsreform und Identitätskrise
erkennen.


Aus
der alarmistischen Fraktion
warnen Stimmen vor einer Art
„Reconquista“ der Latinos, die territoriale und kulturelle
Eigentumsansprüche an Grenzlandstaaten wie Kalifornien, Arizona und New Mexico
anmeldeten – und jetzt sogar die Hymne vereinnahmten.


Oder
sie zeigen sich sozialarbeiterisch besorgt wegen der ungenügenden Anpassung der
Latinos selbst in der zweiten Generation, was zu Gettobildung und Bildungsrückstand
führen könne.

Die
Zuversichtlichen sehen es als natürlich an, wenn etwa die Wirtschaft um die
Kaufkraft der Latinos in deren spanischer Muttersprache werbe, denn zuerst
seien alle Menschen vor dem Dollar gleich und hernach als Glieder der
amerikanischen Gesellschaft mit allen Rechten und Pflichten. Und sie vertrauen
auf die fortgesetzte magnetische Kraft des amerikanischen Traums, den noch alle
Einwanderer spätestens in der dritten Generation auf englisch und vor allem in
der Sprache der Freiheit geträumt hätten. Sie haben auch keine Angst vor dem
Latino-Riesen, der sich gerade vor aller Augen erhebt und bald freundlich, bald
grimmig Gehör, Anerkennung und Mitsprache verlangt. Denn sie wissen, daß die
Nation der Einwanderer noch viel größer ist.

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