Sciiti contro sunniti contro curdi

<95735864"> Irak – società – Usa

<95735865"> Die Welt 05-02-05

Boris Kalnoky

Tesi: Il nuovo Stato iracheno dovrà essere democratico, gli americani dovranno a medio termine abbandonare il paese e il personale dell’attuale governo non dovranno essere mantenuto nel prossimo, perché ha compiuto troppi errori. Su questa base si potrebbe giungere a un’intesa con i sunniti.

La maggior parte delle elite al potere in città come Ramadi e Falludja hanno perso tutto e non vedono alcuna possibilità di riprendere potere denaro e influenza, se non facendo ricorso alla forza delle armi.

Vi potrà essere una soluzione solo se verranno inclusi nel nuovo governo rappresentanti sunniti, che sono per la maggior parte membri del Partito Islamico e dell’Unione musulmana dei saggi, entrambe collegate alla resistenza.

Un anno e mezzo se si chiedevano quali fossero le divergenze tra sciiti e sunniti ci si sentiva rispondere che non esistevano grandi conflitti. Ora quasi 2000 soldati, poliziotti e guardie nazionali sono cadute vittime del conflitto tra sciiti e sunniti. L’atmosfera che si è creata viene sfruttata dal terrorista Abu Mussab Al Zarkawi.

Dalle elezioni parlamentari risulterà che il nuovo primo ministro proverrà dalle file dell’alleanza sciita; il presidente dovrà essere un curdo perché i curdi risultano il secondo maggior schieramento parlamentare a causa del boicottaggio delle elezioni sunnita.

Le forze di sicurezza del nuovo Irak sono composte per la gran parte di sciiti – tranne che nei territori curdi, dove i Peshmerga indossano uniformi dello Strato iracheno e nel frattempo sperano in un loro proprio Stato -, e sono dirette dagli americani. I guerriglieri sono in generale sunniti.

Il leader sciita Abdul Aziz Al Hakim ha ripetutamente chiesto che, al di là dei risultati elettorali venga riconosciuta un’adeguata rappresentanza nel nuovo governo ai sunniti. Per il presidente ad interim sunnita ciò significa che anche il nuovo presidente dovrà essere un sunnita, carica a cui però aspirano anche i curdi.

C’è tuttavia da aspettarsi che verranno innalzati ad alte cariche sunniti filo-occidentali senza un radicamento popolare, mentre i reali rappresentanti sunniti saranno sconfitti, perché appoggiano la resistenza.

<95735867"> Die Welt 05-02-05

<95735868"> Schiiten gegen Sunniten gegen Kurden

Im Irak wird um die neue Machtverteilung erbittert gekämpft – Warnung vor einem Bürgerkrieg

von Boris Kalnoky

Istanbul – Auf der Straße 17. Tammouz in Ramadi liegen zwei Leichen. Die Guerillas haben Zettel auf die übel zugerichteten Körper geheftet – die beiden Männer werden da als Nationalgardisten identifiziert, Falhi Farhan und Hussein Allawi Naima, Schiiten aus Samawa im Süden des Irak.

Eine fast alltägliche Szene in den sunnitischen Gebieten des Irak . Die Rebellen führen Krieg gegen Polizei und Nationalgarde, einen Krieg der Sunniten gegen die Schiiten. Außer in den kurdischen Gebieten, wo Peschmerga die Uniformen des irakischen Staates tragen (und derweil auf einen eigenen Staat hoffen), bestehen die Sicherheitskräfte des neuen Irak vor allem aus Schiiten. Die Guerillas sind durchweg Sunniten.

Vor anderthalb Jahren konnte man Sunniten und Schiiten nach ihren Differenzen fragen und erhielt stets die gleiche Antwort: Es gibt eigentlich keine großen Konflikte. Sunniten und Schiiten sind Brüder. Heute sagt so etwas kaum noch jemand. Eine Situation ist entstanden, in der Optimisten vor einem Bürgerkrieg warnen; Pessimisten sagen, daß er längst begonnen hat. Fast 2000 Soldaten, Polizisten und Nationalgardisten des neuen Irak sind bis jetzt in diesem Konflikt gefallen. Terrorführer Abu Mussab Al Zarkawi versucht, diese Stimmung für seine Zwecke zu mißbrauchen und greift immer wieder schiitische Ziele an. Damit will der gebürtige Jordanier einen Bürgerkrieg provozieren.

Nach der Parlamentswahl hat sich das Gefühl der Entfremdung bei vielen Sunniten verstärkt. Der neue Ministerpräsident wird wohl aus den Reihen der siegreichen schiitischen Allianz kommen; der Präsident müßte ein Kurde sein, denn die Kurden werden als Folge des sunnitischen Wahlboykotts den zweitgrößten Block im Parlament stellen. Die Sicherheitskräfte bestehen aus Schiiten und Kurden, geführt von den Amerikanern. Eine kurdische und schiitische Regierung also mit kurdischen und schiitischen Streitkräften und einer kurdischen und schiitischen Agenda. Die Sunniten verstehen sich als die einzigen, denen der Irak wichtiger ist als ihr eigenes Teilgebiet. Sie erwarten ihre weitere Entmachtung und ein Auseinanderbrechen der Heimat.

Das Gefühl des Verratenseins ist um so größer, als die Sunniten – etwa ein Fünftel der Bevölkerung – das Land stets regiert haben und unter Saddam Hussein, selbst Sunnit , zur privilegierten Klasse erhoben wurden. Das führt zu Anspruchsdenken. Die meist sunnitischen Machteliten in Orten wie Ramadi und Falludscha haben alles verloren und sehen keine Chance, wieder zu Macht, Geld und Einfluß zu gelangen – außer durch Waffengewalt. Sie sind es, die den Widerstand organisieren. Schiitenführer Abdulasis Al Hakim hat wiederholt erklärt, den Sunniten müsse trotz der Wahlergebnisse eine angemessene Präsenz in der neuen Regierung zuteil werden. Das bedeutet für den sunnitischen Interimspräsidenten, daß auch der neue Präsident wieder ein Sunnit sein müsse – aber dieses Amt beanspruchen eben auch die Kurden.

Das Problem ist erkannt, aber eine Lösung wird es nur geben, wenn maßgebliche Vertreter der Sunniten in die Regierung einbezogen werden. Das sind vor allem die Repräsentanten der Islamischen Partei und die Vereinigung Moslemischer Schriftgelehrter, beide mit Verbindungen zum Widerstand. Zu erwarten steht jedoch, daß prowestliche Sunniten ohne Verankerung im Volk in hohe Ämter gesetzt werden, während die eigentlichen Vertreter der Sunniten entschlossen niedergerungen werden, weil sie den Widerstand unterstützen. Die siegreichen Schiiten müssen ihre Feinde an der Macht beteiligen, wenn die Sunniten wieder einen Sinn in der Politik sehen sollen. Das birgt die Gefahr, unversehens Organisatoren des Widerstands in den politischen Prozeß einzubeziehen. Entscheidend wird sein, welchen Weg die Schiiten wählen und ob überhaupt repräsentative Sunniten für einen Dialog zu gewinnen sind.

Der Irak soll nach den Worten Hakims ein islamischer Staat werden, aber keine Theokratie. Der Islam soll in der Verfassung als Quelle des Rechts festgeschrieben werden. Demokratisch jedoch soll der neue Staat sein, die Amerikaner sollen das Land mittelfristig verlassen, und die bisherige Regierung soll personell nicht in die nächste hinübergerettet werden, da sie zu viele Fehler gemacht habe. Auf dieser Basis könnte es zu einer Annäherung mit den Sunniten kommen.

Artikel erschienen am Sam, 5. Februar 2005

© WELT.de 1995 – 2005

Leave a Reply