● La finanza occidentale è vicina al fallimento nonostante l’iniezione di almeno $180 MD; che non fa altro che dilatare temporalmente l’implosione.
● Il crollo della finanza USA potrebbe avviare una ri-regionalizzazione della finanza internazionale,
o prospettiva sostenuta da organizzazione nazionalistiche tedesche come la NPD (che sta aumentando la propria influenza nelle regioni tedesche più povere e prive di prospettive dell’Est), che chiedono l’autarchia economica, come negli anni 1920. Il rischio crescente di pauperizzazione fa emergere una domanda di tipo nazional-socialista.
o Gli aiuti statali ai gruppi finanziari privati, tratti dalle rispettive entrate fiscali, riducono i margini di welfare e colpiscono in particolare gli strati sociali più deboli; l’iniezione di liquidità delle banche centrali fa crescere di colpo la spinta inflattiva, che a sua volta accresce il rischio di pauperizzazione.
o Come alla fine degli anni 1920, in Germania alzano la testa organizzazioni nazionalistiche che chiedono l’autarchia.
o La Banca Centrale Europea ha messo a disposizione degli istituti privati $40 Md, senza riuscire ad imprimere una svolta significativa (solo +0,04% il Dax).
o Perdite massicce anche per i titoli bancari tedeschi fino a poco fa ritenuti sicuri, dato che non sono note le perdite nel mercato americano.
o Il 30% dei tedeschi non ha più fiducia nelle banche tedesche; il potere d’acquisto dei loro conto correnti continua a calare a seguito delle nuove quotidiane immissioni di capitale della Banca centrale;
o Dopo aver parlato di stabilità tedesca, i politici ora parlano di margini di manovra, con l’attesa di effetti moderati della crisi (Cancelliera Merkel), per il futuro chiede però maggior trasparenza dei mercati finanziari. Il gruppo bancario statale tedesco KfW ha di recente perso oltre €500 mn. negli USA.
o Nuovi dettagli sulle perdite degli investitori tedeschi a seguito delle perdite di Lehman: circa €2 Md., garantiti dalle banche regionali tedesche.
o Rischi di reazione a catena per il previsto fallimento di AIG, la cui filiale europea è partner di grandi gruppi tedeschi come VW, Lufthansa e Metro.
o Le conseguenze della crisi finanziaria nell’economia reale non sono ancora giunte, ma si sta giungendo al momento in cui la crisi del credito rischia di farsi sentire nell’economia reale: restringimento del credito bancario per imprese e consumatori, e le conseguenze sulla produzione e il consumo.
– I capitali messi a disposizione dalle banche centrali dei paesi occidentali per le perdite dei gruppi finanziari privati giungevano la scorsa settimana, dopo la statalizzazione di diversi istituti americani, ad almeno $600Md,
somma che corrisponde alla somma dei bilanci statali annuali di Spagna, Danimarca, Polonia, Ungheria e Grecia.
NEW YORK/FRANKFURT AM MAIN/MOSKAU
– (Eigener Bericht) – Trotz erneuter Geldmengenzufuhr in Höhe von mindestens 180 Milliarden US-Dollar steht die westliche Finanzwirtschaft vor dem Zusammenbruch. Die Implosion wird durch ungeheure Kapitalmengen der staatlichen Münzen, die das private Kreditgewerbe mit Darlehen stützen, zeitlich gedehnt.
o Allein 40 Milliarden US-Dollar stellte die Europäische Zentralbank den Privatinstituten gestern zur Verfügung, ohne eine entscheidende Wende herbeiführen zu können: Bei Kursstillstand (Dax: + 0,04 Prozent) wurde der galoppierende Werteverfall der Vortage, der auf mehrere Hundert Milliarden Euro geschätzt wird, um 24 Stunden aufgehalten, jedoch nicht umgekehrt.
– Auch deutsche Bankentitel, die noch vor kurzem als krisensicher dargestellt wurden, erleiden massive Verluste, da ihre Einbußen im zusammenbrechenden US-Markt ungewiss sind.
– Dort ist das Finanzministerium dazu übergegangen, der Notenbank Federal Reserve Staatsgelder durchzuleiten, um dem nicht mehr für unmöglich gehaltenen Ausfall des allerletzten Bankenankers zuvorzukommen.
o Die Deckungssumme, mit der die Notenbanken der westlichen Länder für private Verluste der Finanzwirtschaft als Schuldner geradestehen, beläuft sich seit der Verstaatlichung mehrerer US-Institute in der vergangen Woche nach vorsichtigen Schätzungen auf mindestens 600 Milliarden US-Dollar. Dieser Betrag entspricht den addierten jährlichen Staatshaushalten (Ausgaben) von Spanien, Dänemark, Polen, Ungarn und Griechenland.
– Die aus Steuermitteln gedeckten Fehlbeträge verengen den sozialen Handlungsspielraum und treffen insbesondere ärmere Bevölkerungsschichten; zugleich erhöhen die Liquiditätsspritzen der Notenbanken den Geldmengenumlauf abrupt, so dass der Inflationsdruck steigt. Auch dieser Effekt vergrößert das Armutspotential. Wie Ende der 1920er Jahre trumpfen in Deutschland nationalistische Organisationen auf, die eine autarke Wirtschaftsführung fordern.
Der galoppierende Werteverfall setzt sich fort und führt zu panikartigen Reaktionen. Etwa 30 Prozent der Bundesbürger misstrauen den Sicherungszusagen deutscher Banken und fürchten um ihre Einlagen. Diese Einschätzung ist realistisch, soweit sie die Kaufkraft der Konten betrifft. Die Kaufkraft nimmt beständig ab und wird durch täglich neue Kapitalspritzen der Frankfurter Zentralbank (EZB) weiter reduziert. Ob die in Umlauf gebrachten Geldmengen von den privaten Finanzinstituten tatsächlich zurückgezahlt werden können, ist ungewiss. Ausfälle trägt die Staatskasse.
– Hatten die politischen Spitzen der Berliner Regierung noch vor Tagen mit beruhigenden Äußerungen heimische Stabilität suggeriert [1], so gehen sie wegen des offensichtlichen Verfalls jetzt dazu über, politische Handlungsfähigkeit darzustellen. Zwar seien die in Deutschland zu erwartenden Auswirkungen des Zusammenbruchs nur "moderat" [2], meinte die deutsche Bundeskanzlerin am gestrigen Donnerstag. Jedoch werde man in Zukunft "sehr stark darauf drängen, dass die Finanzmärkte transparenter werden und dass die Risiken besser abgesichert werden". Details wurden nicht genannt. Zuvor hatte die von der Regierung Merkel und einer Allparteienkoalition kontrollierte KfW-Bank über 500 Millionen Euro bei US-Devisengeschäften verspielt.[3]
– Inzwischen werden neue Details über die jüngsten Lehman-Verluste deutscher Anleger bekannt. So kommt zu den bereits bekannten Einbußen in Höhe von fast einer Milliarde Euro eine weitere Milliarde, für welche die Landesbanken einstehen müssen. Die öffentlich-rechtlichen Finanzinstitute hätten "schon im bisherigen Verlauf der Krise ordentlich Federn lassen müssen", heißt es in der Presse: "Die Belastungen addieren sich bereits auf rund 15 Mrd. Euro."[4] Auch die Risiken, die beim soeben verstaatlichten Versicherer American International Group (AIG) für deutsche Konzerne entstehen, werden jetzt in Umrissen erkennbar.
– Die Europa-Tochter von AIG, AIG Europe SA mit Sitz in Paris, ist Vertragspartner deutscher Großkonzerne wie Volkswagen, Lufthansa oder Metro. Angesichts der wahrscheinlichen Zerschlagung von AIG mache sich Nervosität breit, heißt es in Finanzkreisen: "Wenn der erste Großkunde umfällt, löst das eine Kettenreaktion aus".[5]
– Ohnehin seien "die Folgen der Kreditkrise (…) in der Realwirtschaft noch gar nicht angekommen", urteilt der designierte Kreditstrategie-Chef bei Unicredit, Philip Gisdakis. Der Zeitpunkt, "an dem die Kreditkrise auf die Realwirtschaft überzuschwappen droht", sei allmählich erreicht. Demnach werden die Banken, weil sie weniger Geld bereitstellen können, "zwangsläufig die Kreditvergabe für Unternehmen und Verbraucher einschränken müssen" [6] – mit ernsten Folgen für Produktion und Konsum. "Das Schlimmste", urteilt Gisdakis, "steht uns noch bevor". Der Zusammenbruch der globalen Marktbeherrscher, ergänzen andere, könne "Beginn einer Re-Regionalisierung der Weltfinanz" [7] sein.
– An Regionalisierungskonzepte knüpfen in Deutschland nationalistische Organisationen an, die – wie in den 1920er Jahren – eine autarke Wirtschaftsführung fordern.
– Dafür beispielhaft ist die NPD, die in den perspektivlosen Armutsregionen der Bundesrepublik – vor allem im Osten – stabile Wahlergebnisse erzielt und ihren Einfluss systematisch ausweitet.
– Zwar sei "vollständige Autarkie (…) nicht gänzlich zu erreichen", heißt es in programmatischen Äußerungen der Partei: "Grundsätzlich aber ist es die Pflicht eines unabhängigen Staates, sich durch weitestgehende Autarkie seine Freiheit und Handlungsfähigkeit zu gewährleisten."[8] Die NPD propagiert regionale Wirtschaftsmodelle, die den Einfluss von NS-Vorbildern deutlich erkennen lassen. So verlangt sie eine "raumorientierte Volkswirtschaft", die zwar in Beziehung zu anderen "Wirtschaftsräumen" steht – zum Beispiel durch den Bezug von Rohstoffen -, aber in wesentlichen Teilen den Konsum durch Produktion im eigenen Lande deckt.[9]
– Diese fiktive Nationalsubsistenz der "Regionen" meint das Gegenteil ökonomischer Bescheidung. Im autarken, regional abgegrenzten "Raum" gelten nicht nationalstaatliche, sondern biologische Grenzen, die dem "Volk" mit der jeweils stärksten Bodenprägung ein Herrschaftsrecht über benachbarte Territorien zuschreiben. Demnach verfügt im mitteleuropäischen "Raum" das germanisch-arische "Volk" über die stärkste Bodenprägung und müsse sich gemäß seiner Blutsherkunft ausdehnen – Großdeutschland in den Grenzen von 1940. "Raum"-gestützte Autarkie-Theorien laden zur Ausplünderung schwächerer Ökonomien ein und führen zu deren Unterwerfung. Nach Abzug der ideellen Kostümierung wird ein wirtschaftliches Herrschaftsmodell erkennbar, das dem Typus der im Zusammenbruch befindlichen Konzepte ähnelt.
Die mit der aktuellen Implosion einhergehende Erweiterung des Armutspotentials lässt Rufe nach nationalen Wirtschaftskontrollen und sozialer Rückbesinnung lauter werden. In diesem Umfeld finden national-sozialistische Wiedergänger ein aufnahmebereites Publikum.
[1] Steinbrück hält Krise für ernst, aber verkraftbar; Netzeitung 16.09.2008
[2] Merkel: Finanzkrise trifft Deutschland, Süddeutsche Zeitung, 18.09.08
[3] s. dazu Krisengewinner
[4] Lehman-Pleite trifft Landesbanken hart; Handelsblatt 18.09.2008
[5] Deutsche Kunden bangen um AIG; Handelsblatt 18.09.2008
[6] "Das Schlimmste steht uns noch bevor"; Süddeutsche Zeitung 17.09.2008
[7] Einstürzende Altbauten. Crash mit Folgen; Wochenzeitung 18.09.2008