Quando il tuo forte braccio lo vuole

<2749495">Ue, settori, mercato lavoro, lotte operaie, aerospaziale    Die Welt              05-08-19

<2749496">Quando il tuo forte braccio lo vuole

Inken Prodinger

<2749497">Un piccolo gruppo di lavoratori dei trasporti, appoggiato dalla solidarietà dei colleghi, ha reagito ai 600 licenziamenti annunciati, bloccando in poche ore l’aeroporto londinese di Heathrow, il maggiore d’Europa, con sorpresa anche dei sindacati.

Sciopero senza preavviso con l’arresto di centinaia di aerei della British Airways, in seguito ai 600 licenziamenti comunicati via altoparlante della società americana di catering, Gate Gourmet, di proprietà del Private Equity Gesellschaft Texas Pacific Group.

Circa 1000 impiegati di Ba sono scesi in sciopero per solidarietà. Una parte di Gate Gourmet apparteneva prima a Ba, che ha dimesso le attività non direttamente legate al trasporto, comprese quelle di catering, con licenziamenti di oltre ¼ del personale e corrispondente aumento dei carichi di lavoro. La vendita del settore catering ha permesso a Ba risparmi di £50mn. sul rifornimento a bordo.

[Lufhansa non ha ancora dimesso la propria società di catering Lsg SkyChefs solo perché non ha trovato un acquirente].Die Welt 05-08-19
Wenn dein starker Arm es will.
Wenige Transportarbeiter haben vor einer Woche innerhalb von Stunden den größten Flughafen Europas lahmgelegt. Der wilde Streik hat selbst die Gewerkschaften überrascht
von Inken Prodinger
Das war knapp. Für die Lachsvorspeise an Blattsalat und die Vorsuppe hatte es nicht mehr gereicht. Das Schweinefilet im Blätterteigmantel aber, das konnten Alexander Lange und Alexandra Dreyer noch genießen. Am Ende des Abends konnten sie von einer gelungenen Hochzeitsparty ihrer Freundin in Molfsee bei Kiel erzählen – und von ihrer ungewöhnlichen Odyssee..
Von einem Urlaub auf Hawaii kommend, wollten sie in San Francisco in ein Flugzeug der British Airways steigen, das sie nach London bringen sollte. Von dort aus sollte es weitergehen nach Hamburg. "Wir haben uns gewundert, daß wir beim Einchecken nicht wie doch eigentlich üblich alle Bordkarten bekommen haben", sagt Alexander Lange. In San Francisco habe man ihnen dann mitgeteilt, daß der Flugverkehr nach London zum Erliegen gekommen sei. "Unser erster Gedanke war ein Terroranschlag". Nach und nach sickerte aber durch, daß es am größten europäischen Flughafen London Heathrow zu einem wilden Streik gekommen war. Die Aussichten waren wenig erbaulich: Einige Passagiere hatten zu diesem Zeitpunkt bereits 24 Stunden am Flughafen zugebracht..
Die beiden deutschen Juristen riefen ihre Freundin an und sagten die Teilnahme an der Hochzeit ab. Sie saßen fest, nichts ging mehr. Hunderte von Flügen der British Airways waren von einer Minute auf die nächste aus dem Flugplan gestrichen worden. Weltweit kamen über hunderttausend Menschen nicht an ihr Ziel und strandeten. Und auch wenn der Flugbetrieb mittlerweile wieder normal läuft, wird es Wochen dauern, bis bei allen Reisenden bereits aufgegebenes Gepäck wieder anlandet..
Auslöser für das Chaos war ein wilder Streik bei Gate Gourmet, einem Zulieferer der British Airways, der für die Verpflegung an Bord zuständig ist. Der amerikanische Eigentümer – die Private Equity Gesellschaft Texas Pacific Group – hatte über 600 Mitarbeiter per Megaphon-Durchsage von ihrer Entlassung unterrichtet. Dies wollte man sich nicht gefallen lassen. Weil sich British-Airways-Mitarbeiter spontan mit ihren Kollegen am Flughafen solidarisierten, legten etwa 1000 BA-Angestellte ebenfalls ihre Arbeit nieder und lösten somit den Stillstand aus. Abgesprochen war dies nicht. "Wir sind nicht besonders glücklich mit der Situation", sagte ein Vertreter der Transportgesellschaft T & G. Normalerweise wird über Streiks abgestimmt. Die meisten BA-Flugzeuge konnten London nicht verlassen, weil sie nicht beladen wurden und die Crews nicht zu ihrer Arbeitsstätte gebracht werden konnten. Vor allem für die Beladung zuständiges Bodenpersonal und Rollfeld-Busfahrer hatten ihre Arbeit niedergelegt..
Die Solidarität unter den Mitarbeitern kommt nicht von ungefähr. Immerhin gehörten Teile der Catering-Firma Gate Gourmet einst zu British Airways . Doch im Zuge der Krise begannen Luftfahrtgesellschaften, sich wieder auf das zu konzentrieren, was sie vermutlich am besten können: Fliegen. Alle Geschäftsaktivitäten, die nicht unmittelbar mit der Fliegerei zu tun haben, versuchen die Airlines nun wieder abzustoßen. Träumte der langjährige Lufthansa-Chef Jürgen Weber einst noch vom integrierten Aviation-Konzern, unter dessen Dach Fluggesellschaften ebenso ihren Platz haben wie Buchungssysteme oder Autobahnraststätten, so hat sein Nachfolger Wolfgang Mayrhuber diesen Traum längst lautlos platzen lassen. Die Anteile am Buchungssystem Amadeus wurden ebenso verkauft wie die Raststätten-Anteile an der Tank und Rast. Daß Lufthansa noch immer Eigentümer der mit Gate Gourmet vergleichbaren Catering-Firma LSG SkyChefs ist, liegt wohl nur daran, daß sich bisher kein Käufer für das seit Jahren sanierungsbedürftige Unternehmen gefunden hat..
Wie die gesamte Luftfahrtindustrie sind auch die Cateringunternehmen durch die Terror-Anschläge des 11. Septembers 2001 ins Trudeln geraten. Vor allem auf dem US-Markt standen die Luftfahrtgesellschaften unter einem so hohen Sparzwang, daß auf Inlandsflügen meist nur noch Getränke serviert werden. Gespart wird aber weltweit in der ganzen Branche..
Für British Airways ist ein Streik im August schon fast Routine. Zum dritten Mal in Folge mußten nun Passagiere in der Hauptreisezeit in Wartehallen übernachten. Vor zwei Jahren waren es Mitarbeiter des Verkaufs und des Check-In, die nach Arbeitsniederlegungen Chaos auslösten. Vor einem Jahr war es das Abfertigungs- und Technikpersonal, das dafür sorgte, daß die Flugzeuge am Boden blieben..
"Das Problem ist hausgemacht", sagen Analysten. "Man kann sich kaputt sparen". Mehr als andere europäischen Carrier war BA nach dem 11. September in die finanzielle Schieflage geraten. Das Unternehmen ist stark von den Interkontinentalverbindungen abhängig, doch genau diese wurden von den Passagieren gemieden. BA-Chef Rod Eddington setzte radikal den Rotstift an. Über ein Viertel der Belegschaft mußte gehen. Die Arbeit wurde auf die verbliebenen Schultern verteilt. Dies führte zu Mißmut und zu überproportional hohen Krankenständen innerhalb der Gesellschaft. Nach dem Streik im Sommer 2004 räumte Eddington ein, es mit dem Sparen vielleicht etwas übertrieben zu haben, der wirtschaftliche Druck aber immens hoch sei. "Es gibt keine Alternative", sagte Eddington, der im September in Rente geht..
Diesen Druck spüren auch Zulieferer wie Gate Gourmet, die ihre Preise immer weiter senken mußten. "Seit dem Verkauf der Catering-Sparte konnte BA die Kosten für die Bordverpflegung um über 50 Mio. Pfund senken", sagt Gewerkschafts-Chef Tony Woodley..
Die Konsequenz für den amerikanischen Investor sind Entlassungen. Wenn es nicht zu R
estrukturierungen in Großbritannien kommt, werde Gate Gourmet in diesem Jahr auf der Insel 25 Mio. Pfund Verlust einfahren
, sagte ein Vertreter von Texas Pacific. Schon machen Gerüchte über eine bevorstehende Insolvenz die Runde..
Beobachter werten dies allerdings als Panikmache, um den Druck zur Einigung zwischen den Streithähnen zu erhöhen. Am Dienstag abend waren die Verhandlungen ergebnislos abgebrochen worden. Möglicherweise droht ein neuer Streik. Der wirtschaftliche Schaden der jüngsten Arbeitsniederlegungen geht zwar in Millionenhöhe (40 Millionen Pfund werden bisher erwartet), ist gemessen an einem jährlichen Umsatz von mehreren Milliarden Pfund aber zu vernachlässigen..
Möglicherweise wird sich der bisher anvisierte Schaden aber noch einmal erhöhen, wenn es die geprellten Passagiere tatsächlich schaffen, die seit dem Frühjahr geltenden EU-Gesetze für sich in Anspruch zu nehmen. Danach müssen Fluglinien Entschädigungen zahlen, falls ihre Fluggäste verspätet oder gar nicht an ihr Ziel gelangen. Dabei muß der Airline allerdings eine Schuld nachzuweisen sein. Dies zu klären, dürfte in diesem Fall Monate dauern..
Der Imageschaden aber tut British Airways um so mehr weh und treibt Kunden weiter in die Arme der Konkurrenz. Obwohl das dritte Mal in Folge, sorgen die Streiks immer wieder für große Überraschungen im Management, die das Chaos noch größer werden lassen. Die Reaktionsgeschwindigkeit scheint niedrig. Zwar versuchten hochrangige Manager persönlich, in London-Heathrow aufgebrachte Passagiere zu beruhigen, offensichtlich fehlt es der Fluggesellschaft aber an Flexibilität: Während sich Hunderte von Fluggästen in der Abflughalle drängelten und dort die Nacht verbrachten, berichteten Passagiere davon, in wieder startenden Fliegern an unbesetzten Sitzen in der Business-Class vorbeigegangen zu sein. Ein Upgrade für Economy-Kunden war offenbar nicht vorgesehen. Immerhin aber habe es auf den Flügen Essensgutscheine gegeben, sagt Passagier Lange..
Im Gegensatz zu vielen anderen brauchten er und seine Freundin diese Gutscheine nicht. Sie hatten Glück, erwischten einen Platz in einer verspäteten Maschine nach Hamburg und schafften es zum Hauptgang auf die Hochzeit..
Artikel erschienen am Fr, 19. August 2005 © WELT.de 1995 – 2005 .

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