Obbligazioni bancarie – I paesi in crisi accollano alla BCE nuovi miliardi di rischi
M. Brendel, J. Eigendorf, M. Greive e S. Jost
● I rischi della BCE sono molto maggiori di quanto finora pensato: in particolare le banche italiane prendono dalla BCE prestiti bancari garantiti dallo Stato.
– Mentre la BCE ha dubbi sull’acquisto di titoli di Stato, da un po’ il suo Consiglio li ha persi per quanto riguarda il finanziamento delle banche.
o Da ottobre 2008 le banche possono prendere denaro in modo illimitato dalla BCE:
§ Funziona circa così: la BCE presta ad una banca ad un dato tasso, oggi è l’1%, per un tempo determinato. In cambio, a garanzia, la banca deve depositare obbligazioni presso la BCE.
– Fino alla scoppio della crisi la BCE accettava come pegno solo titoli che le agenzie di rating valutavano privi di rischio, poi BCE ha continuato ad abbassare le sue pretese; ma anche questo non è bastato alle banche per finanziarsi con mezzi normali; dal crollo di Lehman Brother nel 2008, i ministri Finanze europei si sono basati su prestiti bancari garantiti dallo Stato, che diviene così responsabile ufficialmente di determinate passività di una banca. I titoli erano pensati come mezzo per facilitare alle banche in crisi l’accesso al prestito prestiti presso banche private.
– Ora i titoli vengono usati dalle banche prive di liquidità come assicurazione per procurarsi denaro dalla BCE.
– Ufficialmente la BCE ha acquistato titoli di Stato per €212MD; di fatto ha erogato molto più denaro tramite il finanziamento delle banche
– Secondo le ricerche di Welt am Sonntag, le banche di Grecia, Portogallo, Spagna, Italia e Irlanda hanno emesso obbligazioni garantite dallo Stato di appartenenza per €208,7 MD, è quasi come se le banche potessero stampare moneta da sole, dato che emettono obbligazioni che presentano poi alla BCE; (la BCE non pubblica dati sui prestiti bancari).
– Presso la BCE potrebbero perciò essere depositati titoli del valore di oltre €100MD.
– Dal 20 dicembre 2011 banche italiane hanno emesso 29 obbligazioni per almeno €49,7MD, con l’unico scopo di presentarle alla BCE, obbligazioni che non hanno neppure un rating, obbligatorio per la vendita a investitori privati. A queste obbligazioni si aggiungono altri 5 titoli, il cui valore non è noto.
o Nel solo novembre si sono aggiunte nuove obbligazioni di Alpha Bank, Piraeus Bank e EFG Eurobank per €10,2 MD.
– Banche irlandesi: emesse obbligazioni per €28,7MD, che dall’estate sostituiscono obbligazioni in scadenza.
– Banche spagnole: nel 2011 12 nuove obbligazioni, la più recente a dicembre, per un volume complessivo di €67,3MD, sembra che non utilizzino però come garanzia i titoli pubblici.
– In totale oltre ai circa €50MD di obbligazioni delle banche italiane presso la BCE ci sono altri €92MD delle banche di Grecia, Irlanda e Portogallo; una parte di questi potrebbe essere presso la banca centrale nazionale …
– Di fatto i vari paesi potrebbero utilizzare il meccanismo per rifinanziare il proprio deficit:
o Le banche emettono obbligazioni e le presentano presso la banca centrale, in cambio vengono loro erogati degli euro, che esse possono re-investire ad esempio in titoli di Sato del loro paese.
o I paesi indebitati stanno di fatto stampando moneta? Finanziano in tal modo la vendita dei loro titoli di Stato?
– Come funzioni esattamente la BCE non lo dice. Ma il primo peccatore è stata la Germania: la prima banca che ha presentato obbligazioni di questo tipo è stata la tedesca Hypo Real Estate.
Se uno dei paesi in debito dovesse fallire, per il sistema dell’euro sarebbe in gioco molto più denaro di quello che fanno pensare gli acquisti dei titoli di Stato, in particolare per la Germania, in quanto maggiore erogatore di capitali della BCE.
Bankanleihen – Krisenstaaten bürden EZB neue Milliardenrisiken auf
– Die EZB-Risiken sind sehr viel höher als bislang bekannt. Vor allem Italien bedient sich mit staatlich garantierten Bankanleihen bei der Notenbank.
– Mario Draghi antwortete in ruhigem Ton, aber die Ansage war deutlich: „Warum sollte die Europäische Zentralbank den Retter für die Euro-Krisenstaaten spielen? Wie kommen Sie auf so eine Frage?“, wies der EZB-Präsident in seiner ersten Pressekonferenz einen Journalisten zurecht. Der Italiener gibt zu Beginn seiner Amtszeit den Stabilitätspolitiker. Hemmungslose Aufkäufe von Staatsanleihen? Würde die Glaubwürdigkeit ruinieren. Die Geldflut? Hat die Notenbank unter Kontrolle. Das ist die Linie für die offiziellen Auftritte.
– Doch schaut man hinter die Kulisse, taucht schnell die Frage auf, ob sich die EZB von diesen Postulaten nicht längst weit entfernt hat. Offiziell hat sie Staatsanleihen in einem Volumen von 212 Milliarden Euro aufgekauft und so den Staatshaushalt von Schuldenländern wie Griechenland oder Italien mitfinanziert.
– Doch faktisch hat die Zentralbank den Krisenstaaten nach Recherchen der „Welt am Sonntag“ viel mehr Geld zugeleitet – und zwar über die Finanzierung der dortigen Banken.
– Die haben sich rund 209 Milliarden Euro mittels Anleihen geliehen, die mit nichts anderem besichert sind als einer Garantie ihrer wackeligen Heimatländer. Davon könnten Papiere im Gegenwert von mehr als 100 Milliarden Euro bei der EZB liegen.
– Sollte eines der Krisenländer pleitegehen, stünde für das Euro-System dadurch wesentlich mehr Geld auf dem Spiel, als es das Volumen der Staatsanleihenkäufe suggeriert – gerade für Deutschland als größten Kapitalgeber der EZB. „Staatsanleihen sind gar nicht das zentrale Risiko der EZB“, sagt Jörg Rocholl, kommissarischer Präsident der Wirtschaftshochschule ESMT in Berlin. „Größere Gefahren lauern in den zweifelhaften Sicherheiten, die die EZB als Pfand annimmt.“
– Während die Notenbank beim Kauf von Staatsanleihen zögert, hat der EZB-Rat bei der Finanzierung von Banken längst alle Hemmungen abgelegt.
– Seit Oktober 2008 können sie sich unbegrenzt Geld bei der EZB leihen. Grundsätzlich funktioniert die Refinanzierung so: Die EZB leiht einer Bank zu einem Zinssatz – derzeit rund ein Prozent – für eine bestimmte Zeit Geld. Im Gegenzug muss das Finanzhaus Wertpapiere bei der Notenbank als Sicherheit hinterlegen.
– Bis zum Ausbruch der Krise akzeptierte die EZB nur solche Papiere als Pfand, die die Ratingagenturen als risikolos einstuften. Doch seitdem hat die EZB ihre Anforderungen immer weiter heruntergeschraubt. Das erinnert an die Abwicklungsanstalten namens „Bad Banks“, die Geldinstituten massenhaft toxische Papiere abnehmen.
– Aber auch das reichte Banken in den vergangenen Jahren nicht, um sich mit normalen Mitteln zu finanzieren. Deshalb setzten europäische Finanzminister kurz nach dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers 2008 in großem Stil auf ein Gegenmittel: die staatlich garantierte Bankanleihe. Dabei haftet die Regierung ganz offiziell für bestimmte Schulden einer Bank.
Die Papiere waren eigentlich dazu gedacht, dass es kriselnde Banken leichter haben, sich bei privaten Gläubigern Geld zu leihen. Nun werden die Papiere allerdings von den klammen Finanzhäusern genutzt, sie bei der EZB als Sicherheit einzureichen, um sich so Geld zu besorgen.
– Nach Recherchen der „Welt am Sonntag“ haben Geldinstitute in Griechenland, Portugal, Spanien, Italien und Irland staatsgarantierte Anleihen in einem Volumen von 208,7 Milliarden Euro aufgelegt.
Dabei müssen sie sich keine Sorgen machen, keine Abnehmer für diese Papiere zu finden: Anders als normale Anleihen dürfen sie die staatlich garantierten Papiere direkt bei der Zentralbank einreichen, um im Gegenzug Kredite zu bekommen. Die Banken können folglich quasi selbst Geld drucken, indem sie Anleihen emittieren und sie bei der Zentralbank einreichen.
Italiens Banken haben Anleihen für 50 Milliarden ausgereicht
– Italienische Banken etwa haben die wunderbare Art der Geldbeschaffung kürzlich entdeckt. Seit dem 20. Dezember haben sie 29 dieser Anleihen im Wert von mindestens 50 Milliarden Euro aufgelegt. Diese sind einzig aufgelegt worden, um sie bei der EZB einzureichen.
– Die Papiere haben nicht einmal ein Rating – was für den Verkauf an private Investoren nötig wäre. „Die EZB ist in der Krise hohe Kreditrisiken eingegangen, um Banken über Wasser zu halten. Die Möglichkeit, staatlich garantierte Bankanleihen einzureichen, ist die Fortsetzung dieser Politik“, sagt Rocholl.
– Normalerweise verlangt die Notenbank gerade deshalb Sicherheiten, um diese im Fall eines Zahlungsausfalls einer Bank verwerten zu können. Dieser Mechanismus wird aber ad absurdum geführt, wenn die Sicherheit nur in einer Garantie des Heimatlands besteht. So haften für eine staatlich garantierte Anleihe zwar formal sowohl die Bank als auch der Staat – da aber etwa bei einer Pleite Griechenlands auch alle maßgeblichen Banken dort zusammenbrächen, ist diese doppelte Haftung nichts wert.
– Griechische Banken haben staatlich garantierte Anleihen im Wert von 50,9 Milliarden Euro aufgelegt – und ein erheblicher Teil davon stammt aus dem Jahr 2011: Allein im November kamen neue Anleihen von Alpha Bank, Piraeus Bank und EFG Eurobank in Höhe von 10,2 Milliarden dazu. Das Volumen ist in den vergangenen Monaten stark angestiegen.
– Auch in Italien, wo man lange keine staatlich garantierten Anleihen nutzte, hat man das Instrument kurz vor Weihnachten für sich entdeckt – und seither fleißig zugelangt: Seit dem 20. Dezember wurden 24 Anleihen mit einem Volumen von 49,7 Milliarden Euro emittiert. Dazu kommen weitere fünf Titel, deren Wert noch nicht in den Statistiken ablesbar ist.
– In anderen Krisenstaaten ist die Summe der ausstehenden Anleihen mit Staatsgarantien zumindest stabil. Im Falle Irlands beläuft sich das Volumen auf 28,7 Milliarden Euro – seit dem Sommer wurden auslaufende Anleihen durch neue ersetzt.
– Ein Bild, das sich durch die Euro-Peripherie zieht: Spanische Banken haben 2011 zwölf neue staatsbesicherte Anleihen aufgelegt, die jüngste stammt vom 22.Dezember. Gesamtvolumen aktuell: 67,3 Milliarden Euro.
– Im Falle Portugals sind es zwölf Milliarden, und selbst das kleine Slowenien garantiert für Bankanleihen in Höhe von 3,5 Milliarden Euro.
EZB veröffentlich keine Zahlen über Bankanleihen als Sicherheit
– Zwar veröffentlicht die EZB keine Zahlen, wie stark die Banken die Möglichkeit nutzen, staatlich garantierte Anleihen beim Euro-System einzureichen.
– Gerade in Krisenstaaten sind aber viele Finanzhäuser in hohem Maße von Zentralbankkrediten abhängig, bei so manchem Institut werden die notenbankfähigen Sicherheiten längst knapp. Daher kann man davon ausgehen, dass Banken aus solchen Ländern einen erheblichen Teil der staatlich garantierten Papiere bei der EZB einreichen.
– Spanische Banken nutzten das Instrument Gerüchten zufolge zwar kaum. Aber auch dann bleiben neben den 50 Milliarden Euro aus Italien rund 92 Milliarden Euro, die Banken aus Griechenland, Irland und Portugal bei der EZB hinterlegt haben könnten. Zwar besteht die Möglichkeit, dass ein Teil der Papiere bei den nationalen Notenbanken liegt. Die können Notfallprogramme auflegen, falls ihren Banken das Geld ausgeht.
– Das Risiko trägt in diesem Fall nur die nationale Notenbank und nicht das gesamte Euro-System. Allerdings sind diese Hilfen für die Finanzhäuser teurer als die Hinterlegung bei der EZB und gelten als stigmatsierend.
– Deshalb dürften Banken die billigere und unauffälligere EZB-Variante bevorzugen. Einige Währungshüter räumen im Hintergrund ein, dass Banken davon regen Gebrauch machen. Die EZB lehnte eine Stellungnahme dazu ab.
Griechenland ist nicht mehr in der Lage seine Banken zu stützen
Für die Krisenstaaten ist dieser Mechanismus wichtig, um das Finanzsystem liquide zu halten. So wäre die klamme griechische Regierung unmöglich in der Lage, auch noch ihre angeschlagenen Banken mit flüssigen Mitteln zu versorgen.
– De facto können die Staaten den Mechanismus sogar für ihre Defizitfinanzierung ausnutzen: Die Banken legen Schuldverschreibungen auf und reichen sie als Sicherheit bei der Zentralbank ein. Im Gegenzug werden ihnen Euro gutgeschrieben, die sie dann wieder etwa in Staatsanleihen ihres Heimatlandes investieren können.
– Drucken die Krisenländer faktisch längst ihr eigenes Zentralbankgeld? Finanzieren sie damit den Abverkauf ihrer Staatsanleihen? In Notenbankkreisen weist man dies zurück. Die EZB habe das Thema genau im Blick und könne jederzeit Grenzen für die Einreichung der Papiere setzen, was in Einzelfällen schon geschehen sei. Wie das genau vonstatten geht – dazu schweigt die Zentralbank. In jedem Fall bleibt das Ausfallrisiko für die bisher eingereichten Papiere bestehen.
– Doch selbst wenn die Nordeuropäer die zweifelhafte Geldbeschaffung unterbinden wollten – sie hätten einen schweren Stand.
Denn bei den Staatsgarantien für Bankanleihen stammt der erste Sünder ausgerechnet aus Deutschland: Die erste Bank, die solche Anleihen auflegte, war die deutsche Hypo Real Estate.