Mister al-Nuurie vende la guerra

Africa, Corno d’Africa, Somalia, Etiopia                Die Welt              05-11-14

Mister al-Nuurie vende la guerra

Jochen Stahnke

La Somalia si avvicina un’altra grande guerra; il governo di transizione costituito nel 2004 in esilio sotto Abdullahi Yusuf pur rappresentando tutti i clan e i signori della guerra, è molto diviso. È il 14° tentativo di formare un governo dopo la deposizione nel 1991 del dittatore Siad Barre, anch’esso destinato a fallire. Secondo gli esperti ONU, nel traffico di armi sarebbero coinvolti «anche 10 ministri e lo stesso presidente del governo di transizione». Cresce l’influenza degli islamici.

Ufficialmente la disputa riguarda la sede del governo: il presidente Yusuf e i suoi seguaci del grande clan Darod hanno il loro quartier generale a  Jawhar, una cittadina a 90 km. da Mogadiscio.

A Mogadiscio ha sede l’opposizione, soprattutto gli appartenenti al clan Hawiye. Qui i signori della guerra trattano come freddi imprenditori, che cercano l’accesso ai settori poco lucrosi come le Tlc., o al commercio di droga e armi.

Il governo è sovradimensionato, 42 ministeri e 91 membri. Il ministro per la sicurezza è Qanyare Afrah, il più potente signore della guerra di Mogadiscio e dintorni. La sua ricchezza proviene dal controllo dell’aeroporto di Dayniile, che gliene fino a $10 000 il giorno per le tariffe di utilizzo del suolo e la sicurezza; con  i proventi di un solo giorno Qanyare ha potuto acquistare 50 mitragliatrici AK-47.

I funzionari ONU sono a conoscenza del mercato di armi di Mogadiscio, il Bakara, che prospera nonostante l’embargo. Sono le milizie dei clan armate fino ai denti a controllare la vita quotidiana. Negli ultimi due mesi il prezzo delle armi automatiche è aumentato mediamente del 25%.

Nessuno di coloro che possiedono milizie vuole la pace; nella Somalia senza legge esse permettono di far soldi.

A Mogadiscio sono finora passate quasi inosservate le milizie degli islamici, che però hanno conquistato il controllo del primo checkpoint, per cui sembra chiedano un pedaggio inferiore a quello degli altri signori della guerra; i mullah sono i migliori clienti nel mercato delle armi.

L’influenza degli islamici sta crescendo e lo si vede nella vita quotidiana della città, dalla donne con il velo, ai ristoranti chiusi durante il ramadan, ai cinema chiusi, etc.

C’è chi, paragonando quanto sta accadendo in Somalia agli sviluppi in Afghanistan dopo il ritiro delle truppe sovietiche a fine anni ’80, paventa la presa del potere da parte dei talebani.

Il capo carismatico degli islamici è lo sceicco Hassan Dahir Aweys, è ricercato come terrorista; sono certi i suoi legami con al-Qaeda.

Lo sceicco Hassan ha un suo gruppo di combattenti, al-Ittihad al-Islamiya, ritenuto responsabile dell’attacco terroristico del 2002 a Mombasa, con 13 morti.

Hassan mira a un califfato su tutta la Somalia. Il suo gruppo al-Ittihad al-Islamiya sarebbe stato recentemente disciolto nel partito da lui fondato Somali Salvation and Unity Council.
Hassan vuole più armi per cacciare il presidente Yusuf e gli etiopi, che forniscono le armi a Yusuf. Hassan paragona l’Etiopia in Africa orientale ad Israele in MO.

Gli etiopi perseguono in Somalia una politica di destabilizzazione. La mela della discordia è la regione dell’Ogaden, abitata da una maggioranza di somali, i cui potenti guerriglieri da 40 anni cercano di annetterla alla Somalia.

Lo sceicco Hassan e gran parte dell’opposizione parlamentare somala appoggiano i ribelli dell’Ogaden.

Hassan sembra sia rifornito d’armi dall’Eritrea, che vuole in tal modo indebolire l’Etiopia, suo acerrimo nemico.

Lo stato canaglia Somalia è il burattino delle potenze regionali, a partire dall’Etiopia, e di Yemen ed Eritrea.

Nel vecchio quartiere del porto di Mogadiscio vivono i più poveri degli immigrati arabi, che non appartengono ad alcun clan somalo e non hanno alcun peso; sono lasciati in pace anche perché non avendo imbarcazioni non possono essere usati per il contrabbando di armi.

Mogadiscio era chiamato la perla del Corno d’Africa; è divenuta ora una polveriera per la presenza di un’accozzaglia di signori della guerra, bande d’assassini, militanti islamici e servizi segreti stranieri.

Uno dei signori della guerra di Mogadiscio meno fedeli al governo è Hussein Farah Aidid, il vice-primo ministro, educato negli Usa, ex marine. È in grado di controllare due soli quartieri attorno alla sua residenza.Die Welt         05-11-14
Herr al-Nuurie verkauft den Krieg
In Somalia beherrschen die schwerbewaffneten Clan-Milizen den Alltag – Report aus einem zerrissenen Land
von Jochen Stahnke
Mogadischu – Abdullahi Nur al-Nuurie ist Waffenhändler. Er sitzt in seinem kleinen Kiosk auf dem berüchtigten Bakara-Waffenmarkt von Mogadischu und strahlt übers ganze Gesicht. Die Preise für automatische Waffen seien innerhalb der letzten zwei Monate im Schnitt um 25 Prozent gestiegen, freut sich al-Nuurie. Von der unvermeidlichen AK-47 über äthiopische Panzerfäuste bis hin zu Flugabwehrgeschützen ist nahezu jeder Artikel innerhalb der nächsten 24 Stunden lieferbar. "Ich verkaufe Waffen an jeden, der welche verlangt" – das sei seine Lebensversicherung.
Hätten die Bretterverschläge der Waffenkioske Türen, die Käufer würden sich die Klinke in die Hand geben. Somalia steht vor seinem nächsten großen Krieg. Die im November 2004 im kenianischen Exil gebildete Übergangsregierung unter Abdullahi Yusuf schließt zwar weitgehend alle Clans und Warlords ein, das Kabinett selbst aber ist tief gespalten. Seit dem Sturz von Diktator Siad Barre 1991 ist dies bereits der 14. Versuch, eine Regierung zu bilden. Doch auch jetzt stehen die Chancen schlecht.
Offiziell streitet man sich vornehmlich um den Ort des Regierungssitzes. Präsident Yusuf und seine Anhänger vom großen Darod-Clan haben ihr Hauptquartier in Jawhar bezogen, einer kleinen Stadt etwa 90 Kilometer nördlich von Mogadischu. In Mogadischu selbst sitzt die Opposition, vor allem Angehörige des Hawiye-Clans. Die Warlords dort handeln als kühle Unternehmer, die Zugang zu den wenigen profitablen Geschäftsfeldern wie der Telekommunikation, dem Drogen- oder Waffenhandel suchen.
Die mit ihren 42 Ministerien und 91 Kabinettsmitgliedern völlig überdimensionierte Übergangsregierung liest sich dabei wie ein Who’s who somalischer Kriegsverbrecher. Einer von ihnen ist Qanyare Afrah, der ausgerechnet zum Sicherheitsminister ernannt wurde. Er ist der wohl mächtigste Warlord in und um Mogadischu. Seinen Reichtum verdankt er dem von ihm kontrollierten Flugh
afen Dayniile. Nicht viel mehr als eine Sandpiste zwar, wirft Dayniile trotzdem täglich bis zu 10 000 Dollar Profit an Lande- und Sicherheitsgebühren ab.
Den internationalen Flughafen von Mogadischu fliegt niemand mehr an, weil er von fast jedem beliebigen Ort in Mogadischu unter Feuer genommen werden kann. Somit landen auch UN-Maschinen in Dayniile – und zahlen. Für einen solcher Tagessätze kaufte Qanyare an einem einzigen Tag im März 50 AK-47-Sturmgewehre auf dem Bakara-Markt.
Wenn schon das UN-Waffenembargo faktisch nicht implementiert werden konnte, so verdient immerhin die gewissenhafte Dokumentation seiner unzähligen Verletzungen durch fleißige UN-Mitarbeiter Anerkennung. In die Transaktionen seien "auch zehn Minister sowie der Präsident der Übergangsregierung selbst verwickelt", lautet das vernichtende Urteil der UN-Experten.
Kaum beachtet wurden in der Chaosstadt Mogadischu bislang die Milizen der Islamisten. Dabei seien die Mullahs augenblicklich die besten Kunden auf dem Waffenmarkt, erzählt Kriegsgewinnler al-Nuurie beiläufig. Die Milizen der islamischen Schariagerichte haben bereits erste Checkpoints unter ihre Kontrolle gebracht. Sie verlangen einen geringeren Wegzoll als die Posten der übrigen Warlords. Auch wenn sie gnadenlosen Gesetzen folgen, bieten sie doch wenigstens so etwas wie Rechtsschutz. Zunächst streng lokal verankert, beginnen die Gerichte nun auch clanübergreifend zu arbeiten.
Der wachsende Einfluß der Islamisten ist unübersehbar. Im einst kosmopolitischen Mogadischu sind unverschleierte Frauen kaum noch Teil des Straßenbilds. Restaurants werden während des Fastenmonats Ramadan geschlossen. Jüngst zerstörten die Schariamilizen die Projektoren der altehrwürdigen Bollywood-Kinos von Mogadischu, plünderten außerdem die einzige Filmbibliothek Somalias und verschleppten sechs ihrer Mitarbeiter. "Bitte teilt der Welt mit, daß wir hier kurz vor einer Machtübernahme der Taliban stehen", fleht uns ein somalischer Journalist an, der sein Büro bereits geräumt und seine Fotoausrüstung versteckt hat. Ähnlichkeiten mit der Entwicklung Afghanistans nach Abzug der Sowjettruppen Ende der achtziger Jahre sind tatsächlich nicht zu übersehen.
Einen charismatischen Führer haben die somalischen Islamisten jedenfalls: Scheich Hassan Dahir Aweys, von den USA als Terrorist zur Fahndung ausgeschrieben. Verbindungen zu al-Qaida gelten als sicher, eine Mitgliedschaft hingegen konnte ihm bis heute niemand nachweisen. Konkret verantwortlich gemacht werden Scheich Hassan und seine Kampfgruppe al-Ittihad al-Islamiya für einen Bombenanschlag auf ein Hotel in Mombasa mit 13 Toten im November 2002. Auch für den versuchten Abschuß einer israelischen Boeing wenige Minuten später verdächtigen die USA al-Ittihad.
Ein Treffen mit Scheich Hassan erweist sich als schwierig. Wir werden per Mobiltelefon kreuz und quer durch den Süden Mogadischus geleitet, eine mutwillige Falschangabe folgt der nächsten. Plötzlich bremst der Fahrer abrupt auf der Staubpiste neben einer unscheinbaren Häuserzeile. Jugendliche Kalaschnikow-Träger winken uns in eine kleine Moschee, von außen kaum als solche zu erkennen. Und dort, auf einer schäbigen Matratze in der Ecke, sitzt Scheich Hassan. Neben ihm steht ein Maschinengewehr.
Er höre jetzt wieder öfter die Spähflugzeuge der Amerikaner. Angst aber scheint er vor dem in der Region zumeist dilettierenden US-Geheimdienst kaum zu haben. Der Mann mit dem prägnanten roten Bart wirkt fröhlich und aufgeräumt. Doch seine Worte sprechen für sich. Scheich Hassan strebt ein Kalifat über ganz Somalia an. Eine demokratische Regierung lehnt er per se als unislamisch ab. Und er will Krieg.
Denn erstmals gibt sich der Scheich nicht mehr nur als unpolitischer religiöser Führer aus. Al-Ittihad existiere nicht mehr, sondern sei kürzlich in die von ihm gegründete Partei Somali Salvation and Unity Council aufgegangen. "Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Waffen, um Yusuf und die Ausländer zu verjagen", verkündet Scheich Hassan. Damit ist vor allem Äthiopien gemeint, das die Übergangsregierung um Präsident Yusuf mit Waffen versorgt. "Äthiopien ist für Ostafrika das, was Israel im Nahen Osten ist", doziert Scheich Hassan und läßt keinen Zweifel daran, daß er beide Länder für Pestbeulen hält.
In der Tat scheint Äthiopien in Somalia vor allem eine destabilisierende Politik zu verfolgen. Zankapfel ist seit je die äthiopische Ogadenregion, die hauptsächlich von Somalis bewohnt wird und deren einflußreiche Guerillatruppen bereits seit 40 Jahren für den Anschluß an Somalia kämpfen. Scheich Hassan und große Teile der innerparlamentarischen Opposition Somalias unterstützen die Rebellen im Ogaden. Laut UN-Experten wird der Scheich von Eritrea versorgt, das hier nur seinen Erzfeind Äthiopien schwächen will. Der Rumpfstaat Somalia ist der Spielball der Regionalmächte, vor allem von Äthiopien, dem Jemen und Eritrea.
Das alte Hafenviertel von Mogadischu ist völlig zerstört. Hier leben jetzt die Ärmsten, zumeist eingewanderte Araber. Sie gehören keinem der Clans in Somalia an, sind damit einflußlos. Viele ihrer Mahlzeiten holen sie sich mit Bindfäden aus dem Hafenbecken. Die Clanmilizen Mogadischus lassen sie dabei weitgehend unbehelligt. Denn die Bindfadenfischer haben keine Boote, mit denen sie sich am Waffenschmuggel beteiligen könnten. Mogadischu galt einst als Perle des Horns von Afrika, davon zeugt auch dieser trotz allem noch atemberaubend schöne Naturhafen aus Korallenstein. Doch eine Gemengelage aus Warlords, autonomen Mordbanden, militanten Islamisten und ausländischen Geheimdiensten macht aus Mogadischu ein Pulverfaß.
Einer der wenigen regierungstreuen Warlords in Mogadischu ist Hussein Farah Aidid, Vizepremierminister der Übergangsregierung. Aidid empfängt uns im ehemaligen Präsidentenpalast. Die "Villa Somalia" ist eine zerschossene Ruine, in der noch nicht einmal die Treppen von Trümmern und Abfall geräumt sind. Ausgebildet in den USA, gibt sich Aidid weltgewandt und souverän. Natürlich befürworte er einen Regierungsumzug nach Mogadischu. Er selbst wolle die Sicherheit dafür garantieren, dunkelt der ehemalige US Marine. Der Mann im karierten Maßanzug mit den kurzen Ärmeln scheint dabei zu verkennen, daß er selbst nur noch etwa zwei Straßenzüge um die Villa Somalia kontrolliert. Genau wie die riesige Villa Somalia ist auch der Name Aidid nur noch ein Schatten seiner selbst. Für ein paar Checkpoints reicht es noch. Gerade soviel, um Geschäfte zu machen.
Viele Somalier schimpfen Aidid einen Opportunisten. Aus seinem Schreibtisch zieht Hussein Aidid die Amtsplakette des somalischen Präsidenten hervor, dessen Posten er für kurze Zeit nach dem Tod seines Vaters Mohammed Farah Aidid übertragen bekam. Schelmisch grinsend läßt er keinen Zweifel an seinen Intentionen.
Frieden will hier niemand, der Milizen
besitzt. Im gesetzlosen Somalia läßt sich mit denen viel Geld verdienen. Waffenhändler al-Nuurie erwartet den Krieg sehr bald. Beobachter sagen einen Angriff Yusufs zunächst auf die strategisch wichtige Stadt Baidoa voraus.
Anschließend werde Yusuf einen Vorstoß auf Mogadischu wagen. Die Warlords aus Mogadischu werden sich für den Häuserkampf vereinen. Al-Nuurie ist darüber nicht unglücklich. Krieg ist hier Alltag. Und Geschäft ist Geschäft.
Artikel erschienen am Mo, 14. November 2005 © WELT.de 1995 – 2005 

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