Germania, immigrati, Turchia, finanza Die Welt 06-01-21
Imbrogli miliardari in nome di Allah
Boris Kalnoky
Metà anni 1990: famiglie di immigrati turchi in Germania e
in altri paesi europei sono state derubate complessivamente di circa $50MD,
inviati in Anatolia dove hanno creato la base per lo sviluppo di uno strato di borghesia
e foraggiato anche il partito attualmente al governo, AKP.
Gli immigrati turchi sono stati indotti da connazionali ad investimenti
in holding cosiddette islamiche con promesse di alti profitti, fino al 25%. Dopo
un primo pagamento, gli investitori non ricevevano più nulla.
Circa 60 le holding coinvolte,
le maggiori sono Yimpas, Kombassan, Jetpa. Anche se il Corano vieta gli interessi,
le holding acquistavano quote di società e ne tenevano parte dei profitti; poco
dopo finivano “in bancarotta”.
Una commissione d’inchiesta del parlamento turco ha
presentato a dicembre il rapporto conclusivo a riguardo:
gli imbrogli
risalgono al periodo precedente la creazione dell’attuale partito turco al
governo AKP; anche il primo ministro attuale Recep Tayyp Erdogan operò per un
certo periodo per la holding Jetpa.
L’idea originale fu
di Necmettin Erbakan (aveva studiato in Germania), per breve primo ministro
nel 1997, poi destituito dai militari, si richiamava all’Ordine dei Giusti, le holding islamiche si ponevano come obiettivo
quello di conquistare gradualmente tutta l’economia turca e di costruire un’economia
parallela negli ambienti dei turchi all’estero.
Erbakan creò anche l’Organizzazione
Milli Görüs (Prospettiva nazionale), ancor oggi esistente come organizzazione
all’estero di Erbakan, che si presenta come una specie di organizzazione religioso-culturale.
Assieme le holding
islamiche e Milli Görüs costituirono un’efficiente associazione a
delinquere, fino a che Erdogan rimase al potere.
In Germana Milli
Görüs gestisce 274 moschee, dove i suoi rappresentanti fanno pubblicità
alle holding islamiche, intascando in pochi anni contributi miliardi dai fedeli,
e tenendosene come “commissione” una buona parte.
Il resto andava alle holding, una parte investita in imprese
mal condotte (in Germania soprattutto in supermarket), una parte serviva a
sponsorizzare le attività di Milli Görüs e di Erbakan, e un’altra quota spariva
semplicemente.
Jetpa ha versato annualmente 1mn. di marchi tedeschi al
giornale Milli Gazete, la Holding Kobassan 700mila, etc.
Mentre spariva il
denaro degli emigrati, in Anatolia, sede della maggior parte delle holding, si
andava formando una nuova borghesia, divenuta la base finanziaria e politica del
partito al governo AKP. Gli imbrogli delle holding islamiche hanno certamente
accelerato il boom economico dell’Anatolia, anche se non ne sono stati l’unica
causa.
Dopo la deposizione di Erbakan si ebbe la separazione di un’ala
riformista islamica sotto Recep Tayyip Erdogan, Abdullah Gül e altri, che puntarono
sui desideri politici e sul finanziamento della nuova borghesia anatolica.
Da un’analisi del Turkish
Daily News: prima della fondazione del
AKP, Erdogan si assicurò l’appoggio della maggior parte delle holding (ne nomina però solo due che appoggiavano
Erbakan) e dei media da esse acquistati.
Alcuni manager di Yimpas sono divenuti politici dell’AKP.
La commissione d’inchiesta
guidata dallo stesso AKP a dicembre (con l’appoggio anche di 4 membri
dell’opposizione) ha suggerito che vengano confiscati i beni dei responsabili e
delle loro famiglie; le holding devono essere rese di nuovo redditizie e parte
delle quote trasferite in forma di azioni come compenso ai danneggiati, dopo
una modifica della legge sulle azioni.
Die Welt 06-01-21
Milliardenbetrug im Namen Allahs
Islamische Holdings
haben Türken in Deutschland systematisch geprellt – Affäre belastet Erdogans
Regierungspartei AKP
von Boris Kalnoky
Istanbul – Mitte
der neunziger Jahre brach eine Plage über Deutschlands Türken herein, die
Zehntausende von ihnen ins Unglück stürzte. Eine Horde von Blutsaugern machte
sich auf den Weg, ihnen möglichst jeden Pfennig aus der Tasche zu ziehen. Die
kaltblütigen Betrüger kamen als besonders fromme Landsleute aus der Türkei daher,
redeten mit Engelszungen in Moscheen und auf örtlichen Versammlungen: Wer
bei ihnen investiere, der sei Allah wohlgefällig. Denn der Koran verbietet
Zinsen, hier aber kaufe man Firmenanteile und erhalte dafür auch einen Anteil
am Gewinn. Phantasiezahlen wurden genannt: 25 Prozent "Gewinnbeteiligung"
und mehr. Die Namen dieser sogenannten Islamischen Holdings: Yimpas, Kombassan,
Jetpa und andere mehr, am Ende waren es mehr als 60 Firmen.
Ganze Familien
legten ihre Ersparnisse zusammen, Zehntausende, zuweilen mehr als 100 000
Deutsche Mark wurden den Geldeinsammlern bar in die Hand gedrückt. Manchmal
auch Gold und Schmuck. Das alles wurde in Koffern nach Istanbul gebracht.
Wenig später gingen
die Firmen "bankrott", und die Türken nicht nur Deutschlands, sondern
in ganz Westeuropa waren um mindestens fünf Milliarden Dollar ärmer.
Das ist der Befund
einer türkischen Untersuchungskommission, aber unabhängige Experten wie
Ridvan Akar, der eine Doktorarbeit über das Thema schreibt, sprechen von
europaweit bis zu 50 Milliarden Dollar Schaden. Denn viele Türken zögern,
sich zu offenbaren – sie haben unter anderem Angst vor der Steuerbehörde (woher
hatten sie das Geld?).
Die Angelegenheit
liegt bereits einige Jahre zurück, aber es gibt zwei Gründe, sie näher zu
betrachten. Zum einen hat ein Untersuchungsausschuß des türkischen Parlaments
Anfang Dezember seinen Abschlußbericht vorgelegt, im Februar soll im Parlament
über die Empfehlungen der Kommission beraten werden. Zudem hat die
Betrugsaffäre politische Verästelungen (ramificazioni), die in die
Vorgeschichte der Gründung der heutigen Regierungspartei AKP zurückgehen. Es
gab eine Zeit, da warb auch der heutige Ministerpräsident Recep Tayyib Erdogan
für die islamische Holding Jetpa.
Die ursprüngliche
Idee hatte Necmettin Erbakan, ein in Deutschland studierter rechtsislamischer
Politiker, der 1997 – aber nur für kurze Zeit, bevor das Militär ihn stürzte –
Ministerpräsident der Türkei wurde. Erbakans Ideologie der "Gerechten Ordnung" zielte auf eine auch
wirtschaftliche Überwindung des westlichen Gesellschaftsmodells. Darauf
bezogen sich die "islamischen Holdings", die als ihr Ziel angaben,
die gesamte türkische Wirtschaft nach und nach zu erobern und in den Kreisen
der Auslandstürken eine islamische Parallelwirtschaft aufzubauen.
Eine zweite Idee
Erbakans war die Schaffung der Organisation Milli Görüs (Nationale Sicht). Sie gilt, obwohl sie das verneint, auch
heute noch als Erbakans Auslandsorganisation und tritt als eine Art
religiöse und kulturelle Organisation der Auslandstürken auf, mit
beträchtlichem Einfluß vor allem bei frommen Moslems.
Die Kombination von
Milli Görüs und islamischen Holdings verwandelte sich zu einer hocheffizienten
Betrügerbande, sobald Erbakan regierte. Vertreter von Milli Görüs, die in
Deutschland 274 Moscheen betreibt, warben in diesen Moscheen für die Holdings,
kassierten binnen weniger Jahre Milliardenbeträge und behielten einen guten
Teil der Gelder als "Kommission" ein. Der Rest ging an die Holdings, die einen Teil
in schlecht gemanagte Unternehmungen leiteten (in Deutschland vor allem
Supermärkte), mit einem anderen Teil Aktivitäten der Milli Görüs und
Erbakans sponserten und einen ebenfalls beträchtlichen Teil schlicht
verschwinden ließen. Die Funktion der Holdings als Quelle für Erbakans
Parteifinanzen ergibt sich unter anderem aus den Werbeverträgen dieser
Firmen mit dem Sprachrohr Erbakans und seiner diversen Parteien, der Zeitung
"Milli Gazete".
So soll Jetpa jährlich eine Million Mark an
"Milli Gazete" gezahlt haben, die Holding Kombassan 700 000 Mark,
diese beiden waren nicht die einzigen. Von 1999 an ging es bergab, bis 2001 hatten viele der Holdings Bankrott
angemeldet, 2003 folgte der Konkurs von Yimpas, einer der größten.
Bei 44 dieser Firmen,
mehr als zwei Drittel, fand die Untersuchungskommission unter den angegebenen
Kontaktadressen nichts. Vielleicht waren es nur Trittbrettfahrer, die es den
Leuten von Milli Görüs nachmachen wollten. Bei den übrigen gab es zwar
wirtschaftliche Aktivitäten, aber höchstens 35 Prozent des von Auslandstürken
"investierten" Geldes waren noch vorhanden.
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Die Betrügereien
gleichen zum Teil jenen in Rumänien und Albanien in den neunziger Jahren. Über Verheißungen hoher Renditen wurden Anleger
gelockt, aus den ersten Wellen einlaufender Gelder wurde die Auszahlung der
versprochenen Zinsen finanziert, das Modell dadurch glaubwürdig gemacht. Aber
irgendwann wurde dann einfach nicht mehr gezahlt. Jederzeit könnten die
Investoren ihre "Anteile" wieder ausgezahlt bekommen, versprechen die
Holdings. Das verbieten jedoch die türkischen Gesetze. Die Holdings durften
demnach gar keine Anteile verkaufen. Wenn
sie sich jetzt weigern, das investierte Geld zurückzuzahlen, gibt ihnen das
Gesetz formal recht.
Parallel zum Verschwinden des Reichtums der
frommen Auslandstürken entstand in Anatolien – wo die meisten Holdings
beheimatet waren – eine neue, eindrucksvoll wohlhabende "Bourgeoisie".
Dieser neue Geldadel wurde zur finanziellen und politischen Basis der heutigen
Regierungspartei AKP. Natürlich
ist der anatolische Aufschwung nicht allein Betrügern zu verdanken, aber das "Holding"-Phänomen hat den
wirtschaftlichen Boom in Anatolien sicher beschleunigt.
Ministerpräsident Erbakan
scheiterte am Militär und an der religiösen Enge seiner Vision. Obwohl er sich
Finanzen zu sichern wußte, war seine Politik für arme Leute – im Kern für Frömmler
und anatolische Konservative der weniger gutbetuchten Klassen. Sie war nie
mehrheitsfähig. Nach Erbakans Sturz kam
es zur Abspaltung eines islamischen Reformflügels unter Recep Tayyip Erdogan,
Abdullah Gül und anderen Politikern. Sie setzten auf die politischen Wünsche
und auf das Geld der neuen anatolischen Bourgeoisie.
Eine Analyse der Zeitung
"Turkish Daily News" aus jener Zeit sagt es konkreter: Vor der Gründung der AKP sicherte sich
demnach Erdogan die Unterstützung der meisten Holdings und der von ihnen
aufgekauften Medien. In einer Auflistung der damals bedeutendsten Holdings
findet die Zeitung nur noch zwei, die zu Erbakan halten.
Die AKP wurde 2001
gegründet, zu dieser Zeit war die
Glanzzeit der Holdings schon vorbei. In den besten Zeiten hatte die Holding
Jetpa den Türken die Produktion eines "türkischen Autos"
vorgegaukelt, Schluß mit Toyota und Volkswagen. Auf einer
Werbeveranstaltung in Istanbul im Dezember 1999, gesponsert von Jetpa-Chef
Fadil Akgündüz, waren Politiker aller Couleur zugegen, alle in der Hoffnung,
Stimmen moslemischer Wähler zu gewinnen. Erdogan stieg da gar auf einen Stuhl
und pries Jetpa über den grünen Klee.
Das ist zugleich die
Antwort auf die Frage, die er später rhetorisch in der Schweiz einer Gruppe von
Geschädigten der Yimpas-Holding stellte: "Habt ihr mich gefragt, bevor ihr
denen euer Geld gegeben habt? Habe ich euch gesagt, dort zu investieren?"
– Nun ja, vielleicht nicht bei Yimpas, aber bei Jetpa hat er den Türken das
tatsächlich nahegelegt. Andere Fotos zeigen ihn bei einer Yimpas-Eröffnung.
Insofern die AKP aus
Erbakans Wohlfahrtspartei hervorgegangen ist, teilen beide die "Ursünde"
der Holdings-Masche. Während unhaltbare Holding-Chefs wie Jetpas-Eigentümer
Fadil Akgündüz oder Yimpas-Chef Dursun Ugyar inzwischen vor Gericht stehen,
wurden andere Yimpas-Manager
AKP-Politiker. So ist der frühere Yimpas-Vorstandsangehörige Ilias Aslan
AKP-Abgeordneter für Yozgat (das ist auch der Firmensitz von Yimpas).
Immerhin, es gab einen
AKP-geführten Untersuchungsausschuß. Der kam im Dezember zu folgender
Empfehlung, unterschrieben auch von den vier Ausschußmitgliedern der Oppositionspartei
CHP: Wem persönlich Fehlverhalten nachgewiesen werden kann, dessen Vermögen –
auch das seiner Familie – soll eingezogen werden.
Die Holdings jedoch
sollen wieder profitabel gemacht werden und die "Anteile" der Geschädigten
dank einer Änderung des Aktiengesetzes in Aktien umgewandelt werden. So kann man eventuell den Geschädigten helfen. Und
vielleicht auch jenen Politikern, die in den Holdings immer schon brauchbare
Helfer sahen.
Artikel erschienen am
Sa, 21. Januar 2006 © WELT.de 1995 – 2006