Guerra delle parole/ La prossima guerra

Gfp     081002
Guerra delle parole

– Prima della discussione parlamentare sull’ampliamento della missione militare in Afghanistan, il governo tedesco ha cercato di far tacere l’opposizione accusandola di aiutare chi aiuta i talebani;

– contemporaneamente sono in atto campagne di opinione per dimostrare che la popolazione afghana è soddisfatta dell’opera di ricostruzione dei tedeschi, ma anche della lotta condotta da essi contro il terrorismo;

– nel 2004 la Germania si impegnò con la Nato ad assumere la guida di queste campagne di “informazione; nel 2007 inviò truppe allo scopo, e per la prima volta propri soldati nell’area più calda del Sud Afghanistan.

o   Per la guerra afghana si sta riproponendo il timore di una sconfitta sul fronte interno come accadde per il Vietnam:

o   secondo autorevoli ambienti transatlantici i ribelli afghani non sarebbero in grado di vincere militarmente, cosa che però non sarebbe indispensabile, basterebbe loro portare allo sfinimento l’Occidente, facendo leva sull’opinione nelle capitali occidentali, in continua oscillazione, per ottenere il ritiro delle forze di occupazione;

o   Anche i ribelli utilizzano come strumento di propaganda la guerra psicologica di informazione e disinformazione, fanno leva sulla sensibilità dell’opinione per le vittime civili.

●    Viceversa l’americano International Crisi Group chiede ai governi occidentali

o   di convincere la propria opinione sulla necessità dell’occupazione di lungo periodo dell’Afghanistan;

o   di convincere la popolazione afghana che la lunga permanenza occidentale non si pone alcun obiettivo strategico di lungo termine.

o   Le quotidiane vittime civili afghane causate dagli attacchi Nato non infrangerebbero il diritto internazionale.

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Gfp     080924
La prossima guerra

●    Il governo tedesco e la UE prevedono forti stanziamenti di denaro (sarebbero €30 mn. per la Germania, con 4500 soldati aggiuntivi, e di € mn. per la UE) per rispondere

o   ai piani USA (che chiedono stanziamenti aggiuntivi per $20 MD, l’invio di 3 nuove brigate e l’aumento del proprio contingente a 50 000) di allargamento della guerra oltre il confine afghano, al Pakistan, e di coinvolgimento delle forze pachistane contro i ribelli, appoggiati dai territori pachistani del N-O,

o   dove si è nel frattempo creato un movimento autonomo di ribelli, e dove da tempo operano le truppe USA, tollerate dal caduto governo di Musharraf.

o   Il nuovo governo pakistano finora rifiuta una piena cooperazione militare sotto il comando USA; i militari cooperano ora con i capi clan del N-O; cresce la risposta di difesa contro gli attacchi USA.

o   Sei settimane fa i militari di Pakistan, Afghanistan e USA hanno discusso i piani per dispiegare le forze armate pakistane al di là del confine con l’Afghanistan e nei territori pakistani del N-O; già creato un primo centro di coordinamento, in costruzione un secondo e previsti altri sei.

o   Inizio settembre, il ministro tedesco della Difesa Jung ha avviato negoziati con il Pakistan per il cosiddetto “approccio comprensivo” o “sicurezza collegata”, che con il coinvolgimento in operazioni militari di un supposto personale civile dovrebbe far diminuire l’opposizione della popolazione contro le forze occupanti.

o   Se il Pakistan accettasse di cooperare riceverebbe un ulteriore appoggio militare dalla Germania, che ha di recente promesso 3 sottomarini, e che ha fornito droni Luna per il controllo dei confini; addestrati in Germania oltre 250 ufficiali; il Pakistan cerca di acquistare tecnologia tedesca all’avanguardia nel controllo dei dati personali.

o   Human Rights Watch: nel 2006 113 vittime civili; nel 2007 321; per i primi sette mesi 2008 119 + 100 in un solo attacco del 22 agosto, ma secondo dati ONU le vittime civili complessive per violenza sarebbero 577, il 40% di tutti i civili morti nella guerra afghana.

Berlino ha dichiarato che per la guerra nell’Hindukush sta fornendo il 40% del trasporto di materiale bellico e il 45% di quello di persone.

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Krieg der Worte
02.10.2008
BERLIN/KABUL

(Eigener Bericht) – Vor der Parlamentsabstimmung über eine Ausweitung der deutschen Militärpräsenz in Afghanistan versucht Berlin die Kritiker der deutschen Kriegs- und Besatzungspolitik mundtot zu machen. Diese werden gezielt als Helfershelfer der Taliban diffamiert; daran beteiligt sind neben dem Verteidigungsministerium auch "Terrorismusexperten" der Bundeswehr und Mitarbeiter deutscher Geheimdienste.

–   Die Äußerungen tragen Warnungen einflussreicher transatlantischer Kreise Rechnung, denen zufolge die afghanischen Aufständischen den Krieg militärisch nicht gewinnen können, wohl aber aufgrund "schwindender öffentlicher Unterstützung" für die Besatzungspraktiken "in den westlichen Hauptstädten".

–   Im Hintergrund steht die Furcht vor einer Niederlage "an der Heimatfront" wie im Vietnam-Krieg. Die Diffamierung von Kriegsgegnern wird durch PR-Maßnahmen der Bundeswehr flankiert. Zugleich mahnt Berlin in Übereinstimmung mit transatlantischen Thinktanks eine Schwerpunktverlagerung der westlichen Politik in Afghanistan an: Die Aufstandsbekämpfung soll um eine Ausweitung der psychologischen Kriegführung gegen die afghanische Bevölkerung ergänzt werden – unter Federführung der Bundeswehreinheiten für "Operative Information".

Belastung

–   Bereits bei seinem letzten Truppenbesuch in Afghanistan hatte Verteidigungsminister Franz Josef Jung deutsche Kriegsgegner zu Helfershelfern der Aufständischen erklärt. Die Taliban, sagte Jung, beobachteten die Diskussion über die Verlängerung und Ausweitung des deutschen Militäreinsatzes genau. Sie hätten "gezielt die Bundeswehr als Anschlagsziel ausgesucht", um die jetzt anstehende Parlamentsentscheidung zu beeinflussen. Wer den Abzug der deutschen Besatzungstruppen fordere, betreibe daher "das Geschäft jener, die letztlich unsere Soldaten gefährden".[1] Überhaupt von Krieg in Afghanistan zu sprechen, verbat sich der Minister unlängst in einem Radiointerview. Das sei "wenig zielführend" und belaste "die Unterstützung unserer Soldatinnen und Soldaten" durch die Bevölkerung.[2]

An der Heimatfront

–   Fast identisch argumentieren Mitarbeiter deutscher Geheimdienste, die Presseberichten zufolge kürzlich in der afghanischen Hauptstadt Kabul eine Erklärung zur Lage abgaben. Ihrer Auffassung zufolge haben die Taliban in der Bundesrepublik ein "gut funktionierendes Netz" von "Spähern und Kundschaftern" aufgebaut, mit dessen Hilfe sie die Einstellung der deutschen Bevölkerung zum Kriegseinsatz in Afghanistan "genau beobachten".

–   Die Aufständischen seien "sehr clevere Propagandaprofis", die jeden Angriff auf Soldaten der Bundeswehr "gezielt" nutzten, um die bevorstehende Entscheidung des Bundestags über die Ausweitung und Verlängerung der Militäroperation "zu kippen", hieß es. Sollte Berlin wegen zunehmender deutscher Opfer "wackeln", behaupten die Geheimdienstler, hätten "Taliban und al-Qaida (…) den Sieg über die ‘Ungläubigen’ und ‘Kreuzritter’ an der Heimatfront in Deutschland gewonnen".[3]

Herzen und Köpfe

–   In die gleiche Richtung gehen Äußerungen deutscher "Experten" auf dem Gebiet der "Terrorismusforschung". So erklärt etwa Katharina von Knop, Politikwissenschaftlerin an der Münchener Bundeswehr-Universität, die Aufständischen in Afghanistan setzten den "Psychokrieg der Information und Desinformation" gezielt als "effizientes Propaganda-Instrument" ein und hätten dafür eigens "Medienkomitees" geschaffen. Diese wiederum wüssten "sehr genau", urteilt von Knop, "um die Sensibilität der Öffentlichkeit in den NATO-Ländern gegenüber zivilen Opfern" westlicher Militäroperationen. Durch Verbreitung "überhöhter" Opferzahlen solle der "öffentliche Druck" auf die NATO-Staaten verstärkt werden, ihre Truppen wieder abzuziehen. Der Politologin zufolge "kämpft" die NATO "nicht nur in Afghanistan, sondern auch im Cyberspace und in der Medienwelt um die Herzen und Köpfe der Menschen".[4]

Nicht auf dem Schlachtfeld

Den Hintergrund der Attacken auf Kriegsgegner hat kürzlich die "International Crisis Group" dargestellt, ein einflussreicher transatlantischer Thinktank mit engen Kontakten in westliche Regierungszentralen. Wie die "Crisis Group" urteilt, könnten in Afghanistan "die Aufständischen auf dem Schlachtfeld nicht gewinnen" – "aber das müssen sie gar nicht". Es genüge, den Westen zur Erschöpfung zu bringen und die Meinung der dortigen Öffentlichkeit zu beeinflussen, um so den Rückzug der Besatzungskräfte zu erreichen. Im "Krieg der Worte" könnten die Taliban "durch Angriffe auf ausländische Truppen und ein konstantes Trommelfeuer aggressiver Rhetorik" die Erosion der öffentlichen Unterstützung für den Krieg befördern.[5] Erkennbarer Hintergrund der Überlegungen ist die US-Niederlage im Vietnam-Krieg, die maßgeblich an der Heimatfront kassiert wurde.

Auf lange Sicht

–   Entsprechend fordert die "International Crisis Group" von den westlichen Regierungen "verstärkte Anstrengungen", die eigene Bevölkerung von der "Notwendigkeit" der Besetzung Afghanistans zu überzeugen. Dabei solle vor allem betont werden, dass nur eine langfristige Präsenz der westlichen Truppen "Erfolge" bringe; wörtlich heißt es: "Größere Bemühungen in den westlichen Hauptstädten sind nötig, um den eigenen Bevölkerungen zu erklären, dass man auf lange Sicht bleiben muss."[6]

–   In Deutschland sind entsprechende PR-Maßnahmen bereits in die Wege geleitet worden. Dazu zählt die öffentlichkeitswirksam herausgestellte Kooperation zwischen der Deutschen Post AG und der Bundeswehr [7] ebenso wie die publikumsträchtige Präsentation einer Studie des "Sonderforschungsbereichs 700" der Freien Universität Berlin. Die Studie soll eine angebliche "Zufriedenheit" der afghanischen Bevölkerung mit den "Aufbauleistungen" der deutschen Streitkräfte dokumentieren (german-foreign-policy.com berichtete [8]).

Kommunikation

–   Umgekehrt fordert die "International Crisis Group", man solle gegenüber der afghanischen Bevölkerung behaupten, dass die westlichen Truppen zwar "so lange wie nötig" im Land blieben, aber damit "keine längerfristigen strategischen Absichten" wie etwa die dauerhafte Einrichtung von Militärbasen verbänden.

–   Betont werden müsse zudem, heißt es weiter, dass die Luftangriffe der NATO, die regelmäßig zahlreiche Tote unter der Zivilbevölkerung zur Folge haben, "völkerrechtskonform" seien und nur durchgeführt würden, nachdem ihr "unmittelbarer militärischer Nutzen" gegen die "Wahrnehmung" durch die Bewohner der betroffenen Gebiete abgewogen worden sei. Die "Kommunikation" mit der afghanischen Bevölkerung müsse entschieden verbessert werden, verlangt die "Crisis Group".[9]

Mehr Akzeptanz

–   Bundesverteidigungsminister Jung sieht dies offenbar ähnlich. Ihm zufolge besteht die Aufgabe der Bundeswehr in Afghanistan jetzt vorrangig darin, auf die afghanische Bevölkerung "zu(zu)gehen" und "im Gespräch deutlich (zu) machen, dass wir als Unterstützer hier sind, aber auch kämpfen, kämpfen gegen den Terrorismus".[10]

–   Bereits 2004 hat sich Deutschland gegenüber der NATO vertraglich verpflichtet, bei solcher Art "Informationsoperationen" die "Führungsrolle" zu übernehmen; 2007 entsandte die Bundeswehr-Truppe für "Operative Information", die für die psychologische Kriegführung zuständig ist, erstmals Soldaten in den heiß umkämpften Süden Afghanistans. Dort sollen sie, heißt es, "bei der lokalen Bevölkerung für mehr Akzeptanz der Internationalen Schutztruppe ISAF (…) werben".[11]

[1] Geheimdienst fürchtet Offensive der Taliban gegen Bundeswehr; www.welt.de 22.09.2008

[2] "Drogenszene finanziert auch den Terrorismus". Verteidigungsminister Franz Josef Jung im Gespräch mit Rolf Clement; Deutschlandfunk 21.09.2008

[3] Geheimdienst fürchtet Offensive der Taliban gegen Bundeswehr; www.welt.de 22.09.2008

[4] Kampf im Cyberspace; www.bmvg.de 22.04.2008

[5], [6] Taliban Propaganda: Winning the War of Words? Asia Report Nr. 158 der International Crisis Group, 24.07.2008

[7] s. dazu Kriegslogistiker

[8] s. dazu Rückzugsperspektive und Interventionsforschung

[9] Taliban Propaganda: Winning the War of Words? Asia Report Nr. 158 der International Crisis Group, 24.07.2008

[10] "Drogenszene finanziert auch den Terrorismus". Verteidigungsminister Franz Josef Jung im Gespräch mit Rolf Clement; Deutschlandfunk 21.09.2008

[11] Jung will sechs Soldaten ins Kampfgebiet schicken; www.spiegel.de 05.05.2007

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Gfp      080924
Der nächste Krieg
24.09.2008
KABUL/ISLAMABAD/BERLIN
(Eigener Bericht) –

–   Mit Millionenbeträgen für die zivile Einbettung militärischer Operationen stützt die Bundesregierung die Ausdehnung des Afghanistan-Krieges auf Pakistan. Dies geht aus Berichten des Bundesverteidigungsministeriums hervor. Demnach stellen Berlin und Brüssel hohe Summen für "zivil-militärische" Kriegsbegleitung ("Vernetzte Sicherheit") in Pakistan bereit. Hintergrund sind Bemühungen Washingtons, seine Kriegführung über die afghanisch-pakistanische Grenze auszuweiten und auf pakistanischem Territorium auch Islamabads Armee zur Aufstandsbekämpfung heranzuziehen.

–   Vorbild für die ergänzenden Zivilprojekte, die Berlin bezahlen will, sind die "zivil-militärischen" NATO-Aktivitäten am Hindukusch. Der dortige Krieg eskaliert weiter. Washington kündigt umfangreiche Truppenaufstockungen an und verlangt weitere personelle und finanzielle Kriegsbeiträge der westlichen Verbündeten.

–   Zahlungen in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar sind im Gespräch. Die Kriegseskalation wird auch durch die ungebrochen steigende Zahl ziviler Opfer forciert. Nach Angaben der Vereinten Nationen brachten westliche Militärs und ihre afghanischen Hilfstruppen allein seit Januar mehr als 570 Unbeteiligte um.

Hintergrund des Berliner Finanzierungs-Angebots, über das Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung bei seinem Aufenthalt in Islamabad Anfang September verhandelte, sind Bemühungen Washingtons, den Krieg von Afghanistan auf Pakistan auszuweiten.

–   Afghanische Rebellen werden nach wie vor aus den Gebieten des pakistanischen Nordwestens unterstützt, wo mittlerweile eine eigenständige Aufstandsbewegung entstanden ist. US-Truppen operieren daher schon lange, meist mit Drohnen, in Pakistan.[1] Die frühere Regierung Musharraf hat dies stillschweigend geduldet.

–   Die neue Administration sieht sich dazu nicht in der Lage, weil inzwischen pakistanische Militärs mit Clanchefs aus dem Nordwesten zusammenarbeiten. Die illegalen US-Attacken werden mit wachsender Abwehr beantwortet.[2] Wie der Vorsitzende der U.S. Joint Chiefs of Staff, Admiral Mike Mullen, mitteilt, hat er kürzlich eine Militärstrategie für die gesamte Region in Auftrag gegeben, die erstmals nicht nur Afghanistan, sondern auch Pakistan umfasst.[3]

Militärzentren

–   Dabei sucht Washington die Armee Pakistans für die Kriegführung an der pakistanisch-afghanischen Grenze und in den pakistanischen Nordwest-Gebieten in Dienst zu stellen. Vor rund sechs Wochen haben Militärs aus Pakistan, Afghanistan und den USA entsprechende Planungen diskutiert. Wie der Verteidigungsminister Afghanistans am Montag im Pentagon berichtete, bemüht er sich weiterhin um Einwilligung der zuständigen pakistanischen Stellen. Die Vereinigten Staaten haben inzwischen ein "Koordinierungszentrum" errichtet, in dem afghanische, pakistanische und westliche Militärs ihr Vorgehen in einem ersten Schritt abstimmen sollen; ein zweites "Koordinierungszentrum" ist im Bau, sechs weitere sind geplant.[4] Weitergehenden Absichten, die eine umfassende gemeinsame afghanisch-pakistanische Kriegführung unter US-Anleitung vorsehen, verweigert sich Islamabad bislang jedoch und besteht auf seiner Souveränität.

"Ziviles" Beiwerk

–   Anfang September hat sich Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung in die Verhandlungen eingeschaltet. Jung besuchte Islamabad und sprach dort mit seinem Amtskollegen sowie mit Ministerpräsident Yousaf Raza Gilani über die sogenannte Vernetzte Sicherheit ("Comprehensive Approach"). Dabei handelt es sich um die Erweiterung militärischer Operationen um vorgeblich zivile Elemente, die die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber den Besatzungskräften erhöhen und Widerstand niederhalten soll. Vorbild ist das "zivil-militärische" Vorgehen der NATO in Afghanistan.

–   Wie das Bundesverteidigungsministerium berichtet, haben Berlin und Brüssel Islamabad im Rahmen des "zivil-militärischen" Beiwerks beträchtliche Summen in Aussicht gestellt: Deutschland hält 30, die EU 50 Millionen Euro bereit.[5] Voraussetzung ist, dass die pakistanische Regierung sich der Kriegführung des Westens schnell unterstellt. Gilani bekräftigte daraufhin, er sehe in der "Vernetzten Sicherheit" tatsächlich "den Lösungsansatz für die Bewältigung der schwierigen Lage in den Grenzgebieten zu Afghanistan" und werde noch im Oktober entsprechende Maßnahmen einleiten.

Rüstungsexporte

–   Kommt die Kooperation zustande, kann Islamabad nicht zuletzt auf weitere militärische Unterstützung aus Deutschland hoffen. Verteidigungsminister Jung hat Islamabad drei deutsche U-Boote für die pakistanische Marine versprochen. Zu den jüngsten Lieferungen gehörten auch Drohnen vom Typ Luna für die Kontrolle der Grenzgebiete zu Afghanistan.[6] Mehr als 250 pakistanische Offiziere haben bereits Trainingsmaßnahmen in Deutschland durchlaufen. Angestrebt wird der Kauf deutscher Technologie, um von der Hochrüstung der pakistanischen Außengrenzen zu profitieren. So sollen im Grenzsaum zu Afghanistan sechs Kontrollstellen errichtet und mit modernster Technik ausgestattet werden, darunter – weil erhebliche Teile der Bevölkerung in den Grenzgebieten keine Personalausweise besitzen – Geräte zur Überprüfung von Fingerabdrücken. Auf diesem Gebiet ist Deutschland führend.

Mehr Soldaten

–   Der Krieg in Afghanistan, der jetzt mit deutscher Hilfe auf Pakistan ausgedehnt wird, eskaliert unterdessen weiter. Der UN-Sicherheitsrat hat am Montag – "besorgt über die Sicherheitslage" [7] – eine Aufstockung der Besatzungstruppen gefordert. Er entsprach damit Forderungen der USA.[8] Washington will drei neue Brigaden nach Afghanistan entsenden und sein Kontingent auf bis zu 50.000 Soldaten ausweiten. Zugleich verlangen die Vereinigten Staaten neue Truppen ihrer westlichen Verbündeten. Berlin kommt dem mit einer Mandatserhöhung auf 4.500 Soldaten nach, die in der US-Hauptstadt kaum als genügend empfunden wird. Die Staaten, die keine Truppenaufstockung durchführten, sollten stattdessen Geldmittel zur Verfügung stellen, verlangen amerikanische Regierungsvertreter und sprechen von einem Gesamtbetrag in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar. Der Streit um einen größeren deutschen Kriegsbeitrag dürfte selbst bei einem Regierungswechsel in Washington fortdauern, auch wenn Berlin erklärt, mittlerweile 40 Prozent des Material- und 45 Prozent des Personentransports im Krieg am Hindukusch zu leisten.

Zivile Opfer

–   Zur Eskalation des Krieges trägt nicht zuletzt die dramatisch steigende Zahl ziviler Opfer bei. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat kürzlich neue Daten über zivile Tote bei westlichen Luftangriffen veröffentlicht. Demnach kamen im Jahr 2006 113 unbeteiligte Afghanen bei Bombardierungen ums Leben, 2007 waren es bereits 321. Für die ersten sieben Monate des laufenden Jahres verzeichnet die Organisation 119 Personen, zu denen allein wegen eines tödlichen Angriffs vom 22. August [9] noch rund 100 weitere Opfer hinzukommen. Human Rights Watch vermeldet vorsichtige "Bedenken" und fragt, ob die westlichen Angreifer in Übereinstimmung mit dem Kriegsrecht handeln.[10]

–   Die Zahlen geben nur einen unvollständigen Überblick über die getöteten Zivilisten. Wie die UNO mitteilt, kamen in den ersten acht Monaten dieses Jahres 577 unbeteiligte Personen durch verschiedene Gewalthandlungen westlicher Militärs und ihrer afghanischen Hilfstruppen ums Leben. Das sind hundert mehr als vergangenes Jahr und rund 40 Prozent aller im Afghanistan-Krieg getöteten Zivilisten.[11] Die Barbarisierung des Krieges macht vor den westlichen Besatzern nicht Halt.

[1] s. dazu Den Auftrag erfüllen, Rückzugsgefechte und Eine Frage der Zeit

[2] Kreise: Pakistan beschießt US-Hubschrauber wegen Grenzverletzung; Reuters 22.09.2008

[3] Pakistan, Afghanistan discuss joint border force; Reuters 22.09.2008

[4] Afghan-Pakistani coalition force proposed: defense minister; AFP 22.09.2008

[5] Gespräche in Pakistan; www.bmvg.de 05.09.2008

[6] s. dazu Extremfälle und Killerdrohnen

[7] Sicherheitsrat verlängert Einsatz in Afghanistan; Die Welt 23.09.2008

[8] US wants $20bn to fund Afghanistan effort; The Guardian 19.09.2008

[9] s. dazu Zu schlicht

[10] Human Rights Watch: "Troops in Contact". Airstrikes and Civilian Deaths in Afghanistan, August 2008

[11] New UN figures show sharp rise in Afghan civilian casualties; www.unhchr.ch 16.09.2008

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