● La dipendenza quasi-coloniale dell’Ungheria dall’economia tedesca non sarebbe possibile senza una stretta cooperazione politica, iniziata nei primi anni 1980, con il comune obiettivo di liberare il paese dall’egemonia sovietica.
o Da ricordare il “Paneuropa-Picknick”, agosto 1989, coordinato da Budapest, Berlino e Vienna, a cui parteciparono diverse centinaia di cittadini della DDR che varcarono il confine ungaro-austriaco, accelerando il crollo del sistema Urss. A ricordo una lapide sul Parlamento tedesco, data 10 settembre 1989, con scritto “In segno dell’amicizia tra il popolo ungherese e tedesco”.
● Con la rinuncia alla carica a ministro ungherese dell’Economia del manager Tamáz Vahl – che per anni ha lavorato per società tedesche (in particolare Siemens e SAP, che ha diretto nel 2000-2008) e che passa a Budapest per uomo dei tedeschi – Berlino perde la possibilità di influenza diretta, a favore delle imprese tedesche; (di cui aveva prematuramente gioito il settimanale tedesco Handelsblatt, 16.04.2009)
o Nominato dal nuovo primo ministro ungherese Gordon Bajnai, Vahl ha rinunciato alla nomina perché accusato corruzione.
● Già dal 1989 Berlino ha una forte influenza su Budapest, che ha sfruttato nell’economia senza trovare concorrenza; ora deve affidarsi ai canali tradizionali, come la Camera di industria e commercio tedesco-ungherese (DUIHK), dal 2007 presieduta da Vahl.
● Nel 1989 il commercio estero dell’Ungheria era per il 50% con i paesi Est Europei, il 10% con la Germania; nel 2000 il 30% dell’import ungherese veniva dalla Germania, verso cui andava quasi il 40% del suo export; quote poco modificate: 2006 rispettivamente il 32% e 34%; Investimenti Esteri Diretti (IED) tedeschi in Ungheria, fine 2005, €13MD, pari al 28% degli IED totali in Ungh.
o Audi Hungaria è da anni il maggior esportato del paese; le banche tedesche e le catene commerciali hanno una forte presenza; oltre 7000 imprese con capitale in parte o tutto tedesco occupano in Ungheria circa 30mila addetti (su una popolazione di 10 milioni).
● In DUIHK sono organizzate circa 900 imprese ed istituzioni, tra cui una serie di importanti gruppi tedeschi come Siemens, RWE, EnBW, Commerzbank, Allianz, Audi, Miele, Ratiopharm.
Ein Zeichen der Freundschaft
– Mit dem Amtsverzicht des designierten Wirtschaftsministers Ungarns verpasst Berlin die Chance zu unmittelbarer Einflussnahme auf die Budapester Wirtschaftspolitik.
o Der neue ungarische Ministerpräsident Gordon Bajnai hatte den Manager Tamás Vahl nominiert, der viele Jahre für deutsche Firmen gearbeitet hat und in der ungarischen Hauptstadt als Mann der Deutschen gilt.
o Vahl, der sein Amt am gestrigen Montag hätte antreten sollen, hat Ende letzter Woche mitgeteilt, wegen schwerer Korruptionsvorwürfe gegen ihn nicht zur Verfügung zu stehen.
o Berlin besitzt bereits seit Beginn der Systemtransformation gegen Ende der 1980er Jahre herausragenden Einfluss in Budapest und hat dies in eine konkurrenzlose Stellung innerhalb der ungarischen Wirtschaft umgemünzt. Vahl wäre als Wirtschaftsminister hilfreich gewesen, um die Position deutscher Firmen in Ungarn über die Weltwirtschaftskrise hinaus zu sichern. Nach seinem Scheitern muss sich Berlin auf seine traditionellen Einflusskanäle verlassen – etwa die Deutsch-Ungarische Industrie- und Handelskammer, der Vahl bis heute vorsteht.
– Tamás Vahl war vergangene Woche von dem neuen ungarischen Ministerpräsidenten Gordon Bajnai zum Wirtschaftsminister in seinem sogenannten Expertenkabinett nominiert worden.
– Bajnai und Vahl haben beide eine steile Managerkarriere in Ungarn absolviert und kennen sich gut. Vahl gilt in Budapest als Mann der Deutschen. Er hat einen Teil seiner Kindheit in der Bundesrepublik verbracht, spricht gut Deutsch und hat in Ungarn vor allem für deutsche Konzerne gearbeitet:
– für Siemens und insbesondere für den deutschen Softwarehersteller SAP. Seit 2007 fungiert er auch als Präsident der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer. Diese hat es laut Satzung zum Ziel, "die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Ungarn in beiden Richtungen zu pflegen und die Geschäftsinteressen ihrer Mitglieder zu fördern". In ihr sind rund 900 Unternehmen und Institutionen zusammengeschlossen, darunter eine ganze Reihe prominenter deutscher Firmen wie Siemens, RWE, EnBW, Commerzbank, Allianz, Audi, Miele, Ratiopharm.[1]
Mit Abstand Nummer eins
– Der deutschen Wirtschaft ist es unter Mitwirkung solcher Firmen seit dem Beginn der Systemtransformation gegen Ende der 1980er Jahre gelungen, sich in Ungarn eine nahezu konkurrenzlose Stellung zu verschaffen.
– Wickelte das Land 1989 noch mehr als 50 Prozent seines gesamten Außenhandels mit osteuropäischen Staaten und nur knapp zehn Prozent mit der Bundesrepublik ab, so hatte sich nur zehn Jahre später das Verhältnis umgekehrt: Ungarn bezog im Jahr 2000 fast 30 Prozent seiner Einfuhren aus Deutschland, wohin es beinahe 40 Prozent seiner Ausfuhren lieferte. Seitdem haben sich die Anteile kaum verändert: Im Jahr 2006 kamen 32 Prozent der ungarischen Importe aus Deutschland, rund 34 Prozent der Exporte gingen dorthin. Auch bei den auswärtigen Direktinvestitionen führt die Bundesrepublik unangefochten – mit 13 Milliarden Euro Ende 2005, das sind 28 Prozent aller auswärtigen Direktinvestitionen in Ungarn.
– Audi Hungaria ist seit Jahren der größte Einzelexporteur des Landes. Deutsche Banken und Handelsketten sind in Budapest sehr auffällig präsent. Mehr als 7.000 teilweise oder ganz mit deutschem Kapital gegründete Unternehmen beschäftigen in Ungarn rund 300.000 Personen – bei einer Gesamtbevölkerung von zehn Millionen.[2]
Dominanz und Gefolgschaft
– Die quasikoloniale Abhängigkeit Ungarns von der deutschen Wirtschaft wurde von Unternehmerverbänden seit Beginn der 1990er Jahre systematisch aufgebaut – zunächst von einem "Delegiertenbüro" der deutschen Wirtschaft in Budapest, ab 1993 dann von der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer, der heute Tamás Vahl vorsteht.
– Dennoch wäre die außerordentliche Dominanz deutscher Firmen in Ungarn kaum denkbar, gäbe es nicht eine außergewöhnlich enge politische Kooperation.
– Diese hat ihre Ursprünge bereits in den frühen 1980er Jahren und bezog sich auf gemeinsame "Volksgruppen"-Politik [3], aber auch auf abgestimmte Bemühungen, die sowjetische Hegemonie und das realsozialistische System abzuschütteln. Legendär ist bis heute das zwischen Budapest, Berlin und Wien koordinierte "Paneuropa-Picknick" vom August 1989, bei dem mehrere Hundert DDR-Bürger die ungarisch-österreichische Grenze durchbrachen – und den weiteren Zerfall des östlichen Staatensystems beschleunigten.[4]
– In Erinnerung daran findet sich heute an den Mauern des Berliner Reichstags eine auf den 10. September 1989 datierte Tafel mit der Aufschrift: "Ein Zeichen der Freundschaft zwischen dem ungarischen und dem deutschen Volke". Das deutsch-ungarische Bündnis, das sich in Berliner Dominanz und Budapester Gefolgschaft manifestiert, wurde Ende der 1980er Jahre zum dritten Male im 20. Jahrhundert zum Leben erweckt.
Nicht mit rechten Dingen
Dass es bei der Durchsetzung und Bewahrung deutscher Dominanz in Ungarn nicht immer mit rechten Dingen zuging, belegt die Karriere von Tamás Vahl.
– Vahl war Chef (2000 bis 2008) der ungarischen Filiale des deutschen Softwareherstellers SAP, als diese wegen illegaler Preisabsprachen zu einer Kartellstrafe in Höhe von 2,4 Millionen Euro verurteilt wurde. Geschadet hat dies SAP offenbar nicht. Man halte bereits jetzt einen Marktanteil von 36 Prozent und wolle die "Marktführung deutlich ausbauen", teilt die Firma mit.[5] Dieses Ziel verfolge man "trotz der Wirtschaftskrise".
– Als der neue Ministerpräsident Ungarns letzte Woche bekanntgab, er wolle den ehemaligen SAP-Chef Vahl zum Wirtschaftsminister machen, jubelte angesichts der bevorstehenden krisenbedingten Umbrüche in der ungarischen Wirtschaftspolitik nicht nur der Softwareproduzent aus Walldorf (Bundesland Baden-Württemberg), sondern auch die Wirtschaftspresse: "Jetzt bekommt Deutschland sogar indirekt Einfluss in der ungarischen Politik".[6] Weil die illegalen SAP-Preisabsprachen unter seiner Ägide bekannt wurden, musste Vahl nun auf das Ministeramt – ein besonderes Zeichen deutsch-ungarischer "Freundschaft" – verzichten. Dass die deutsche Wirtschaft deswegen ihre Dominanz, die sie auch ohne einen der Ihren im Ministeramt erlangte, auch nur teilweise verlieren könnte, damit rechnet in Budapest niemand.
– Weitere Informationen über das deutsch-ungarische Dominanzverhältnis finden Sie hier: Konkurrenz der "Halsabschneider", Wert der Waffen, Besser als wir, Paneuropa-Picknick, Wahnsinn, Revision der Geschichte, Verdienstorden, Die zweite Welle, "Transsilvanien ist unser", Magyarentum, Ein besonderes Verhältnis, Moralisch und materiell und Nicht zum ersten Mal.
[1] Über uns; www.ahkungarn.hu
[2] Ungarn: Beziehungen zu Deutschland; www.auswaertiges-amt.de
[3] s. dazu Ein besonderes Verhältnis
[4] s. dazu Paneuropa-Picknick
[5] SAP Ungarn auf Erfolgskurs; www.sap.info 17.02.2009
[6] Tamás Vahl: Ungarns Draht zu Deutschland; Handelsblatt 16.04.2009