● Nonostante il previsto rallentamento, la Germania rimarrebbe un faro luminoso non solo per la zona euro ma per tutta la UE, con Spagna e Italia già in recessione, e Francia e GB alle sue porte.
● Sul mercato mondiale la Germania è il solo paese G7 a non aver perso quote, ed ha conquistato posizioni rispetto agli USA.
● Il vantaggio tedesco fa crescere le tensioni tra i paesi UE, il mondo economico tedesco si scontra con la presidenza francese della UE sui suoi progetti economici e finanziari:
o I tedeschi vogliono impedire la riduzione dell’IVA richiesta dalla Franncia, dopo che sotto la pressione della Bundesbank la BCE ha alzato il tasso di sconto, gravando sulla congiuntura, soprattutto dei paesi dell’Ovest e Sud Europa in cui è forte il rallentamento economico; forti proteste da parte di Roma e Madrid e Lisbona e Parigi, che anzi ne aveva la riduzione ed ha dovuto cedere.
o La stampa economica tedesca polemizza contro tute le misure proposte dall’interventismo francese, ma conclude che finora Sarkozy non è riuscito ad imporsi con le «sue nuove proposte spettacolar-populistiche» contro la «silenziosa ma efficace diplomazia» della cancelliera Merkel.
● Mentre Roma e Madrid hanno rallentato la crescita, l’Economia tedesca si trova in una “alta congiuntura di dimensioni storiche”: 2007, PIL +2,5%, le 30 società tedesche listate alla Borsa Dax hanno registrato fatturato +10%, utili + 20%,
o con conseguente raddoppio delle imposte da esse versate nelle casse statali, contro +18 delle tasse versate all’estero,
o anche se solo il 31% del fatturato complessivo dei grandi gruppi tedeschi è generato in Germania, le loro imposte rimangono per il 51% nel paese.
● Primo quadrimestre 2008: crescita del PIL tedesco maggiore di quella dei 12 anni precedenti, con crescita parallela delle entrate fiscali federali e dei Land.
● Diversamente da USA, GB e Francia la Germania ha mantenuto la sua base industriale con oltre il 30% della crescita (valore aggiunto?), che fa marciare l’economia tedesca,:
o negli Usa predomina il settore dei servizi mentre il manifatturiero fattura solo il 18% del valore aggiunto.
o Grazie alla loro crescita più veloce, i grandi gruppi tedeschi sarebbero meno spinti a fusioni ed acquisizioni dei concorrenti americani o britannici; solo 1/5 dell’incremento del fatturato è dovuto ad acquisizioni.
o Oltre ai grandi gruppi registrano forti utili anche le PMI, considerate la spina dorsale dell’economia tedesca (dati dell’Istituto per la ricerca sulle PMI – Institut für Mittelstandsforschung, IfM).
– Il rallentamento dell’economia mondiale toccherà nei prossimi mesi anche quella tedesca (per il 2009 previsto ministero Economia e DB +1%; l’OCDE calo, ma ottimismo, BB, la crescita continuerà +1,4%); stesse previsioni da parte delle varie associazioni economiche tedesche;
– il commercio estero + 5,7% nel primo quadrimestre 2008, ma sta perdendo slancio,
– a maggio l’indice del clima delle esportazioni ha registrato i valori più bassi dal 2001; -2,4% la produzione del manifatturiero; -2,6% nell’industria, importante frazione del manifatturiero:
– questo è in gran parte dovuto al maggior calo della domanda per l’export, che ha sostenuto a lungo la congiuntura rispetto alla domanda interna.
Economia – Al minimo degli ultimi 15 anni il numero dei disoccupati (in Germania)
● Il forte calo dei disoccupati offre la possibilità di ridurre i contributi sociali dal 3,3% al 3% del salario lordo (il padronato, e la PMI hanno chiesto già la riduzione dei contributi a meno del 3%); quest’anno previsti risparmi dell’Agenzia Federale per il Lavoro di €2M., e per il 2012 pari a circa €11M.
● (- 123mila, a 3,16 3,2 mn.; -528mila disoccupati rispetto all’anno precedente; tasso di disoccupazione al 7,5%, -0,3 punti; nel 2007 era già calato dell’8,8%; destagionalizzato il numero dei disoccupati a giugno -38mila; -21mila nei Land Ovest, -17mila ad Est)
o 1 punto di assicurazione contro la disoccupazione costerebbe €7M., quindi 0,3 punto sarebbero €2M.
o Lo spazio per la riduzione dei contributi è dato solo da quelli contro la disoccupazione; dal 1° luglio +0,25 i contributi per l’assistenza sanitaria.
Per ogni 100mila disoccupati vengono stanziati €1,3M.
BERLIN/FRANKFURT AM MAIN/PARIS/BRÜSSEL (Eigener Bericht) – Berliner Wirtschaftskreise kündigen heftige Auseinandersetzungen mit der französischen EU-Ratspräsidentschaft um wirtschafts- und finanzpolitische Vorhaben an.
– Man werde die von Paris geplante Senkung der Mehrwertsteuer, die den Verbrauchern zugute käme, unbedingt verhindern, heißt es in Regierungskreisen. Auf Betreiben des Präsidenten der deutschen Bundesbank hat die Europäische Zentralbank gerade erst den Leitzins erhöht und damit die Konjunktur in den Euro-Ländern belastet – gegen heftige Proteste aus Paris, Rom und Madrid.
– Die Zinserhöhung schadet vor allem den Staaten West- und Südeuropas, die stark vom Abschwung belastet sind. Deutschland trifft sie weniger. Hintergrund ist die relative ökonomische Stärke der Bundesrepublik, deren Industrie nach wie vor boomt und durch die Schwächung der Weltwirtschaft wohl weniger beeinträchtigt wird als etwa Frankreich oder Italien. Während Paris auf einen deutlichen Abschwung zusteuert und Rom und Madrid bereits davon betroffen sind, verzeichnet die deutsche Wirtschaft noch beeindruckende Zuwächse – "Hochkonjunktur mit historischen Dimensionen", urteilen Beobachter.
– Für die deutsche Wirtschaft verlief das Geschäftsjahr 2007 überaus positiv. Das Bruttoinlandsprodukt nahm erneut um 2,5 Prozent zu, die 30 im deutschen Aktienindex Dax gelisteten Konzerne konnten ihren Umsatz um zehn und den Gewinn sogar um 20 Prozent steigern.[1]
– Die gute Geschäftsentwicklung führte auch zu deutlich höheren Abgaben an den Staat: Die Dax-Konzerne zahlten laut einer Studie mehr als doppelt so viel Ertragsteuern wie im Jahr zuvor, während der Steueraufwand im Ausland nur um 18 Prozent stieg.
– Zwar werden nur noch 31 Prozent des Gesamtumsatzes der Großkonzerne im Inland generiert, dennoch bleiben die Steuerzahlungen zum größeren Teil in Deutschland (51 Prozent der gesamten Ertragsteuern).[2]
– Im ersten Quartal 2008 zeigte sich die deutsche Wirtschaft ebenfalls noch in Bestform. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs so kräftig wie seit zwölf Jahren nicht mehr, die Steuereinnahmen von Bund und Ländern nahmen in den ersten fünf Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr weiter zu.[3]
– "Made in Germany" habe derzeit in fast allen Branchen "Hochkonjunktur mit historischen Dimensionen", heißt es: "Weil Deutschland im Gegensatz zu den USA, Großbritannien und Frankreich seinen industriellen Kern erhalten hat, brummt die deutsche Wirtschaft."[4] Während etwa in den USA der Dienstleistungssektor dominiert und das produzierende Gewerbe nur noch 18 Prozent an der Bruttowertschöpfung erzielt, ist in Deutschland die Industrie mit einem Anteil von inzwischen wieder über 30 Prozent der Wachstumskern.
– Die großen deutschen Konzerne sind einer Studie zufolge für ihr beschleunigtes Wachstum weitaus weniger auf Fusionen und Firmenkäufe angewiesen als die Konkurrenten in den Vereinigten Staaten oder Großbritannien. Lediglich ein Fünftel ihres Umsatzanstiegs ist auf Übernahmen zurückzuführen.[5] Neben den Großkonzernen geht es auch dem industriellen Mittelstand in Deutschland nach eigener Einschätzung "so gut wie selten". Das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) spricht von einem "sehr positiven Bild" und "hervorragenden Renditen" der Unternehmen, die gemeinhin als das "Rückgrat der deutschen Wirtschaft" gelten.[6]
– Trotz allem dürfte in den kommenden Monaten die Abschwächung der Weltwirtschaft in gewissem Umfang auch auf die deutsche Wirtschaft durchschlagen. Der Außenhandel, der zuletzt mit einer Quartalssteigerung um 5,7 Prozent noch florierte [7], verliert an Schwung.
– Ein "Exportklima-Index", der die Exporterwartungen der Unternehmen ermittelt, sank im Mai auf den niedrigsten Wert seit Ende 2001.[8] Im selben Monat fiel die Produktion des verarbeitenden Gewerbes um 2,4 Prozent; bei der Industrieproduktion, einem wichtigen Bestandteil des verarbeitenden Gewerbes, meldet das Wirtschaftsministerium sogar einen Rückgang um 2,6 Prozent.[9] Die stärker spürbaren negativen Einflüsse werden vor allem dem Ausland zugeschrieben: Die Exportnachfrage, die lange Zeit die Konjunktur antrieb, gab deutlich stärker nach als die Nachfrage im Inland. "Wir müssen uns künftig mit einer deutlich verhalteneren Entwicklung zufrieden geben", sagen Experten voraus.[10]
Eintrübung auf hohem Niveau
Bei der genauen Einschätzung dieser Entwicklung sind die Wirtschaftsexperten noch uneins. Das Wirtschaftsministerium und die Deutsche Bank prognostizieren einen "kräftigen Konjunkturdämpfer" und einen "Abschwung", der mit einem Ein-Prozent-Wachstum im kommenden Jahr "nah an Stagnation" reichen könnte.[11] Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) hat ihre Wachstumsprognose für Deutschland zwar spürbar gesenkt, bleibt aber eher optimistisch und hält die Entwicklung nach wie vor für "robust".[12] Die Bundesbank rechnet ebenfalls mit anhaltendem Wachstum und veranschlagt für 2009 eine Zunahme von 1,4 Prozent.[13]
– Das entspricht in etwa den Erwartungen der Wirtschaft: Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) und das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) haben ihre Konjunkturprognosen für das laufende Jahr nach oben revidiert. Der DIHK spricht von einer "Eintrübung auf hohem Niveau".[14]
– Selbst mit diesen Einschränkungen sei Deutschland ein "Lichtblick" nicht nur in der Euro-Zone, sondern in der gesamten EU, heißt es unter britischen Analysten. Laut Berechnungen eines Londoner Institutes und der Royal Bank of Scotland war die Bundesrepublik zuletzt das einzige Land, das auf Wachstumskurs blieb. Demnach befinden sich Spanien und Italien bereits in der Rezession, Frankreich steht dies bevor.[15] Auch Großbritannien gerate in eine Krise, warnen Experten und schließen eine Rezession noch in diesem Jahr nicht aus.[16] Gegenüber der US-Konkurrenz vermeldete die deutsche Wirtschaft bereits erhebliche Positionsgewinne. Unter den G7-Staaten ist Deutschland der einzige, der auf dem Weltmarkt keine Marktanteile verlor.[17]
Schmerzliche Anpassung
– Die Ausnahmestellung der deutschen Wirtschaft lässt die Spannungen unter den EU-Staaten wachsen. Dies zeigt die kürzlich erfolgte Erhöhung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank (EZB). Als eine der treibenden Kräfte hinter dem EZB-Kurs gilt Bundesbank-Präsident Axel Weber – "auch weil Deutschland vergleichsweise gut dasteht".[18]
– Die neue Zinserhöhung verteuert die Kreditzinsen für Unternehmen und Verbraucher und belastet die Konjunktur – ein Problem, das die anderen, klar im Abschwung befindlichen Länder erheblich stärker trifft als die Bundesrepublik. In Spanien, Portugal und Italien stieß die EZB daher auf scharfe Kritik. Allen voran hatte der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy mehrfach für Zinssenkungen plädiert, musste aber nach Einspruch aus Berlin einlenken.[19] In einigen Ländern des Euro-Raumes bahne sich zwar ein kräftiger Abschwung an, kommentierte die Frankfurter Allgemeine Zeitung kaltschnäuzig die Festigung der deutschen Wirtschaftsdominanz, doch sei es nicht Aufgabe der EZB, dies durch niedrige Zinsen "abzufedern". Die "Anpassungsprozesse" seien eben "schmerzlich".[20]
– Weitere Konflikte um die Wirtschafts- und Finanzpolitik der EU werden folgen. Die Absicht der EU-Kommission, auf Forderung Frankreichs durch eine spürbare Senkung der Mehrwertsteuer die Verbraucher zu entlasten, stieß bereits auf vehementen Protest der Bundesregierung.[21]
– Als gefährlichster Gegner der deutschen Position gilt Paris, das gerade die EU-Ratspräsidentschaft übernommen hat. Die deutsche Wirtschaftspresse polemisiert bereits lautstark gegen das "ganze Menü des traditionellen, französischen Wirtschaftsinterventionismus." "Im kommenden halben Jahr wird’s richtig lustig", kommentiert der Chefredakteur der WirtschaftsWoche: "Nicolas Sarkozy hat die EU-Ratspräsidentschaft inne, und schon in seiner Antrittsrede ließ er kaum etwas von dem aus, was dem rest-liberalen Wirtschaftskurs Deutschlands widerspricht." Allerdings habe Sarkozy sich bislang mit seinen "immer neuen, spektakulär-populistischen Vorschlägen" gegen die "stille, aber wirksame Diplomatie" von Bundeskanzlerin Merkel nicht durchsetzen können.[22]
[1] Dax-Konzerne steigern Umsatz und Gewinn; Frankfurter Allgemeine Zeitung 16.06.2008. S. auch Rekorde im Abschwung und Verstärkte Internationalisierung
[2] 9,5 Milliarden Euro für deutschen Fiskus; Manager Magazin 15.06.2008
[3] 197,9 Milliarden Euro: Steuereinnahmen steigen um sechs Prozent; Welt online 21.06.2008. Ein Umfeld voller Risiken; Frankfurter Allgemeine Zeitung 01.07.2008
[4] Die deutsche Industrie kann nichts erschüttern; Welt online 29.06.2008
[5] Deutsche Unternehmen wachsen aus eigener Kraft; Welt online 22.06.2008
[6] Dem industriellen Mittelstand geht es gut wie selten; Frankfurter Allgemeine Zeitung 10.06.2008
[7] Osteuropa und Russland treiben Export: Noch kauft das Ausland kräftig ein; Frankfurter Rundschau 18.06.2008. Ausfuhr nach Russland legt stark zu; Frankfurter Allgemeine Zeitung 18.06.2008
[8] Deutsche Exportwirtschaft verliert an Schwung; Berliner Zeitung 16.06.2008. Schwächung der Weltwirtschaft drückt Exporte; dpa 21.06.2008
[9] Überraschend wenig Aufträge für deutsche Industrie; Frankfurter Allgemeine Zeitung 05.07.2008
[10] Aufschwung am Ende; Frankfurter Allgemeine Zeitung 05.07.2008. Deutsche Produktion im Mai überraschend gesunken; dpa 07.07.2008. Stärkere Anzeichen einer Flaute; Frankfurter Allgemeine Zeitung 08.07.2008
[11] Regierung erwartet kräftigen Konjunkturdämpfer; Welt online 20.06.2008. Deutsche-Bank-Experte: Jetzt geht’s abwärts mit der Wirtschaft; Welt online 02.07.2008
[12] Wachstumsdynamik bleibt Deutschland erhalten; Frankfurter Allgemeine Zeitung 05.06.2008
[13] Bundesbank sieht anhaltendes Wachstum; dpa 23.06.2008
[14] DIHK hebt Wachstumsprognose für 2008 an; Frankfurter Allgemeine Zeitung 17.06.2008
[15] Deutschland ist Lichtblick in der Euro-Zone; Handelsblatt 03.07.2008
[16] Rezession: Jetzt wird es ernst im Königreich; Frankfurter Rundschau 07.07.2008
[17] s. Transatlantische Positionsgewinne und Gut gerüstet
[18] Zentralbankrat uneins über Zinspolitik; Financial Times Deutschland 03.07.2008
[19] Spanien kritisiert Trichet wegen Zins-Äußerungen scharf; Reuters 08.06.2008. Deutschland weist spanische Kritik an EZB zurück; Reuters 09.06.2008. Kritik zu EZB-Kurswechsel wird lauter; www.finanznachrichten.de 10.06.2008
[20] Kurs halten; Frankfurter Allgemeine Zeitung 04.07.2008
[21] EU plant Senkung der Mehrwertsteuer; Welt online 06.07.2008. Streit mit Brüssel: Niedrigere Mehrwertsteuer? Nicht mit Steinbrück!; Welt online 07.07.2008
[22] Als ob nichts wäre; WirtschaftsWoche 05.07.2008
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Bundesagentur spart zwei Milliarden Euro
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Juni auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren gesunken. Dadurch muss die Bundesagentur weniger Arbeitslosengeld auszahlen – und kann in diesem Jahr zwei Milliarden Euro einsparen. Theoretisch ergäben sich nun Spielräume für eine Senkung der Beiträge
Geringste Arbeitslosenzahl seit 15 Jahren
Bundesagentur spart zwei Milliarden Euro
– 01. Juli 2008 Der starke Rückgang der Arbeitslosigkeit bietet neuen Spielraum zur Senkung der Sozialversicherungsbeiträge. Wie der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise, am Dienstag in Nürnberg mitteilte, spart die Behörde in diesem Jahr voraussichtlich knapp zwei Milliarden Euro ein, weil sie weniger Arbeitslosengeld auszahlen muss. Hochgerechnet bis zum Jahr 2012 ergibt sich sogar ein Volumen von rund 11 Milliarden Euro.
– Damit könnten die Abgaben zur Arbeitslosenversicherung von derzeit 3,3 Prozent des Bruttolohns auf 3,0 Prozent gesenkt werden. „Die Entscheidung dazu muss aber die Politik treffen“, sagte Weise. Fachleute gehen davon aus, dass ein Prozentpunkt in der Arbeitslosenversicherung rund 7 Milliarden Euro kostet, 0,3 Punkte entsprechen demnach gut 2 Milliarden Euro.
– Der Arbeitnehmer- und der Mittelstandsflügel der Unionsfraktion im Bundestag haben schon eine Beitragssenkung auf unter 3 Prozent gefordert. „Wir müssen jede Chance nutzen, um die Beitragszahler zu entlasten“, hatte der Arbeitnehmervertreter Gerald Weiß (CDU) gesagt. Die Arbeitslosenversicherung ist der einzige Zweig der Sozialversicherung, der mittelfristig Potential für die Entlastung der Beitragszahler bietet. Die Sätze zur Pflegeversicherung etwa sind zum 1. Juli gerade erst um 0,25 Prozentpunkte erhöht worden.
Zum ersten Mal seit 15 Jahren weniger als 3,2 Millionen Arbeitslose
– Am Morgen war bekannt geworden, dass die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im Juni um 123.000 auf 3,16 Millionen gesunken ist und damit zum ersten Mal seit 15 Jahren die Marke von 3,2 Millionen unterschritten hat. Damit gab es 528.000 Arbeitslose weniger als vor einem Jahr, berichtete die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg. Die Arbeitslosenquote ging um 0,3 Punkte auf 7,5 Prozent zurück. Vor einem Jahr hatte sie noch bei 8,8 Prozent gelegen. Saisonbereinigt ist die Arbeitslosenzahl in Deutschland im Juni um 38.000 gesunken.
– Im Westen nahm die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Erwerbslosenzahl um 21.000 ab, im Osten um 17.000.
Weise, sagte, die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt habe sich fortgesetzt. Die Arbeitslosigkeit gehe zurück, und die Beschäftigung wachse weiter. Auch die Nachfrage der Unternehmen nach Mitarbeitern sei unverändert hoch.
Im Herbst könnte die Grenze von 3 Millionen unterschritten werden
Allerdings wies Weise darauf hin, dass die finanzielle Vorausschau seines Hauses auf den Prognosen der Bundesregierung basiert. Derzeit trübten sich die Wachstumsaussichten zunehmend ein. Da der Arbeitsmarkt der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hinterherlaufe, sei davon noch nichts zu spüren. Weise rechnet mit einer Chance von „fünfzig zu fünfzig“, dass in diesem Herbst auch die Grenze von 3 Millionen unterschritten wird.
– Sollte sich der Trend jedoch umkehren und die Arbeitslosigkeit steigen, kämen auf die Arbeitslosenversicherung erhebliche Mehrkosten zu. Für 100.000 Arbeitslose gehe man von 1,3 Milliarden Euro allein für das Arbeitslosengeld aus, rechnete Weise vor, dazu kämen die Mittel für die Eingliederungsversuche in den Arbeitsmarkt.
Bankvolkswirte mit verhalten positiven Kommentaren
– Angesichts der guten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt hält Bundesarbeitsminister Olaf Scholz Vollbeschäftigung bis zum Jahr 2015 für machbar. Schritt für Schritt könne in den nächsten Jahren erreicht werden, dass niemand, der seinen Job verliere, länger als ein Jahr ohne Arbeitsplatz bleiben müsse, sagte der SPD-Politiker am Dienstag. „Vollbeschäftigung wäre damit erreicht.“ Mehr und bessere Bildung sei dafür ein wesentlicher Schlüssel. So dürfe der von der SPD geforderte Rechtsanspruch auf das Nachholen des Hauptschulabschlusses nicht länger verzögert werden. „Wir haben es jetzt in der Hand zu verhindern, dass wir es 2015 statt mit Vollbeschäftigung mit Fachkräftemangel und einer hohen Arbeitslosigkeit zu tun bekommen“, sagte Scholz.
Jetzt sind die Arbeitsmarktdaten für Juni bekannt
Auch Bankvolkswirte reagierten verhalten positiv auf die neuen Zahlen: „Das ist ein recht kräftiger Rückgang“, sagte Stephan Rieke von der BHF-Bank. „Wir hatten in den Monaten zuvor schwächere Ergebnisse, teilweise auch witterungsbedingt. Die konjunkturelle Abschwächung macht sich am Arbeitsmarkt bislang noch nicht bemerkbar.“ Er warnte aber auch, dass konjunkturell einige schwächere Monate bevorstünden und dies auch negative Folgen für den Arbeitsmarkt haben könne.
Gertrud Traud von der Helaba äußerte sich ähnlich: „Es ist wichtig zu sehen, dass sich der Arbeitsmarkt trotz aller Krisendiskussionen weiter verbessert“, sagte sie. „Wir haben ja derzeit eine wahre Inflation der Krisenthemen, wobei positive Zahlen sehr stark ignoriert werden.“ Der Arbeitsmarkt erweise sich noch als sehr robust. „Wir glauben, dass sich die Lage sogar noch weiter aufhellen wird“, sagte Traud. „Allerdings werden wir beim Abbau der Arbeitslosigkeit nicht mehr derart große Fortschritte machen wie bisher.
Text: FAZ.NET