Editoriale – La missione dell’Italia nel Mediterraneo

Heinz-Joachim
Fischer
Stupisce l’unità degli italiani. Dal presidente ai cittadini
della provincia prevale l’accordo sulla missione di pace di un forte
contingente italiano nel pericoloso Libano.
È come se gli italiani, il governo di sinistra di Prodi e
l’opposizione dei centro-destra di Berlusconi, ma anche la sinistra radiale, i
comunisti e i verdi come pure i maggiori commentatori dei media- avessero
riscoperto il segreto della “Pax Romana”
per i problemi del MO, per l’idea di pace della comunità internazionale in
Libano.
Sembra che il mito di quella pace nell’impero romano sia stato
trasferito dall’antichità nella politica attuale, un mito che garantisce il
predomino della ragione politica sul potere particolaristico, pur se con
interruzioni e crude dimostrazioni di forza da parte delle legioni imperiali;
una “quiete dell’ordine” però, imposta contro qualsiasi rivolta nazionale,
qualsiasi fanatismo religioso, contrasti sociali e ambizione economica…
Non è altrimenti spiegabile come la promessa quasi
precipitosa del primo ministro Podi di inviare truppe negli scontri tra Israele
le milizie Hezbollah non sia stata distrutta nella solita lite dei partiti
romani.
L’avvio della missione militare italiana è stata accolta per
lo più in modo fiducioso, anche se nessuno si aspetta che i soldati del paese
campione mondiale di football possano dare prestazioni militari speciali. A
riguardo, dopo il crollo dell’impero romano, gli italiani hanno dovuto
apprendere un bel po’ di realismo.
[…]
Si sa, ci sono anche altri motivi presentati dei vari
ministri e capi di partito. Un principio della politica estera italiana, per
esempio, è “esserci” – il più possibile dalla parte dei più forti, nel gruppo
delle maggiori potenze economiche e nel caso anche nel C.d.S. dell’ONU.

L’Italia non vuole rimanere ai margini dell’Europa, ma
continuare a far parte dell’Alleanza, della Nato, della UE, alla pari con
Germania, Francia e Gran Bretagna.

Tale principio viene tramandato da un governo all’altro, che
si di sinistra o di destra.

Questo ha portato già nel 1982 ad una riuscita missione
militare italiana in Libano, dopo una débâcle degli americani. Il principio è poi stato seguito nei
Balcani (Kosovo), in Afghanistan e anche nella seconda guerra irachena (a causa
della predilezione di Berlusconi per gli USA), con la moderata opposizione dei
partiti della sinistra e con l’unanime omaggio ai caduti degli attacchi
terroristici.

D’Alema, il ministro degli Esteri DS, ha di recente parlato
della responsabilità dell’Italia per il MO che pervade tutta la storia. Gli
italiani in Libano devono far fronte ad un’eredità, senza il peso del passato
coloniale francese britannico, non disturbati dalle ambizioni americane di
potenza mondiale. … Molto prima dell’illuminista
tedesco Lessing, il poeta fiorentino Boccaccio nel XIV secolo rappresentò nella
“Parabola dell’anello” la propria convinzione che ebrei, musulmani e cristiani
potessero vivere pacificamente l’uno accanto all’altro. …

Compare ora a Roma un nuovo senso di responsabilità in
politica estera per il Mediterraneo e i paesi costieri, che da tempo gli
alleati europei si erano auspicati.

Ha contribuito a ciò il fatto che sbarcano sulle coste
italiane sempre più profughi dai paesi islamici, facendo aumentare in modo
considerevole il numero degli immigrati musulmani anche in Italia.

L’invio
di un forte contingente in Libano da parte del governo di sinistra Prodi
rappresenta una nuova dimensione della politica estera italiana. E non è un
caso che la costellazione dei partiti a Roma si assomigli a quella di Berlino,
che ha abbandonato la solita moderazione e che ha corredato le iniziative
militari con parole d’ordine di ampia portata.
Faz 06-09-06

Leitartikel – Italiens Mission im Mittelmeer

Von Heinz-Joachim Fischer

06. September 2006

Die Einigkeit der
Italiener verwundert. Vom Staatspräsidenten bis zu den Bürgern in der Provinz
herrscht Eintracht über die Friedensmission einer starken italienischen Truppe
im gefährlichen Libanon
.
Es ist, als ob die Italiener – die linke Regierung Prodi und die Opposition der
rechten Mitte unter Berlusconi, sogar die radikalen Linken, Kommunisten und
Grüne sowie die führenden Medienkommentatoren gleichermaßen – das Geheimnis der
"Pax Romana" wiederentdeckt hätten für die Probleme des Nahen Ostens,
für die Friedensidee der Völkergemeinschaft im Libanon.


Damit scheint der Mythos jenes
Friedens im römischen Weltreich der Antike in die aktuelle Politik zu
schwappen, der die Herrschaft der politischen Vernunft über partikuläre Gewalt
garantierte, allerdings mit Unterbrechungen und harten Machtbeweisen der
kaiserlichen Legionen; einer "Ruhe der Ordnung" jedoch, die gegen
jede nationale Überhebung, jeden religiösen Fanatismus, gegen soziale
Differenzen und wirtschaftliche Ambitionen durchgesetzt wurde und
jahrhundertelang Bestand hatte. Anders als vor einem solchen Hintergrund ist es nicht zu erklären, daß
die fast voreilig gegebene Zusage des Ministerpräsidenten Prodi, Truppen in den
Streifen zwischen Israel und den Hizbullah-Milizen zu entsenden, nicht im
üblichen römischen Parteienstreit zerrieben worden ist.Der Beginn der
italienischen Militärmission ist von den meisten zuversichtlich (nur mit ein
wenig Bangigkeit) aufgenommen worden, auch wenn sich niemand einbildet, daß die
Soldaten aus dem Land des Fußballweltmeisters militärische Sonderleistungen
vollbringen könnten
. Dafür haben die Italiener nach dem Untergang des
Römischen Reiches zu viel an Realismus hinzulernen müssen
.

Realistisch wird der
Auftrag eingeschätzt, den die italienischen Soldaten zwischen Israel und seinen
arabischen Nachbarn zu erfüllen haben. Der lautet, die Waffenruhe im Süden
des Libanons wahren zu helfen und dazu beizutragen, daß die politischen Führer
beider Seiten die Waffenruhe auch wollen.
Zwischen die verfeindeten
Parteien sollen ein bißchen Stil und Lebensklugheit "all’ italiana" gesät
werden, gegen jeden Radikalismus, mit der Lehre, daß es keinen Sinn ergibt,
sich gegenseitig umzubringen. Dazu fühlen sich die führenden Politiker in
Italien verpflichtet, linke wie rechte, und dazu erhalten sie die Unterstützung
ihrer Wähler. Prodi hatte recht, als er sagte, die Friedensmission der
italienischen Militärs im Auftrag der Vereinten Nationen werde "vom ganzen
Land getragen". Staatspräsident Napolitano stellte dazu nur
Übereinstimmung fest.


Gewiß, es gibt zusätzliche
Motive, die von den verschiedenen Ministern und Parteiführern vorgetragen
werden. Ein Grundsatz der italienischen Außenpolitik ist es zum Beispiel,
"dabeizusein" – möglichst an der Seite der Stärkeren, im Kreis der
führenden Wirtschaftsnationen und gegebenenfalls auch im Sicherheitsrat der
Vereinten Nationen
.


Italien
will nicht am Rand Europas stehen, sondern als Teil der Bündnisse, der Nato,
der Europäischen Union, bestehen, gleichberechtigt mit Deutschland, Frankreich
und Großbritannien. Dieser Grundsatz wird von einer
Regierung an die nächste weitergegeben, ungeachtet ihrer Ausrichtung nach links
oder rechts.


Das
hat schon 1982 zu einer erfolgreichen italienischen Militärmission im Libanon
geführt
, nach einem
Desaster der Amerikaner. Der Grundsatz wurde dann
weiter befolgt, auf dem Balkan (Kosovo), in Afghanistan und selbst im zweiten
amerikanischen Irak-Krieg (wegen Berlusconis Vorliebe für die Vereinigten Staaten)
– mit maßvoller Opposition der Linksparteien und mit der einhelligen Ehrung der
bei Terroranschlägen Getöteten.


Der linksdemokratische
Außenminister D’Alema sprach kürzlich von der die Geschichte durchziehenden
Verantwortung Italiens für den Nahen Osten. Die Italiener müßten sich im
Libanon einem historischen Erbe stellen, unbelastet von französischer oder
britischer Kolonialvergangenheit, unbehelligt von amerikanischen
Weltmachtambitionen. Da werden lebendig Jahrhunderte des wechselvollen Zusammenlebens
im Mittelmeer mit den muslimischen Nachbarn an den Gegenküsten, mit den
Sarazenen, die oft genug die Küstenstädte an der Adria und am Tyrrhenischen
Meer plünderten, mit Arabern und Türken, mit denen die Seerepubliken Pisa und
Amalfi, aber ebenso Venezianer und Genuesen Handel trieben und gegen die sie
Krieg führten. Lange vor dem deutschen Aufklärer Lessing vertrat der
Florentiner Dichter Boccaccio im 14. Jahrhundert in der "Ringparabel"
seine Überzeugung, daß Juden, Muslime und Christen doch friedlich miteinander
leben könnten.


Jetzt kommt in Rom ein neues
Gefühl der außenpolitischen Verantwortung für das Mittelmeer und dessen
Anrainerstaaten zum Vorschein, das sich die europäischen Verbündeten schon
lange gewünscht haben. Dazu hat beigetragen, daß an den italienischen Küsten
immer mehr Bootsflüchtlinge aus islamischen Ländern anlanden, daß die Zahl der
muslimischen Immigranten auch auf der Apenninhalbinsel ins Beträchtliche
wächst.


Die
Entsendung eines starken Kontingents in den Libanon durch die linke Regierung
Prodi – Berlusconi hätte weniger geschickt, sagte er – bedeutet eine neue
Dimension der italienischen Außenpolitik. Und es ist
wohl kein Zufall, daß dabei die parteipolitische Konstellation in Rom
derjenigen ähnelt, die in Berlin die bis dahin geübte Zurückhaltung aufgegeben
und die Militäraktionen mit weittragenden Losungen versehen hat.

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