– Dopo Bengasi e El Baida nell’Est le proteste hanno raggiunto per la prima volta Tripoli e Misrata sul Mediterraneo.
– Dal discorso del figlio di Gheddafi, Saif al-Islam, trapela ansia: è risultato chiaro che il governo ha perso il controllo di Bengasi, seconda maggiore città libica; i manifestanti si sarebbero impadroniti di diversi mezzi corazzati e armi.
– Sembra che diverse tribù si siano unite agli oppositori di Gheddafi, due tribù hanno deciso di porre sotto il proprio controllo la città di Sabha, Centro Libia, dove secondo voci si sarebbe ritirato Gheddafi.
– Inizia a sgretolarsi la coesione interna al regime:
o Il rappresentante libico presso la Lega Araba, Abdel Moneim al-Honi si è dimesso e unito alla “rivoluzione”;
o Hussein Sadiq al-Musrati, alto diplomatico in Cina, ha annunciato le proprie dimissioni ad al-Jazeera; ha parlato di forti scontri tra i figli di Gheddafi.
– Saif al-Islam – che nel 2007 ha capeggiato per un anno la corrente riformista del regime:
o ha messo in guardia dal pericolo di una guerra civile, annunciando la determinazione ad andare fino in fondo:
o «Siano ad un bivio: o l’accordo su una linea riformista, o non piangeremo solo le 84 vittime, ma a migliaia».
o «Il parlamento libico si riunirà presto per decidere nuove leggi penali e leggi per maggiori libertà civili e di stampa»; ha invitato la popolazione a «costruire una nuova Libia».
o Sarà represso qualsiasi tentativo di «un’altra rivoluzione Facebook» come in Tunisia o Egitto. Saif al-Islam ha dichiarato che l’esercito è con Gheddafi; ma ha riconosciuto errori da parte dell’esercito nei confronti delle proteste.
o Saif al-Islam accusa forze arabe e africane di fomentare le proteste per dividere il paese e istituire un regime islamista;
o Ha minacciato di estromettere dalla Libia tutti i gruppi petroliferi esteri.
o Secondo Human Right Watch le vittime sarebbero salite a 233; centinaia di tunisini che abitavano il Libia sono fuggiti, raccontando di vere e proprie carneficine, come dichiarato dal sindacalista tunisino Houcine Betaieb.
Süddeutsche Zeitung 110219
Ein Kommentar von Rudolph Chimelli
– La pressione sociale è molto minore in Libia rispetto ai paesi vicini:
o le abitazioni, costruite da decine di migliaia di cinesi, vietnamiti, turchi, vengono assegnate quasi gratuitamente;
o gratuite le cure mediche;
o nessuno patisce la fame;
o aumenta però la disoccupazione (i dipendenti pubblici non hanno maggiori privilegi).
– Gheddafi, che appare sempre più distante dalla realtà, quando si tratta del mantenimento potere è lucido e di un realismo brutale. Si appoggia sul clan famigliare, sulle forze armate su un apparato clientelare del “Comitato popolare rivoluzionario” a cui sono riconosciuti privilegi, sulla polizia segreta,
o e sa come mettere gli uni contro gli altri.
– Ogni cinque anni coopta giovani leve tra i quadri; ha costruito un sistema difficile da riformare, contro il quale Seif-al-Islam, il figlio “riformista”, si è scottato più volte le mani;
o Un sistema che appare anche difficile da abbattere, essendo dubbio che ci siano le condizioni per un movimento di massa rivoluzionario.
o Sono stati parenti di oltre un migliaio di prigionieri massacrati 15 anni fa’ nel famigerato carcere Abu-Jamal a Tripoli a Bengasi a dare il via alle proteste;
Per allentare la pressione sono stati rilasciati dal carcere 110 islamisti.
Nach tagelangen Protesten in Libyen – Gaddafi-Sohn warnt vor Bürgerkrieg
In Libyen haben sich die Massenproteste gegen Machthaber Muammar al-Gaddafi auf die Hauptstadt Tripolis ausgeweitet. Gaddafi-Sohn Saif al-Islam kündigte einen Kampf bis zum Ende an.
– TRIPOLIS/BRÜSSEL afp/rtr | Nach tagelangen, zunehmend heftigeren Protesten gegen Libyens Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi hat dessen Sohn Reformen zugesagt. In einer in der Nacht zum Montag vom Fernsehen übertragenen Ansprache machte Seif el Islam Gaddafi aber gleichzeitig deutlich, dass sein Vater nicht abdanken werde, und warnte vor einem Bürgerkrieg. Kurz zuvor hatten die Proteste erstmals die Hauptstadt Tripolis erreicht. Augenzeugen berichteten von Schüssen und brennenden Autos. Demonstranten warfen Steine auf Gaddafi-Plakate. Die Polizei setzte Tränengas ein. Ein Einlenken der Führung war nicht abzusehen: Gaddafis Sohn Saif al-Islam warnte vor einem Bürgerkrieg und kündigte einen Kampf bis zum Ende an.
– Das libysche Parlament werde schon bald zusammentreten, um neue Strafgesetze sowie Gesetze für mehr Presse- und Bürgerfreiheiten zu verabschieden, kündigte Seif al-Islam Gaddafi in seiner Rede weiter an. Er rief die Bevölkerung dazu auf, ein "neues Libyen zu erschaffen".
Das nordafrikanische Land stehe "vor dem Scheideweg: Entweder verständigen wir uns auf Reformen, oder wir werden nicht nur den Tod von 84 Menschen beweinen, sondern von tausenden". Den ausländischen Medien, die von bis zu 200 Opfer der gewaltsamen Einsätze der Sicherheitskräfte berichtet hatten, warf Gaddafis Sohn Übertreibung vor. Der Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch zufolge stieg die Zahl der Toten bei den schwersten Unruhen in Gaddafis 40-jähriger Herrschaft auf mindestens 233. Wegen der blutigen Proteste sind hunderte dort lebende Tunesier aus dem Land geflohen und in ihre Heimat zurückgekehrt. Die Flüchtlinge hätten von einem wahren "Gemetzel" berichtet, sagte der tunesische Gewerkschafter Houcine Betaieb.
– Nach tagelangen Protesten hatte sich die Lage in dem nordafrikanischen Land am Wochenende weiter zugespitzt. Nach Bengasi und El Baida im Osten des Landes erreichten sie auch die Mittelmeerstadt Misrata sowie Tripolis. Nach Angaben von Einwohnern hallten Schüsse und Krankenwagen-Sirenen durch die Viertel der Hauptstadt. Gleichzeitig aber waren Hup-Konzerte sowie laute Freudenschreie von Frauen zu hören: Gerüchte machten die Runde, Gaddafi habe nach 41 Jahren an der Macht das Land bereits verlassen – tatsächlich schweigt der Revolutionsführer seit Beginn der Proteste vor knapp einer Woche.
– Gaddafis Sohn, der 2007 für ein Jahr den Reformflügel des Regimes leitete, machte in seiner Fernsehansprache deutlich, dass jeder Versuch einer "weiteren Facebook-Revolution" wie in Tunesien oder Ägypten niedergeschlagen werde. Die Armee stehe hinter dem Revolutionsführer. Gleichzeitig räumte er jedoch Fehler der Armee im Umgang mit den Protesten ein.
– In al-Islam Gaddafis Rede klang immer wieder eine gewisse Verzweiflung durch. So wurde deutlich, dass die Regierung die Kontrolle über die zweitgrößte Stadt Bengasi verloren hat. Demonstranten hätten sich mehrerer Panzer und Waffen bemächtigt, sagte er.
– Er warf arabischen und afrikanischen Kräften vor, die Unruhen zu schüren, um die Einheit des Landes zu zerstören und ein islamistisches Regime zu errichten. Gleichzeitig drohte er allen ausländischen Ölfirmen mit dem Rauswurf aus Libyen.
– Mehrere Stämme sollen sich mittlerweile den Gegnern von Staatschef Muammar al-Gaddafi angeschlossen haben. Auf Internetseiten der Oppositionellen hieß es am Montag, zwei Stämme planten, die Stadt Sebha in Zentrallibyen unter ihre Kontrolle zu bringen. Zuvor hatten Gerüchte die Runde gemacht, dass sich Gaddafi dorthin zurückgezogen haben soll.
– Unterdessen beginnt der Zusammenhalt innerhalb des Regimes zu bröckeln.
o Der ständige Vertreter Libyens bei der Arabischen Liga, Abdel Moneim al-Honi, legte am Sonntag seinen Posten nieder und schloss sich der "Revolution" in seinem Land an. Ihm folgte am Montag ein ranghoher Diplomat in China: Vor laufender Kamera des Senders El Dschasira rief Hussein Sadiq al-Musrati das gesamte diplomatische Korps auf, sich seinem Rücktritt anzuschließen. Der Diplomat berichtete von heftigen Kämpfen zwischen Gaddafis Söhnen, doch ließ sich diese Information laut al-Dschasira zunächst nicht bestätigen.
Süddeutsche Zeitung 110219
Unruhen in Libyen Der ewige Potentat
Ein Kommentar von Rudolph Chimelli
Seit 42 Jahren herrscht Muammar el Gaddafi in Libyen. Zwar scheint der Diktator langsam den Bezug zur Realität zu verlieren. Doch wenn es um den Machterhalt geht, ist Gaddafi hellsichtig und von brutalem Realismus.
Mit seinen 68 Jahren ist Muammar el Gaddafi, im Vergleich zu den gestürzten Potentaten Ägyptens und Tunesiens, relativ jung. Aber Libyens Revolutionsführer regiert seit 42 Jahren und damit länger als jeder anderer Herrscher der arabischen Welt. Wie die Proteste in mehreren Städten zeigen, geht vielen seiner Landsleute die Geduld aus, zumal sie vom Öl- und Gasreichtum des Landes nur ungenügend profitieren.
– Gleichwohl ist der soziale Druck in Libyen viel geringer als in den Nachbarländern. Überall stehen Baukräne, der Wohnraum, den Zehntausende chinesische, vietnamesische, türkische Arbeiter errichten, wird fast kostenlos vergeben.
– Medizinische Versorgung ist gratis, die Arbeitslosen werden mehr, doch sie können sich damit trösten, dass auch die vielen Staatsdiener wenig tun und wenig verdienen. Niemand hungert in Libyen.
– Von der Realität ist Gaddafi, der nur wenigen vertraut, aber alles entscheidet, immer weiter entfernt. Als über den Reichtum des Ägypters Mubarak gesprochen wurde, meinte er, der habe doch nicht einmal Anzüge im Schrank. Und die Tunesier hätten Ben Ali vor allem verübelt, dass die Trabelsis, die Angehörigen seiner Frau, aus dem libyschen Tripolis stammten. Über die bizarren Seiten des Revolutionsführers lachte längst die Welt. Aus Wikileaks erfuhr sie, dass er sich weigert, ohne seine ukrainische Krankenschwester Galina Kolotnitzka, eine üppige Blondine, zu reisen.
– Wenn es um den Machterhalt geht, ist Gaddafi hellsichtig und von brutalem Realismus. Er stützt sich auf den Familienclan, die Armee, den mit Privilegien ausgestatteten Klientenapparat der revolutionären Volkskomitees, die skrupellose Geheimpolizei – und er weiß sie alle gegeneinander auszuspielen.
– Alle fünf Jahre holt er jüngeren Nachwuchs in seine Kaderorganisation.
o Er hat damit ein System geschaffen, das schwer zu reformieren ist. Sein auf Erneuerung bedachter Sohn Seif-ul-Islam hat sich mehrfach die Finger verbrannt.
o Ebenso schwer dürfte dieses System zu stürzen sein. Dass die Stimmung reif ist für eine revolutionäre Massenbewegung, ist fraglich.
– Die Unruhen in Bengasi wurden von Angehörige der mehr als tausend Häftlinge getragen, die vor 15 Jahren im berüchtigten Abu-Dschamal-Gefängnis von Tripolis massakriert wurden. Die Hinterbliebenen, die jeden Samstag demonstrieren, erhalten Entschädigung. Aufgeklärt wurde der Vorgang nie. Um den Druck zu mindern, wurden am Mittwoch 110 Islamisten aus Abu Dschamal entlassen. Doch das war seit Monaten angekündigt.
Internationale TV-Kanäle wie al-Dschasira oder CNN, die mit ihren Kameras den Kairoer Tahrir-Platz ausleuchteten, können in Libyen nicht arbeiten, wenn das politische Wetter schlecht ist. Ausländische Journalisten erhalten selten ein Visum. Nicht einmal libysche Journalisten durften am Donnerstag von Tripolis in den Osten reisen. Die Revolution findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt – wenn sie stattfindet.
(SZ vom 16.02.2011/hai)