Diritti sovrani: azzerati e annullati
– Autorevoli rappresentanti del mondo economico e la cancelliera tedesca chiedono che i paesi indebitati del Sud Europa rinuncino a diritti sovrani fondamentali, come le scelte riguardanti il bilancio statale.
o Per stabilizzare l’area dell’euro fatta vacillare dall’offensiva dell’export tedesco, il presidente dell’associazione degli imprenditori tedeschi, Dieter Hunt: dato che la zona dell’euro ha una moneta unica, occorre rinunciare alla sovranità nazionale a favore di una comune azione; occorre un nuovo trattato Maastricht II, in futuro nessun aiuto europeo per chi viola i criteri di stabilità.
o La Cancelliera Merkel chiede “diritti di ingerenza” grazie ai quali i bilanci statali dei paesi interessati possano essere azzerati e annullati.
– Questa ingerenza si concretizza in un attacco contro la Grecia:
o durante la vista in Germania del primo ministro greco, Papandreou, sono stati concordati “aiuti” tedeschi per energia, privatizzazione, riforma amministrativa, per la creazione di un ufficio del catasto, che prevede l’intervento di esperti tedeschi per amministrazione ed economia.
– Il presidente del gruppo SPD, Steinmeier, propone un “aiuto istituzionale” della UE: trasferire le proprietà statali greche a una istituzione per la privatizzazione delle industrie di Stato (come quello usato per la ex-RDT), che poi le vende.
– L’approvazione del Bundestag dell’ampliamento del “fondo salvastati”, l’EFSF, sembra aver temporaneamente posto fine agli scontri degli ultimi mesi sulla linea politica europea della Germania:
o Hanno votato contro solo 11 deputati CDU e 4 FDP, consentendo al governo di raggiungere la maggioranza, senza dover dipendere dai voti SPD e Verdi, che pure hanno votato a favore.
o Ora le garanzie tedesche per l’EFSF salgono da €123 a €211 MD.
– Ancora poche settimane fa circolava una lista con il nome di decine di deputati della coalizione di governo (FDP, ma anche ala destra CDU e direzione CSU) contrari all’ampliamento dell’EFSF. Contrari pure importanti media, come il gruppo editoriale Springer o Faz.
– Anche tra le associazioni economiche era in atto uno scontro sulla linea da seguire:
o Era contro il proseguimento dell’integrazione europea un’ampia fetta della PMI e della Camera Commercio e Industria tedesca (DIHK),
o mentre le associazioni per il commercio estero erano a favore dell’introduzione degli eurobond: il ritorno a marco, e la conseguente forte rivalutazione della moneta tedesca sarebbe un’enorme sciagura per le imprese volte all’export …
o Questo settore, grazie all’attacco ai salari degli ultimi anni, ha approfittato enormemente dell’euro: circa €750 MD il surplus commerciale verso gli altri paesi della area euro accumulato dalla sua introduzione.
– Il Parlamento europeo ha approvato l’inasprimento del patto di stabilità, che impone la politica di bilancio tedesca a tutti i paesi dell’area euro, in futuro tutti devono per lo meno avere un bilancio in pareggio e puntare alla riduzione del debito, quando è oltre il 60% del Pil; in caso di inadempimento, previste sanzioni semi-automatiche, che possono esser bloccate solo da una maggioranza di 2/3 del consiglio ministri Finanze della UE, con sanzioni pecuniarie fino allo 0,2% del PIL.
– Le tensioni Parigi-Berlino su cosa significhi “governo economico”: Sarkozy avrebbe approvato il meccanismo di sanzioni semiautomatico solo per evitare quelle automatiche richieste da Berlino.
– Forte opposizione anche negli Usa al diktat tedesco per l’austerità, è il motivo della insolita aspra critica del presidente Obama alla UE, responsabile del rischio di una nuova crisi globale.
o I media americani (come New York Times) criticano da un punto di vista keynesiano il predominio tedesco nella UE, il diktat tedesco porta Grecia e altri paesi indebitati sull’orlo del disastro; l’export tedesco produce poca crescita, affondando il consumo dei paesi vicini.
Faz si chiede quanto potrà durare la fedeltà all’integrazione europea, dato che si va riducendo lo spazio di manovra politico e il nuovo rilievo dato agli interessi tedeschi. L’opposizione nei partiti dell’Unione e nella FDP contro l’ESFS sarebbero solo la cima di un iceberg, di delusione, estraniazione e nuova valutazione degli interessi nazionali, che non solo in acque tedesche si sta avvicinando pericolosamente alla nave europea già piena di falle.
Souveräne Rechte: Null und nichtig
– (Eigener Bericht) – Nach der Zustimmung des Bundestages zur Ausweitung des Euro-Rettungsschirms EFSF verlangen deutsche Wirtschaftsfunktionäre und die Kanzlerin den Verzicht der verschuldeten Staaten Südeuropas auf zentrale Souveränitätsrechte.
– Künftig müsse angesichts der Tatsache, dass man in der Eurozone eine gemeinsame Währung habe, die "nationale Souveränität zugunsten gemeinsamen Handelns übertragen" werden, fordert der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Dieter Hundt. Angela Merkel verlangt "Durchgriffsrechte",[diritti di ingerenza] mit denen die Haushalte der betroffenen Länder "für null und nichtig" erklärt werden können. Werden die Forderungen umgesetzt, dann entfällt für die Bevölkerungen der betroffenen Länder selbst die formelle Möglichkeit, Einfluss auf die Haushaltsgestaltung und damit auf einen Kernbereich staatlichen Handelns zu nehmen.
– Die deutschen Spardiktate, die mit solchen Maßnahmen oktroyiert werden sollen, stoßen mittlerweile nicht nur in Frankreich, sondern auch in den USA auf scharfe Kritik – weil sie die Gefahr einer abermaligen globalen Finanzkrise erhöhen.
– Die erbitterten Auseinandersetzungen der letzten Monate um den künftigen europapolitischen Kurs Deutschlands scheinen mit der Zustimmung des deutschen Bundestages zur Ausweitung des Euro-Rettungsschirms EFSF ein vorläufiges Ende gefunden zu haben.
o "Die Rebellion gegen die Kanzlerin ging lautlos zu Ende," kommentierte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) das Abstimmungsergebnis, bei dem nur elf CDU-Abgeordnete und vier FDP-Parlamentarier sich der Koalitionsdisziplin verweigerten.[1] Die Bundesregierung erreichte damit die sogenannte Kanzlermehrheit, ohne auf die Unterstützung von SPD und Bündnis 90/Die Grünen angewiesen zu sein, die ebenfalls für die Ausweitung des EFSF stimmten. Der deutsche Garantierahmen wächst mit der Zustimmung des Bundestages nun von 123 Milliarden auf 211 Milliarden Euro.
Überzeugt oder isoliert
– Die Fraktionsspitzen der Regierungskoalition konnten die Kanzlermehrheit allerdings nur unter allergrößten Anstrengungen erzwingen. Über den FDP-Fraktionsvorsitzenden Rainer Brüderle etwa heißt es, er habe "alle Kräfte" mobilisiert, um Abweichler in der Fraktion "zu überzeugen oder zu isolieren".[2] Noch vor wenigen Wochen kursierten in Berlin Listen mit den Namen von Dutzenden von Koalitionsabgeordneten, die sich einer Zustimmung verweigern wollten (german-foreign-policy.com berichtete [3]). Teile der um ihre politische Zukunft ringenden FDP hatten vor der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus einen dezidiert Euro-kritischen, nationalistisch grundierten Wahlkampf gestartet.
– Ähnliche Vorbehalte gegen die Ausweitung des EFSF waren vom rechten Flügel der CDU und von der CSU-Führung geäußert worden.
– Einflussreiche rechte Medien wie die Springer-Presse oder die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatten die Euro-kritische, mit kaum verhohlener chauvinistischer Rhetorik angereicherte Kampagne unterstützt, die eine Minderwertigkeit der südeuropäischen Nationen in ökonomischen Fragen halluzinierte und sie für die Schuldenkrise verantwortlich machte.
– Auch innerhalb der deutschen Wirtschaftsverbände tobte ein Richtungskampf, bei dem sich etwa weite Teile des sogenannten Mittelstandes und der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) gegen eine Weiterführung der europäischen Integration aussprachen,
– während die Außenhandelsverbände sogar die Einführung von Eurobonds favorisierten.[4]
– Am Vorabend der Abstimmung versuchte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Dieter Hundt, ein Machtwort zu sprechen: "Die Rückkehr zur D-Mark wäre politisch, sozial und wirtschaftlich ein Riesenunglück", denn "die Wechselkursrisiken wären für unsere exportorientierten Unternehmen gewaltig" – schließlich sei bei einer Wiedereinführung der D-Mark mit einer massiven Währungsaufwertung und einem Einbruch der Exporte zu rechnen.[5].
– Tatsächlich hat Deutschlands Exportindustrie – dank des Lohnkahlschlags der letzten Jahre – massiv vom Euro profitiert und seit dessen Einführung ein gigantisches Leistungsbilanzplus von inzwischen knapp 750 Milliarden Euro gegenüber den übrigen Ländern der Eurozone angehäuft.
– Um die unter der deutschen Exportoffensive ins Wanken geratene Eurozone zu stabilisieren, fordert Arbeitgeberpräsident Hundt nun eine Preisgabe demokratischer Hoheitsrechte: "Eine gemeinsame Währung verlangt auch, dass nationale Souveränität zugunsten gemeinsamen Handelns übertragen wird."[6] Deswegen sei die Ausarbeitung eines neuen "Maastricht-II-Vertrages erforderlich: Wer in Zukunft Stabilitätskriterien verletzt, darf keine europäischen Hilfen bekommen." Einen Vorgeschmack auf ein von Interessen der deutschen Exportindustrie dominiertes Europa gewährt die Verschärfung des Euro-Stabilitätspaktes, die jüngst vom Europäischen Parlament gebilligt wurde; sie oktroyiert die konservative deutsche Haushaltspolitik sämtlichen Mitgliedsstaaten der Eurozone. Künftig sollen alle Euroländer im Verlauf eines Konjunkturzyklus’ zumindest einen ausgeglichenen Haushalt aufweisen und darüber hinaus die Reduzierung ihrer Gesamtverschuldung betreiben, wenn diese mehr als 60 Prozent des BIP beträgt. Bei Verstößen gegen den institutionalisierten Sparzwang werden "halbautomatische" Sanktionen fällig, die nur mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit im EU-Finanzministerrat blockiert werden können und drakonische Geldbußen in Höhe von 0,2 Prozent des BIP nach sich ziehen.[7]
– Berlin gehen diese haushaltspolitischen Daumenschrauben [storico: schiaccia pollici/ strette] nicht weit genug. Mit etlichen Initiativen, die darauf abzielen, die nationale Souveränität zunächst der südeuropäischen Staaten aufzuheben, prescht Kanzlerin Merkel vor. Ihr zufolge soll die EU weitgehenden Zugriff auf die Haushaltspolitik von Staaten erhalten, die gegen die Euro-Stabilitätskriterien verstoßen. Merkel sprach wörtlich von "Durchgriffsrechten", mit denen die Haushalte der betroffenen Länder "für null und nichtig" erklärt werden können; die politische Willensbildung in den betroffenen Ländern wäre damit außer Kraft gesetzt.[8] Konkret bemüht sich Berlin bereits um einen direkten Zugriff in Athen. Anlässlich der Deutschland-Visite des griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou wurden "Hilfen" Deutschlands in den "Sektoren Energie, Privatisierung, Verwaltungsreform" und bei der "Bildung eines Katasteramts" vereinbart.[9] Dabei sollen deutsche Experten aus Verwaltung und Wirtschaft zum Einsatz kommen; im Oktober will Wirtschaftsminister Philipp Rösler in die griechische Hauptstadt reisen, um konkrete Schritte einzuleiten. SPD-Fraktionschef Steinmeier schlägt eine "institutionelle Hilfe der EU" vor, in deren Rahmen das griechische Staatsvermögen – ganz wie im Falle der DDR – an eine EU-Treuhandanstalt übertragen wird, die dieses dann veräußert.[10]
Keine Vorliebe für deutsche Diktate
– Ein weiteres Projekt zur Beschränkung der nationalen Souveränität der kleineren EU-Staaten an der Peripherie wird gegenwärtig unter dem Schlagwort "Wirtschaftsregierung" diskutiert. Eine solche "Wirtschaftsregierung" soll den Plänen Berlins und Paris’ zufolge aus dem Treffen der Staats- und Regierungschefs der Eurozone geformt werden.
– EU-Kommissionspräsident Barroso fürchtet einen Machtverlust der EU-Kommission und will die Ausarbeitung einer "echten" EU-Wirtschaftspolitik in deren Zuständigkeitsbereich verlagern: "Verhandlungen zwischen den Regierungen sind nicht genug".[11]
– Dabei werden in der aktuellen Krisenpolitik zugleich auch die Spannungen zwischen Paris und Berlin darüber, was unter "Wirtschaftsregierung" konkret zu verstehen sei, deutlich.
– Bislang bemühe sich Frankreich, die deutschen Kriseninitiativen zu hintertreiben, klagte beispielsweise die FAZ: Die Pariser Regierung sei nicht bereit, die "eigene Budgethoheit – wenn auch begrenzt – einzuschränken". So habe Sarkozy dem "halbautomatischen" Sanktionsmechanismus des neuen Euro-Stabilitätspaktes nur zugestimmt, um die von Berlin geforderten vollständig automatischen Sanktionen zu verhindern. Damit habe Paris die "frühzeitige Sanktionierung von Fehlentwicklungen" in der Haushaltspolitik der Mitgliedsländer unmöglich gemacht. "Überhaupt behagt es der politischen Klasse in Paris nicht", heißt es in der FAZ, "sich haushaltspolitische Entscheidungen ‘von Berlin’ diktieren zu lassen".[12]
Mangel an Solidarität
– Die Berliner Spardiktate haben daneben vor allem in den deutsch-amerikanischen Beziehungen schwerste Dissonanzen ausgelöst und bilden – neben innenpolitischen Motiven im aufkommenden Präsidentschaftswahlkampf – auch den Hintergrund der ungewohnt harschen Kritik von US-Präsident Barack Obama an der EU. Obama warf den Europäern vor, für die Eskalation einer abermaligen Finanzkrise verantwortlich zu sein, die "der Welt Angst einjagt".[13]
– Zuvor hatte US-Finanzminister Timothy Geithner Mitte September vergeblich versucht, die EU-Regierungschefs zu neuen Konjunkturpaketen zu überreden, um die weltweite Konjunkturflaute zu bekämpfen. "Für die Amerikaner ist Deutschland der Buhmann," hieß es in ungewohnter Deutlichkeit in der Presse.[14] In der US-Öffentlichkeit werde insbesondere kritisiert, dass "es der Regierung in Berlin an Solidarität" in der Krisenbewältigung mangele. Die dominante deutsche Stellung in Europa wird mittlerweile in den US-Medien völlig offen kritisiert. Die New York Times etwa attackierte das deutsche Spardiktat scharf, da es Griechenland und andere verschuldete Staaten "in die Nähe eines Zusammenbruchs" führe. Zugleich, hieß es weiter, produziere die deutsche Exportwirtschaft "wenig Wachstum (…), während sie den Nachbarn Nachfrage wegsaugt. Deutschland könnte leicht zu geringen Kosten Geld aufnehmen, um die eigene Nachfrage zu stimulieren."[15]
Die Spitze eines Eisbergs
– Die keynesianisch motivierte US-Kritik an Deutschlands neoliberalem Durchmarsch bringt Berlin allerdings nicht aus der Fassung. Ohnehin stellt sich etwa für die FAZ die Frage, inwiefern das Festhalten an der europäischen Integration angesichts schrumpfender "politischer Spielräume" und einer "Neubewertung deutscher Interessen" Bestand haben werde. Der Widerstand in den Union[e]sparteien und der FDP gegen den EFSF sei nur die "Spitze eines Eisbergs aus Ernüchterung, Entfremdung und der Neubewertung nationaler Interessen" gewesen, "der dem schon leckenden Schiff Europa beileibe nicht nur in deutschen Gewässern gefährlich nahe kommt".[16]
Weitere Berichte und Hintergrundinformationen zur Euro-Krise finden Sie hier: Die deutsche Transferunion, Die Germanisierung Europas, Teilsieg für Deutsch-Europa, Aus der Krise in die Krise, Steil abwärts, Alles muss raus!, Im Mittelpunkt der Proteste, Der Wert des Euro, Die Widersprüche der Krise, Der Krisenprofiteur, In der Gefahrenzone und Erkenntnisse einer neuen Zeit.
[1] Kanzlermehrheit; Frankfurter Allgemeine Zeitung 30.09.2011
[2] Ganz nah bei sich; Frankfurter Allgemeine Zeitung 29.09.2011
[3] s. dazu Erkenntnisse einer neuen Zeit
[4] Tomasz Konicz: Pulver verschossen; www.konicz.info/?p=1763
[5], [6] Arbeitgeberpräsident erteilt Rückkehr zur D-Mark Absage; www.handelsblatt.com 28.09.2011
[7] Der Stabilitäts-Tiger bekommt endlich Zähne; www.ftd.de 27.09.2011
[8] Merkel fordert Etat-Zugriffsrechte bei Defizitsündern; www.welt.de 27.09.2011
[9] Merkel lotet Wirtschaftshilfe für die Griechen aus; www.welt.de 28.09.2011
[10] EU-Treuhand soll griechisches Vermögen verwalten; www.welt.de 01.10.2011
[11] Barroso: Die Regierungen schaffen das nicht ohne uns; Frankfurter Allgemeine Zeitung 29.09.2011
[12] Prävention? Ohne Paris; Frankfurter Allgemeine Zeitung 29.09.2011
[13] "Europäische Schuldenkrise macht der Welt Angst"; www.faz.net 27.09.2011
[14], [15] Amerika rätselt über die Bergisch-Gladbacher Republik; www.welt.de 29.09.2011
[16] Schicksalskette; www.faz.net 30.09.2011
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