<94627248"> Germania – olocausto
<94627249"> Die Welt 05-01-26
Peter Dausend
Il Cancelliere tedesco Schröder e Israel Singer, presidente del Congresso ebraico mondiale, hanno celebrato assieme la commemorazione dell’olocausto ad Auschwitz, con i suoi 1,5 milioni di morti. In ciò Noah Flug, presidente del Comitato internazionale di Auschwitz, vede la misura del cambiamento vissuto dalla Germania.
Kurt Julius Goldstein , sopravvissuto di Auschwitz, presidente onorario del Comitato, dice di non comprendere i tribunali tedeschi che hanno consentito ai «nazisti di arrivare fino al parlamento tedesco e che hanno con ciò impedito che la loro marcia venisse arrestata.
Schröder, ammettendo la propria impotenza di fronte al «maggiore delitto contro l’umanità», riprende nel suo discorso i «Mai più» pronunciato da altri oratori, e riferendosi al crescente appoggio dato ai neonazisti della Npd , promette di difendere tutti gli ebrei che vivono in Germania dallo «antisemitismo degli incorreggibili» con « la forza dello Stato democratico», «per i nemici della democrazie della tolleranza non può esserci nessuna tolleranza nella democrazia capace di difendersi».
Schröder si scaglia contro il concetto del “demone Hitler”, denunciando «l’ideologia nazista come voluta e costruita dagli uomini».
Israel Singer denuncia il fatto che ad esempio, il 50% dei cittadini britannici adulti non ha mai sentito parlare di Auschwitz. Della Shoa non sono responsabili solo i tedeschi, l’Austria è stata la prima complice, e in Francia molti hanno cooperato con i nazisti; la neutralità della Svizzera è stata il suo crimine.
<94627251"> Die Welt 05-01-26
<94627252"> “Ich bekenne meine Scham”
Bundeskanzler Gerhard Schröder spricht vor dem Internationalen Auschwitz-Komitee zum 60. Jahrestag der Befreiung – und warnt auch vor neuem Antisemitismus
von Peter Dausend
“Wir lagen in einer Welt der Toten und der Larven. Um uns war die letzte Spur von Zivilisation verschwunden. Das Werk der Vertierung, von den triumphierenden Deutschen begonnen, war von den geschlagenen Deutschen vollbracht worden.” Primo Levi in “Ist das ein Mensch?” über den 26. Januar 1945, den Tag vor der Befreiung von Auschwitz.
Ein schnurgerader Schotterweg, rechts und links Stacheldrahtzäune, der ins Unendliche zu führen scheint. Daneben: Neun junge Menschen Anfang 20, drei Frauen, sechs Männer, aufgereiht zum Gruppenbild, die einander berühren. Einige lächeln, andere sehen so traurig aus, als hätten sie es verlernt. Vor diesen beiden Schwarz-Weiß-Fotos, vom mittleren Gang in Auschwitz-Birkenau, der nicht ins Unendliche führt, sondern in den Gaskammern drei und vier endet und von den neun Überlebenden, die sich im August 1945 in Frankfurt gemeinsam ablichten ließen, s teht Kurt Julius Goldstein auf der Bühne des Deutschen Theaters in Berlin. Goldstein ist der Ehrenpräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, und bevor er die Gäste bei der Gedenkfeier zum 60. Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers begrüßt, legt er, ein betagter Mann, seinen Stock neben das Rednerpult. Dann spricht er von Auschwitz. Von den 7000 Kilogramm Frauenhaar und den 836 525 Frauenkleidern, die Soldaten der ukrainischen Front vorfanden, als sie am 27. Januar 1945 das Lager erreichten. Von den Goldzähnen, die den vergasten, erschossenen, erdrosselten Juden, Roma und Sinti, Homosexuellen, Widerstandskämpfern herausgebrochen wurden, um mit ihnen den Transport der nächsten Opfer zu finanzieren. Vom Widerstand im KZ, von den Todesmärschen gen Westen, vom Versuch der Nazis, die Spuren des Menschheitsverbrechens zu beseitigen, als alles längst verloren, ihr Wahn aber noch nicht vorüber war. Als Goldstein dann Auschwitz mit seinen mehr als 1,5 Millionen Toten “den größten Friedhof der Welt” nennt, versagt seine Stimme. Die Fotografen greifen zu ihren Kameras. Zitternd nimmt Goldstein ein Taschentuch aus seiner Jackentasche hervor und wischt sich Tränen aus den Augenwinkeln. Im Blitzlichtgewitter.
Auschwitz-Überlebende, Vertreter des Zentralrats der Juden in Deutschland, der Vorsitzende des jüdischen Weltkongresses, Mitglieder von Roma und Sinti-Verbänden sind an diesem Tag ausgerechnet in jene Stadt gekommen, in der die “Endlösung” geplant wurde, um gemeinsam mit dem deutschen Bundeskanzler, den Bundesministern, den Partei – und Fraktionsspitzen sowie zahlreichen Jugendlichen der Opfer des Nazi-Terrors zu gedenken. Ein Zeichen, für das Noach Flug, der Präsident des Komitees, große Worte findet. Daß Gerhard Schröder, der deutsche Kanzler, und Israel Singer, der Vorsitzende des jüdischen Weltkongresses, diesen Tag gemeinsam begingen, zeige, so Flug, nicht nur das Maß an Veränderung, das Deutschland durchlaufen habe, sondern noch mehr: “Es symbolisiert den Sieg des Guten über das Böse, den Sieg der Solidarität und der Liebe über Haß und Trennung, den Sieg des Lebens über den Tod.”
Nach Flug spricht Schröder. Seine beiden Vorredner haben das “Nie wieder” als Grundton gesetzt – und mit deutlichen Worten das Wiedererstarken der NPD in Sachsen angeprangert. Goldstein, der Auschwitz-Überlebende, zeigte Unverständnis für deutsche Gerichte, die zuließen, daß “Nazis sich wieder in deutschen Parlamenten ausbreiten” und die verhinderten, daß ihre Aufmärsche gestoppt würden. “Wenn Gerichte so entscheiden, ist das eine unmenschliche Tat gegen uns.” Beides, das “Nie wieder” und die zunehmende Unterstützung für die NPD, greift Schröder in seiner Rede auf, räumt aber zunächst die eigene Ohnmacht angesichts “des größten Menschheitsverbrechens” ein: “Vor der absoluten Moral- und Sinnlosigkeit des millionenfachen Mords droht die politische Sprache zu versagen.”
Schröder, der von sich selbst gern sagt “Pathos kann ich nicht”, hält eine nüchterne, konzentriert vorgetragene Rede, die all die Emotionen, die nach bewegenden persönliche Schilderungen seiner Vorredner im Zuschauerraum zu spüren sind, gar nicht aufgreifen will. Trotzdem kratzt Schröder an jener Stelle kurz ans Pathetische, als er das alttestamentarisch anmutendes Konzept von “dem Bösen selbst” aufgreift, das sich in den Vernichtungslagern gezeigt und in dem “haßgetriebenen Völkermord der Nationalsozialisten offenbart” habe. Er wendet es jedoch im nächsten Satz bereits wieder ins Irdische, als er sich gegen die Vorstellung vom “Dämonen Hitler” wendet. Die Nazi-Ideologie, so sagt der Kanzler, war menschengewollt und menschengemacht.”
Die nicht leichte Aufgabe, den richtigen Ton zu treffen, meistert Schröder souverän. Er bekundet seine “Scham angesichts der Ermordeten”, spricht von einer Vergangenheit, die sich nicht “bewältigen” lasse, deren Spuren und Lehren aber in die Gegenwart reichten, nennt die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen eine “moralische Verpflichtung” und sagt allen in Deutschland lebenden Juden zu, sie vor “dem Antisemitismus der Unbelehrbaren” mit “der Macht des demokratischen Staates” zu schützen. “Für die Feinde von Demokratie und Toleranz darf es in der wehrhaften Demokratie keine Toleranz geben.”
Trauer, Scham, Demut, Versöhnungswille, Entschlossenheit spricht aus allen Reden, die im Deutschen Theater gehalten werden. Bis Israel Singer ans Rednerpult tritt. Der Vorsitzende des jüdischen Weltkongresses führt – und das sogar viersprachig, in Deutsch, Jiddisch, Habräisch und Englisch – , diesem Tag noch etwas hinzu, was ihm bis dahin gefehlt hat: Wut. In der die
ser Emotion entsprechenden Tonlage, also sehr laut, schimpft Singer darüber, daß 50 Prozent der erwachsenen Briten laut einer BBC-Umfrage noch nie etwas von Auschwitz gehört haben, daß in die Holocaust-Museen der Welt nur Juden und deren Freunde gingen – dem Rest sei alles egal, daß die Menschen von einer “Holocaust-Fatigue” befallen seien, daß alle, die meinten, von Völkermord seien allein die Juden bedroht, doch mal nach Ruanda schauen sollten und daß an der Shoa nicht allein die Deutschen die Schuld trügen. Österreich sei nicht erstes Opfer, sondern erster Helfershelfer gewesen, in Frankreich hätten viele mit den Nazis kooperiert und die Neutralität der Schweiz sei ein eigenes Verbrechen gewesen. Als Singer endet, ist manch einer irritiert. Ob der Tonlage – aber alle spüren, daß ein Gedenktag an die Toten von Auschwitz seltsam unvollständig wäre, wenn sich nicht wenigstens einer aufregen würde.
Artikel erschienen am Mi, 26. Januar 2005
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