Bretton Woods II

Gfp     081023
Bretton Woods II
– Tesi GFP

●    Berlino vuole sfruttare la crisi finanziaria per imporsi a Washington, e cerca alleati.

o   Visita della cancelliera tedesca a Pechino, tra i temi di discussione: nuove regole dei mercati finanziari, che avvantaggino l’espansione dei gruppi tedeschi.

●    La tedesca, transatlantica, FAZ, 22.10.2008: “Politica industriale a spese di altri paesi”, paventa l’utilizzo dei fondi statali americani non solo per la stabilizzazione delle banche in crisi, ma per la creazione di potenti gruppi finanziari.

o   Da parte sua Berlino ha messo a disposizione €1/2 MD per le banche tedesche e per imporsi nella competizione globale;

o   non è però dato sapere se ci riuscirà: l’esempio della banca regionale bavarese sta a dimostrare il profondo coinvolgimento in affari discutibili delle banche tedesche, che rischiano il fallimento.

o   Osservatori non escludono che le banche europee saranno colpite ancora più di quelle americane.

o   Al vertice ASEM (UE+16 paesi E-S-SE Asia[1] che inizia domani, USA assenti) la Merkel parlerà di un nuovo ordinamento finanziario internazionale, la II Bretton Woods, già proposta nel 2007, e respinta dagli USA,

o   che non vogliono che altri paesi controllino il sistema bancario americano.

o   Seguiranno diversi altri “vertici finanziari”: quello UE, il G8, e dopo le elezioni USA uno internazionale.

●    Il peso di Pechino negli scontri in corso è forte,

o   disponendo di enormi riserve in divisa ($1800 MD), con cui potrebbe sostenere il sistema finanziario occidentale;

o   e ancora di più nel quadro del dibattito sulla possibile fine dell’egemonia finanziaria americana; si pensa che l’economia cinese possa superare  quella americana in anticipo sui tempi previsti (il 2040).

●    Lo storico britannico dell’economia, Niall Ferguson: dopo la débâcle militare in Irak, nella crisi finanziaria in corso gli USA starebbero subendo una Waterloo economica.

– i circoli economici tedeschi vedono inoltre nell’Asia intera e nella Cina in particolare un’ancora di salvataggio nella recessione che sta iniziando, come mercati delle proprie merci e fornitori;

– la Cina ha forte interesse a stabilizzare l’economia mondiale, in particolare quella degli USA, dove le esportazioni dell’industria cinese sono per essa importanti.

o   es. VW ha di recente fortemente ridotto la propria produzione in Germania, nel primo trimestre 2008 la vendita di vetture in Cina +13,1%.

– La Cina ha più bisogno degli USA di quanto ne abbia l’Europa (presidente della federazione del commercio all’ingrosso ed estero tedesco), a breve ha interesse a misure di salvataggio della finanza occidentale,

– ma anche in meccanismi a lungo termine, pur essendo le banche cinesi legate  in misura minore ai gruppi finanziari occidentali; il collasso di Lehman Brothers ha però danneggiato fortemente la Cina.

–  A rischio i $700 mn. di investimento delle banche cinesi in Lehman;

– la quota del 12% posseduto dal gruppo cinese dell’alluminio Chinalco nell’australiano Rio Tinto, uno dei maggiori gruppo minerari del mondo, amministrata da Lehman, che inoltre possiede quote di diverse imprese cinesi.

Secondo esperti cinesi Washington avrebbe deliberatamente lasciato fallire Lehman, il cui fallimento tocca poco gli interessi americani.

[1] Partecipanti al vertice ASEM: 10 paesi dell’ASEAN (Borneo, Cambogia, Indonesia, Laos, Malesia, Myanmar, Filippine, Singapore, Tailandia, Vietnam) + Cina, Giappone, Sud Corea, India, Pakistan e Mongolia.

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Bretton Woods II
23.10.2008
BERLIN/BEIJING/WASHINGTON

(Eigener Bericht) – Im Einflusskampf um die Gestaltung einer neuen globalen Finanzordnung führt die deutsche Kanzlerin vom heutigen Donnerstag an Gespräche in Beijing.

–   Gegenstand sind unter anderem deutsche Forderungen nach Finanzmarktregeln, die von den Vereinigten Staaten bisher entschieden abgelehnt werden. Berlin will die Krise nutzen, um sie gegen Washington durchzusetzen, und sucht Verbündete.

–   China hat in den aktuellen Auseinandersetzungen eine bedeutende Rolle inne: Das Land verfügt nicht nur über äußerst umfangreiche Devisenreserven, mit denen es das kollabierende westliche Finanzsystem stützen könnte; es gilt in deutschen Unternehmenskreisen auch als möglicher Rettungsanker in der beginnenden Rezession.

–   Die wachsende Bedeutung Chinas gewinnt zusätzlich angesichts der Debatte um ein mögliches Ende der US-Finanzhegemonie an Brisanz. So wird die Volksrepublik um Jahre früher als bisher vermutet die Vereinigten Staaten als stärkste Volkswirtschaft der Welt ablösen. Berlin versucht die Schwäche Washingtons zum eigenen Machtgewinn zu nutzen – wie die jüngsten Kursstürze zeigen, mit durchaus unklarem Erfolg.

Schwerpunkt

Gespräche über Maßnahmen gegen die aktuelle Finanzkrise und über die Gestaltung einer künftigen globalen Finanzordnung dominieren den heute beginnenden Aufenthalt der deutschen Kanzlerin in Beijing.

–   Während an diesem Donnerstag bilaterale deutsch-chinesische Verhandlungen anberaumt sind, steht am morgigen Freitag der Beginn des ASEM-Gipfels auf dem Programm. Dabei handelt es sich um ein Treffen der EU mit 16 Staaten Ost-, Süd- und Südostasiens.[1]

–   Die erste Arbeitssitzung, die ausschließlich der derzeitigen Finanzkrise gewidmet ist, soll mit einer Stellungnahme von Angela Merkel eröffnet werden. Die Bundeskanzlerin werde darin "sicherlich" den Schwerpunkt auf die künftige globale Finanzordnung legen ("Bretton Woods II"), bestätigen Regierungskreise in Berlin. Die Brisanz des Vorgangs liegt darin, dass die deutschen Forderungen hierzu seit Jahren Gegenstand von transatlantischen Streitigkeiten sind.

Streitpunkt

Bereits im vergangenen Jahr hatte die Bundesregierung beim G8-Gipfel in Heiligendamm ihre Vorschläge zur Regulierung der Finanzmärkte vorgelegt – und war am Widerstand der US-Regierung gescheitert. Jetzt sucht Berlin die Krise zu einem neuen Anlauf zu nutzen.

–   Washington beobachtet dies mit beträchtlicher Skepsis. Die EU übe "starken Druck" auf Präsident Bush aus, die globalen Finanzmarktkontrollen zu intensivieren, berichtet die US-Presse; im Weißen Haus gelte aber die Debatte über internationale Kontrollmechanismen als "problematisch".[2]

–   "Amerikanische Offizielle wollen nicht, dass andere Staaten das US-Bankensystem kontrollieren", heißt es in Washington. Die China-Reise der deutschen Kanzlerin wird deshalb aufmerksam beobachtet, zumal der ASEM-Gipfel die EU mit den einflussreichsten asiatischen Staaten zusammenbringt – in Abwesenheit der USA. "Natürlich führt die EU ihre eigene Außenpolitik", heißt es in Regierungskreisen über die deutsche Einflussarbeit: "Der ASEM-Gipfel ist ein eigenständiger Dialog zwischen Asien und der EU."

Stabilisieren

–   Ob es Berlin gelingt, Beijing bei der Gestaltung einer neuen globalen Finanzordnung auf seine Seite zu ziehen, ist zur Zeit noch ungewiss. Die Volksrepublik besitzt mit ihren Devisenreserven (1,8 Billionen US-Dollar), die sie zur Stützung des kollabierenden Finanzsystems nutzen könnte, erhebliche Machtmittel – und hat beträchtliches Interesse daran, die Weltwirtschaft zu stabilisieren. Dies gilt besonders für die USA, weil die chinesischen Exporte in die Vereinigten Staaten hohe Bedeutung für die Industrie des Landes haben.

–   "Die Volksrepublik braucht die USA dringender als sie Europa braucht" [3], urteilt Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels (BGA). Für Beijing wären daher kurzfristige Maßnahmen zur Rettung des westlichen Finanzsystems durchaus von Bedeutung. "Die Chinesen wissen, was auf dem Spiel steht, und versuchen sehr stark, hinter den Kulissen stabilisierend zu wirken", sagt Börner.

Kontrollieren

–   Dennoch könnte China auch an langfristigen Kontrollmechanismen Gefallen finden. Zwar ist die chinesische Bankenbranche relativ schwach mit den westlichen Finanzkonzernen verflochten und deswegen nicht akut vom Kollaps bedroht.

o    Der Zusammenbruch des US-Instituts Lehman Brothers hat Beijing dennoch schweren Schaden zugefügt: Chinesische Banken hatten dort über 700 Millionen US-Dollar investiert, außerdem hielt Lehman nicht nur Anteile an verschiedenen Unternehmen in China, sondern verwaltete auch den milliardenschweren Zwölf-Prozent-Anteil des chinesischen Aluminiumriesen Chinalco am australischen Rio Tinto-Konzern, einer der drei weltgrößten Bergbaugesellschaften.

o    All dies könnte verloren sein. Experten in Beijing argwöhnen sogar, Washington habe nicht zufällig ausgerechnet Lehman kollabieren lassen, weil der Bankrott dieser Bank amerikanische Interessen noch am geringsten treffe (german-foreign-policy.com berichtete [4]).

Nummer eins

–   Nicht nur als möglicher Bündnispartner für die Neuordnung des globalen Finanzsystems ist China für die Bundesrepublik von Bedeutung, sondern auch als Absatzmarkt in der beginnenden Rezession.

–   Ganz Asien sei "strategisch eine sehr wichtige Region" für die deutsche Wirtschaft, erklärt BGA-Präsident Börner: "Wir brauchen Asien sowohl als Lieferanten als auch als Kunden." Zudem müssten die asiatischen Staaten nicht nur in die Infrastruktur, sondern auch in den Umweltschutz investieren, "und hier sind wir sehr gut aufgestellt".[5] Unter den Ländern Asiens sei "sicher China die Nummer eins".

–   Zwar gehen Experten davon aus, dass auch das chinesische Wachstum abnehmen wird; allerdings könne Beijing die Nachfrage im Inland ankurbeln und damit seine durch die Rezession im Westen bedingten Exportverluste auffangen.

–   Wie deutsche Unternehmen sich mit chinesischer Hilfe über die Krise retten wollen, zeigt das Beispiel Volkswagen. Der Konzern hat die Produktion in Deutschland vor wenigen Tagen drosseln müssen. In China hingegen boomt das Geschäft: In den ersten drei Quartalen 2008 wurden 13,1 Prozent mehr Fahrzeuge als im Vorjahreszeitraum verkauft. Manager rechnen damit, bald mehr Autos in der Volksrepublik absetzen zu können als in Deutschland.[6]

Immer gefordert

Der wachsenden Bedeutung Chinas verleiht die aktuelle Debatte um ein mögliches Ende der US-Hegemonie zusätzlich Brisanz. Washington erlebe nach dem militärischen Debakel im Irak sein wirtschaftspolitisches Waterloo in der Finanzkrise, urteilt der britische Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson [7]; die Meinung wird gegenwärtig von vielen geteilt. Tatsächlich wird der Zeitpunkt, zu dem das Bruttoinlandsprodukt der Volksrepublik China dasjenige der Vereinigten Staaten überholt, schon lange nicht mehr auf 2040 datiert, sondern deutlich früher. Die beginnende US-Rezession dürfte den Gleichstand noch näher an die Gegenwart verschieben.

–   Zugleich nehmen die Stimmen zu, die das Ende des US-Dollar als zentraler internationaler Reservewährung prognostizieren – ähnlich dem früheren Niedergang des britischen Pfund.

–   Vom Machtverlust Washingtons profitieren will unter anderem Berlin, indem es etwa die Spielräume der US-Finanzwirtschaft mit einem neuen globalen Finanzsystem einschränkt und die eigenen Regeln zur Anwendung bringt, mit denen deutsche Unternehmen seit je erfolgreich expandieren. "Die Regulierungen des Finanzmarktes werden in die Richtung gehen, die wir immer gefordert haben", bestätigt BGA-Präsident Börner; mit Nachteilen für die deutsche Industrie rechnet er deswegen nicht.[8]

Tief verstrickt

Den Kampf um die neue globale Finanzordnung eröffnet die deutsche Kanzlerin in diesen Tagen in Beijing. Eine ganze Reihe von "Finanzkrisengipfeln" wird folgen: EU-Zusammenkünfte, G8-Treffen und – wenige Tage nach den US-Wahlen – ein "Weltgipfel" in Washington. Bis dahin versuchen die westlichen Staaten, ihr Bankensystem zu konsolidieren – wie die jüngsten Börsenstürze zeigen, mit unklarem Erfolg.

–   "In Amerika" bestehe nun "die Gefahr, dass Staatsgelder nicht zur Stabilisierung notleidender Banken genutzt werden, sondern zum Aufbau mächtiger Finanzkonzerne", beschwert sich die deutsche Presse – "Industriepolitik zu Lasten anderer Länder".[9]

–   Berlin stellt seinerseits eine halbe Billion Euro bereit, um deutsche Banken zu stärken und sich in der globalen Konkurrenz durchsetzen zu können. Ob dies gelingt, ist zweifelhaft.

–   Erst gestern wurde am Beispiel der Bayern LB bekannt, wie tief deutsche Finanzinstitute in fragwürdige Geschäfte verstrickt und wie stark sie vom Zusammenbruch bedroht sind. Beobachter schließen nicht aus, dass die europäischen Banken noch viel stärker einbrechen – womöglich sogar stärker als die US-Konkurrenz.

[1] Am ASEM-Gipfel nehmen auf asiatischer Seite neben den zehn ASEAN-Staaten (Brunei Darussalam, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam) die ostasiatischen Schwergewichte China, Japan und Südkorea sowie Indien, Pakistan und die Mongolei teil.

[2] Leaders Move Toward Meetings on Economic Crisis; The New York Times 18.10.2008

[3] Anton F. Börner: "Das ist ein Tanz auf dem Vulkan"; Tagesspiegel 19.10.2008

[4] s. dazu Crash and Carry

[5] Anton F. Börner: "Das ist ein Tanz auf dem Vulkan"; Tagesspiegel 19.10.2008

[6] VW legt in China zweistellig zu; Handelsblatt 09.10.2008

[7] Das amerikanische Jahrhundert ist noch nicht zuende; Welt Online 22.10.2008

[8] Anton F. Börner: "Das ist ein Tanz auf dem Vulkan"; Tagesspiegel 19.10.2008

[9] Haltet den Staat!; Frankfurter Allgemeine Zeitung 22.10.2008

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