Forze armate pericolose – L’esercito del Pakistan si scinde in blocchi ideologici

Pakistan, forze armate
Die Welt        110505

Forze armate pericolose – L’esercito del Pakistan si scinde in blocchi ideologici

– In Pakistan governano i militari; per tradizione il governo non viene spesso neppure informato si questioni di interesse militare: non sono i rappresentanti politici a decidere ad esempio sulle armi nucleari, le relazioni con India e Stati Uniti o la lotta al terrorismo;

– Per decenni i militari hanno rafforzato la propria indipendenza, divenendo importanti attori politici, che ora hanno anche un’influenza economica e partecipano al dibattito sociale del paese.

– I militari hanno esteso la propria influenza in settori come i media e le scienze, che hanno poco a che fare con la politica di sicurezza.

o   Hanno potuto fare questo perché per molti pakistani essi sono l’unica istituzione affidabile del paese.

o   Sulla questione dell’operazione militare americana contro Bin Laden, due teorie: le forze armate pakistane sono state prese di sorpresa dagli americani; ne erano a conoscenza ma sono stati zitti, temendone le conseguenze.

o   Il pericolo proviene ora non solo dai simpatizzanti di al-Qaida, ma anche da membri delle forze armate vicini ai guerriglieri.

– Le forze armate sono però profondamente divise dal punto di vista ideologico, e questo rappresenta un rischio  per la sicurezza per gli USA. Sarebbero 5 i diversi raggruppamenti nel corpo ufficiali:

o   i liberali filo-Usa; i conservatori filo-Usa; gli anti-occidentali; gli islamisti liberali; gli islamisti fondamentalisti.

o   La divisione principale tra i due ultimi gruppi è che anche i liberali simpatizzano per i guerriglieri ma, diversamente dai fondamentalisti, non sono incondizionatamente per l’introduzione della legge islamica (Sharia) e per una forma di governo islamista, e perciò non sono per uno Stato teocratico.

o   Il denominatore comune è l’opposizione all’India, e la preoccupazione per il futuro e l’influenza delle forze armate.

o   Anche le forze filo-americane non potrebbero incondizionatamente impedire una linea anti-americana, e questo perché i nuovi quadri sono stati educati ad una posizione critica verso gli Usa.

– È probabile che le varie posizioni ideologiche dei militari abbiano raggiunto un consenso sulla necessità di proteggere Bin Laden, comprese quella filo-americana, sperando in tal modo di poterlo sfruttare nei negoziati con gli Usa.

– Nel passato i guerriglieri di al-Qaida, nascosti in Pakistan, hanno ripagato, con milioni di $ in cambio degli arresti fatti dai militari pakistani (tra questi lo sceicco Khalid Mohammed, ora a Guantanamo).

– La posta in gioco con Bin Laden era più alta, e un accordo del genere poteva provocare lo sdegno dei pakistani, dato le migliaia di vittime causate dagli attentati di al-Qaida; tuttavia secondo alcuni commentatori i militari pakistani avrebbero stretto un accordo con Washington;

– altra ipotesi: i servizi segreti delle forze armate, ISI, avrebbero operato assieme alla CIA.

– A seguito dell’operazione del commando americano contro Bin Laden si apre un’opportunità, benché non molto probabile, che governo e rappresentanti politici del Pakistan mettano in discussione il potere dei militari.

o   Il governo può porre con forza la questione perché l’esercito non fosse a conoscenza né della presenza di Bin Laden né dell’operazione militare americana.

o   Le forze di destra, che sostengono sempre i militari, cercano di scaricare la colpa sul governo, anche se il presidente e il primo ministro sembrano stati gli ultimi a venire a conoscenza.

– La forte sfiducia degli Usa verso il Pakistan dimostrata nello svolgimento delle operazioni:

o   sfiducia fondata dato che i militari pakistani non hanno dimostrato in alcun modo di voler colpire seriamente le attività di al-Qaida, e già nel 2003 sempre ad Abbottabad venne catturato un altro dirigente di al-Qaida, Abu Farradsh al-Libbi.

o   L’operazione contro Bin Laden aumenterà la pressione sul Pakistan e sulle sue forze armate perché rivelino il nome di altri leader di al-Qaida che si nascondono;

o   il Pakistan cercherà forse di catturare ad es. il leader talebano Mullah Mohammad Omar e i vice di Al-Qaida Aiman al-Sawahiri.

– Nel breve prevedibile l’avvio di una massiccia operazione di caccia, soprattutto nella città occidentale Quetta e nei territori tribali al confine con l’Afghanistan.

– I militari, in difesa della propria immagine, hanno comunicato che vogliono riconsiderare la loro collaborazione con gli Usa se sarà organizzato un altro kommando su territorio pakistano.

Die Welt          110505
Gefährliche Streitkraft – Pakistans Armee zerfällt in ideologische Blöcke

Ayesha Siddiqa| 05.05.2011

–   In Pakistan regiert das Militär– oft wird die Regierung nicht einmal eingeweiht. Doch die Streitmacht ist gespalten. Sie wird zum Sicherheitsrisiko für die USA.

Pakistan kann auf eine Reihe erfolgreicher Generäle verweisen, mit seinen Regierungen allerdings hat das Land nie viel Glück gehabt. Dieses eine Mal könnte es sich andersherum verhalten: Im Falle der überraschenden Ergreifung und Tötung Osama Bin Ladens ist einmal nicht die Regierung verantwortlich für die Panne, mit der sich das Land gerade konfrontiert sieht.

–   Die Bedrängnis entsteht, weil Bin Laden „mit heruntergelassenen Hosen“ erwischt wurde – in einer Garnisonsstadt, unbehelligt von der in Sichtweite stationierten pakistanischen Armee. Obwohl es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass die Regierung und Pakistans Politiker die Macht des Militärs in Frage stellen werden, bietet sich nun nach der amerikanischen Kommando- Operation ein Gelegenheitsfenster.

–       Jetzt kann die Regierung mit Nachdruck die Frage stellen, weshalb die Armee offenbar weder von der Anwesenheit des Al-Qaida-Chefs noch von der Militäraktion der Amerikaner gewusst hat.

–   Die rechten Kräfte im Land, die stets für das Militär eintreten, versuchen nun dennoch die Schuld der Regierung in die Schuhe zu schieben. Dabei waren Präsident Asif Ali Zardari und Premierminister Yousaf Raza Gilani offenbar die Letzten, die vom Geschehen erfahren haben.

Regierung wird oft gar nicht eingeweiht

–   Es hat Tradition in Pakistan, dass die Regierung nicht in Fragen von militärischem Interesse eingeweiht wird. So werden Entscheidungen über Nuklearwaffen, die Beziehungen zu Indien, China und den Vereinigten Staaten sowie zur Terrorbekämpfung nicht etwa von Politikern gefällt: Darüber befindet in Pakistan die Armee in ihren Hauptquartier in der Garnisonsstadt Rawalpindi, kaum 14 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Islamabad.

–   Über Jahrzehnte hat das Militär alles daran gesetzt, seine Unabhängigkeit weiter auszubauen. Diese Bemühungen haben zum Ergebnis, dass die Armee zu einem wichtigen politischen Akteur aufgestiegen ist, der mittlerweile sogar ökonomischen Einfluss ausübt und auch die gesellschaftliche Debatte im Land bestimmt.

–   Doch darauf beschränkt sich die Machtsphäre bei Weitem nicht: Die Generäle haben auch ihre Fühler in Bereiche ausgestreckt, die auf den ersten Blick wenig mit Sicherheitspolitik zu tun haben. Und so wird den Militärs auch wachsender Einfluss auf die Medien und die Wissenschaft in Pakistan unterstellt.

–   Die Armee hat die Deutungshoheit an sich gerissen, weshalb viele Pakistaner zu ihr aufschauen als die einzig glaubwürdige Institution im Land.

Entsetzen über die Armee

–   Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass sich viele Pakistaner in einem Schockzustand befinden. Die Menschen auf der Straße sind hin- und hergerissen zwischen schierem Unglauben, der sich für gewöhnlich in Verschwörungstheorien steigert, und Entsetzen über die Unfähigkeit ihrer Armee.

–   Aktuell stehen zwei Theorien im Raum. Die erste besagt, dass die pakistanische Armee von den Amerikanern überrumpelt wurde. Der zweiten zufolge war das Militär eingeweiht, hielt aber still, weil es mögliche Konsequenzen fürchtete.

Das Außenministerium Pakistans scheint sich an die erste Theorie zu halten, so jedenfalls liest sich eine von der Armee diktierte Stellungnahme. Man könne der Erklärung des Außenministeriums ruhig Glauben schenken, auch wenn die Armee dahinter stecke, sagen einige.

–   Die Regierung setze eben alles daran, ihre Beteiligung an der Operation herunterzuspielen. Schon haben die Taliban Drohungen ausgesprochen und die Regierung rechnet in naher Zukunft mit Anschlägen. Die Gefahr gehe nicht nur von Al-Qaida-Sympathisanten aus, sondern auch von Armeeangehörigen, die militanten Kräften nahe stehen.

Ideologische Spaltung des Militärs

–   Trotz der Behauptungen der Armee und ihrer Unterstützer, das Militär sei die wahre und einzig funktionierende Macht im Staat, weist sie eine tiefe, ideologische Spaltung auf. Bei näherem Betrachten lassen sich fünf verschiedene Gruppen innerhalb des Offizierskorps identifizieren: Den USA zugeneigte Liberale, den USA zugeneigte Konservative, dem Westen Abgeneigte, liberale Islamisten und fundamentalistische Islamisten.

–   Der Hauptunterschied zwischen den letzten beiden Gruppen ist, dass die Liberalen zwar mit den Militanten sympathisieren – im Gegensatz zu den Fundamentalisten bestehen sie aber nicht unbedingt auf die Einführung des göttlich-islamischen Gesetzes (Scharia) und einer islamischen Regierungsform, in der Konsequenz also der Einführung eines islamischen Gottesstaates.

–   Ihr gemeinsamer Nenner ist die Abneigungshaltung gegenüber Indien, eine Wertschätzung der islamischen Identität des Landes und der Sorge um die Zukunft und den Einfluss der Armee.

–   Wichtig zu erwähnen ist, dass selbst die pro-amerikanischen Kräfte innerhalb der Armee nicht unbedingt einen anti-amerikanischen Kurs der Organisation verhindern können. Das hat viel damit zu tun, dass die nachrückenden Kader zu einer US-kritischen Haltung erzogen werden, die sich auf Skepsis gegenüber dem gesamten Westen ausdehnt.

Hat das Militär mit den USA gehandelt?

–   Es besteht also eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass Militärs unterschiedlicher ideologischer Ausrichtung einen Konsens gestützt haben, wonach Bin Laden zu schützen sei. Sogar die den USA wohl gesonnenen Kräfte könnten diesen Kurs mitgetragen haben – in der Hoffnung, daraus lasse sich irgendwann in Verhandlungen mit Washington Kapital schlagen.

–   In der Vergangenheit haben sich Al-Qaida-Kämpfer, die sich auf pakistanischem Boden versteckten, für Pakistan durchaus ausgezahlt: Die pakistanische Armee hat unzählige von ihnen festgesetzt, darunter Khalid Scheich Mohammed, der mittlerweile im US-Militärgefängnis auf Kuba in Guantánamo festgehalten wird. Im Gegenzug flossen dafür, so sagen Beobachter, Millionen von Dollar nach Pakistan.

–   Natürlich ist der Einsatz im aktuellen Fall bedeutend höher. Trotzdem gehen einige Kommentatoren davon aus, dass das pakistanische Militär auch im Falle Bin Ladens einen Handel mit Washington vereinbart hat. Das allerdings muss als ein äußerst Risiko behaftetes Unterfangen angesehen werden, weil es bedeuten würde, dass Pakistan Bin Laden versteckt hielt und damit Gefahr liefe, sowohl die USA als auch Saudi-Arabien, den mächtigen sunnitischen Verbündeten zu verprellen.

–   Darüber hinaus dürfte eine solche Absprache die Empfindsamkeit einiger Pakistaner entscheidend berühren, gehen doch Tausende Attentatopfer auch in Pakistan auf das Konto des Terrornetzwerkes al-Qaida.

Gemeinsame Operation der Geheimdienste möglich

–   Eine weniger bedrohliche Lesart besagt, dass der pakistanische Nachrichtendienst der Streitkräfte (Inter-Service Intelligence, Isi) sich gemeinsam mit der CIA an die Fersen Bin Ladens heftete. Dann aber, so die Theorie weiter, habe es ein Zerwürfnis gegeben, weil die CIA in Pakistan ohne das Wissen des Isi eine parallele Nachrichtendienststruktur aufgebaut haben soll.

Über die Umtriebe der Amerikaner in Pakistan war viel spekuliert worden im Land. Erst jetzt wissen wir, was sie vermutlich suchten – sie nahmen Bin Ladens Fährte auf und hefteten sich an die Fersen seines Kuriers.

Seit Ende der amerikanischen Militäroperation scheint sich das pakistanische Militär selbst in den Ruhezustand versetzt zu haben.

–   Vor der Realität kann man die Augen aber auch in Pakistan nicht verschließen: Der Al-Qaida-Führer wurde auf pakistanischem Boden ausfindig gemacht und die Armee muss mit den Konsequenzen dieser beschämenden Erkenntnis leben.

Zahlreiche Korrespondenten gehen davon aus, dass Pakistan über die Militäroperation von den USA bewusst im Unklaren gelassen wurde. CIA-Chef Leon Panetta erklärte dieses Vorgehen mit der Sorge der USA, dass Informationen vorher hätten durchsickern können.

Misstrauen zwischen Washington und Islamabad

–   Diese Aussage belegt eindeutig das hohe Maß an Misstrauen zwischen Washington und Islamabad. Die USA mögen gute Gründe dafür haben, dem pakistanischen Militär nicht über den Weg zu trauen, schließlich machte die Armee offenbar keine Anstalten, die Aktivitäten von al-Qaida ernsthaft stören zu wollen. Zumal schon 2003 ein anderer al-Qaida Führer namens Abu Farradsch al-Libbi in Abbottabad festgenommen wurde.

–   Erst zu Beginn dieses Jahres nahmen die pakistanischen Sicherheitskräfte einen weiteren militanten Kämpfer in Abbottabad fest, der aus Indonesien stammte. Außerdem hatten Taliban-Kämpfer das Trainingsgelände der Militärakademie unter Beschuss genommen, weshalb man eigentlich davon hätte ausgehen müssen, dass das pakistanische Militär die Garnisonsstadt Abbottabad ohnehin auf ihrem Radar hätte haben müssen.

–   Was die Stadt attraktiv gemacht haben dürfte für al-Qaida und die Taliban, ist ihre Lage in der Nähe der Stammesgebiete. Auch die Festnahme anderer Al-Qaida-Fürsten hat daran offenbar nichts geändert.

–   Selbst wenn man annimmt, dass das pakistanische Militär in Unkenntnis war über Bin Ladens Anwesenheit im Land, so berechtigt die Tatsache an sich doch dazu, erhebliche Zweifel an der Effizienz der Armee zu hegen. Sicher ist nur eines: Die Entdeckung von Osama Bin Laden wird den Druck auf Pakistan und seine Armee empfindlich erhöhen, die Namen weiterer Al-Qaida-Führer preiszugeben, die sich womöglich im Land versteckt halten.

–   Wohl in Erwartung genau dieser Forderungen will Pakistan nun offenbar verstärkt darum bemühen, den ebenfalls im Land vermuteten Taliban-Chef Mullah Mohammad Omar sowie Al-Qaida-Vize Aiman al-Sawahiri zu fassen. Das zumindest berichtet die Zeitung „The News“ unter Berufung auf Sicherheitskreise.

Armee ringt um ihr Ansehen

–   So soll in nächster Zeit eine „massive Suchaktion“ beginnen. Im Fokus stünden dabei die westpakistanische Stadt Quetta sowie die Stammesgebiete an der Grenze zu Afghanistan. Die Armee ringt um ihr Ansehen. Auch deshalb teilten die Streitkräfte mit, sie wollten die Zusammenarbeit mit den USA im Anti-Terror-Kampf überdenken, sollte es noch einmal zu einem Kommando-Einsatz auf pakistanischem Hoheitsgebiet kommen.

–   Außerdem würden Untersuchungen eingeleitet, warum dem Geheimdienst der jahrelange Aufenthalt des meist gesuchten Mannes der Welt in Pakistan verborgen bleiben konnte. Hier immerhin ziehen Armee und Regierung an einem Strang: Außenstaatssekretär Salman Bashir warnte andere Staaten vor ähnlichen Alleingängen im Kampf gegen Terroristen. Wenn ein Land glaube, es könne die USA nachahmen, dann schätze es die Lage in Pakistan völlig falsch ein, sagte er vor allem an die Adresse Indiens.

Es bleibt die Hoffnung, dass die Welt es versteht, zwischen der pakistanischen Regierung und dem Militär zu unterscheiden. Außerdem erscheint es ratsam, dass Washington und andere westliche Staaten verstehen, dass eine militärische Mission nur als erfolgreich gelten kann, wenn sie von der Regierung vor Ort geduldet wird.

–   Die Autorin (35) ist Militäranalystin und politische Kolumnistin für pakistanische Zeitungen. Ihr Buch „Military Inc.: Inside Pakistan’s Military Economy“ (2007) über die Verbindung zwischen Armee und Wirtschaft hat viel Aufsehen erregt – nicht nur in Pakistan

Aus dem Englischen von Silke Mülherr

 

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