Congo – Avamposti + vari

Gfp     081103
Avamposti
Tesi GFP:

●    La nuova escalation militare tra milizie ribelli e il governo centrale in Congo, ha aperto nuovi scontri anche all’interno della UE,

●    dovuti alla lotta per l’influenza in Congo tra Francia e Germania, come già accaduto per le due precedenti missioni UE (2003 e 2006).

●    Anche in questa battaglia Berlino si è imposta contro la Francia, come già per l’Unione del Mediterraneo e la gestione della crisi finanziaria.

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– Berlino è riuscita a contenere Parigi: la missione UE in Chad (voluta e guidata dalla Francia) terminerà a marzo 2009; sembra che non sarà realizzata neppure quella voluta dai francesi per l’Est Congo contro i ribelli filo-ruandesi.

Alleanze regionali:

●    Il Ruanda è uno stretto alleato di Germania ed USA;

●    la Francia, in conflitto con il Ruanda, cerca di esercitare la propria influenza in Africa centrale tramite il governo centrale congolese.

●    Il capo dei ribelli congolesi, Nkunda, ex commilitone del presidente ruandese Kagame, cerca di allargare il controllo del Ruanda sul Congo.

o   Parigi oggi chiede l’intervento della UE con 1500 soldati per fermare le milizie ribelli e contrastare l’influenza ruandese;

o   Berlino è contraria, chiede un incontro tra le milizie e il governo.

I due precedenti interventi militari UE:

o   2003, a direzione francese, ha sconfitto le milizie alleate del Ruanda Union[e] des Patriotes Congolais (UPC) della provincia di Ituri, la cui capitale è il centro de contrabbando di materie prime.

o   2006, Berlino non ha permesso che Parigi mobilitasse la UE contro gli alleati del Ruanda: ha imposto che le truppe UE fossero dispiegate solo fuori dalla provincia dell’Est Congo, lontano dalle milizie filo-ruandesi di Nkunda. Ha ottenuto fosse definito il calendario del ritiro delle truppe europee, contro l’opzione dei francesi di prolungarne la presenza.

Gli scontri franco-tedeschi per il centro Africa risalgono alla guerra civile del Ruanda (1990-94), e al genocidio del ’94,

o   il governo ruandese Hutu filo-francese, venne abbattuto nel ’94 dai ribelli Tutsi (anglofoni) che dall’Uganda lanciarono un attacco contro il Ruanda, massacrando soprattutto gli Hutu. I Tutsi furono appoggiati dagli USA, e dopo la vittoria anche dalla Germania;

o   gli hutu erano un “avamposto della rivendicazione ad essere potenza mondiale della Francia” (giornale tedesco taz), come il governo tutsi oggi al potere lo è viceversa per USA e Germania; la sua caduta ha indebolito la posizione francese in centro Africa; il governo ruandese ha deciso che d’ora innanzi la lingua appresa a scuola sarà l’inglese, eliminando la precedente opzione per il francese, che facilitava il collegamento del Ruanda con le aree francofone.

●    Il capo dei ribelli congolesi Nkunda è contro un accordo siglato tra Kinshasa e la Cina,:

o   per l’accesso a 10,6 mn. di tonnellate di rame e ad oltre 600mila tonn. di cobalto, valore $9MD.

o   In cambio la Cina ha promesso di investire $6MD in infrastrutture (strade, centrali idriche, ospedali e scuole) + altri $3 mn. per progetti minerari.

o   Se prenderà il potere Nkunda promette che lo annullerà, offrendo all’Occidente le ricchezze minerarie del Congo.

o   Dopo due attacchi ruandesi diretti contro il Congo negli anni 1990, i miliziani di Nkunda conducono ora una guerra per procura a favore del Ruanda, da cui ha un appoggio logistico e a volte anche militare.

La guerra di Nkunda offre all’Occidente uno strumento per avvantaggiarsi nella competizione contro la Cina, respingendola dall’area (Nkunda controlla già una buona parte del Nord Kivu).

– Da anni è in atto un contrabbando di materie prime dal Congo al Ruanda;

Secondo esperti ONU negli ultimi 18 mesi l’esercito ruandese ha incassato milioni di dollari per la vendita del Coltan proveniente illegalmente dal Congo.

Gfp      081103
Vorposten
03.11.2008
BERLIN/GOMA/KIGALI/PARIS
(Eigener Bericht) –

–    Heftige deutsch-französische Einflusskämpfe begleiten den Krieg im Kongo.

o    Paris will den Vormarsch der Rebellenmilizen stoppen, die für einen Verbündeten Berlins und Washingtons kämpfen, und verlangt dazu einen Militäreinsatz der EU.

o    Berlin spricht sich dagegen aus und fordert nach Positionsgewinnen der Milizen eine Übereinkunft der kongolesischen Regierung mit den Rebellen.

–   Hintergrund der Auseinandersetzungen zwischen Berlin und Paris sind langfristig angelegte deutsche Bemühungen, die Stellung Frankreichs in seinem afrikanischen Einflussgebiet zu schwächen und die EU-Afrikapolitik nach deutschen Interessen zu gestalten. Entsprechende Hegemonialkämpfe begleiteten bereits die beiden vergangenen Kongo-Einsätze der EU. Hohe Bedeutung für die aktuelle Rebellenoffensive, die bislang über 250.000 Menschen in die Flucht gezwungen hat, besitzen die kongolesischen Bodenschätze:

–   Milizenchef Nkunda erklärt, mit einem Ressourcengeschäft zwischen Kinshasa und China nicht einverstanden zu sein. Nkunda, ein seit Jahren gesuchter Kriegsverbrecher, dient sich dem Westen als Garant künftiger Rohstofflieferungen an.

Stellvertreter

–   Die aktuelle Kriegseskalation in der Demokratischen Republik Kongo führt zu neuen Auseinandersetzungen in der EU. Die Rebellenverbände, die in der vergangenen Woche bis kurz vor die Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu, Goma, gelangt sind, werden von einem langjährigen Kampfgefährten des ruandischen Präsidenten Kagame, Nkunda, geführt. Nkunda kämpft für die Ausweitung der ruandischen Kontrolle über den Kongo, von dessen umfangreichen Rohstoffen Kigali profitieren will. Bereits seit Jahren werden Ressourcen aus dem Kongo in großem Umfang über Ruanda ins Ausland geschmuggelt.

o    UNO-Experten schätzen, dass die ruandische Armee in den letzten 18 Monaten 250 Millionen US-Dollar allein mit dem illegalen Verkauf kongolesischen Coltans eingenommen hat.[1]

o    Ruanda ist ein enger Verbündeter Deutschlands sowie der Vereinigten Staaten und erhält umfangreiche Unterstützung aus Berlin (german-foreign-policy.com berichtete [2]). Frankreich hingegen sucht in Zentralafrika via Kinshasa Einfluss geltend zu machen und steht zu Kigali in scharfem Konflikt.

Berlin versus Paris

–   Die jüngsten Streitigkeiten innerhalb der EU um die angemessene Reaktion auf den Kongo-Krieg resultieren aus diesem Gegensatz zwischen Berlin und Paris. Die französische Regierung hat letzte Woche einen ersten Vorstoß zugunsten einer EU-Militärintervention im Ostkongo gemacht und den Einsatz von 1.500 Soldaten im Kriegsgebiet gefordert. Ziel ist es, den Vormarsch der Rebellenmilizen um Nkunda zu stoppen und so einen Einflussgewinn Ruandas zu verhindern, der zugleich die Stellung Deutschlands und der Vereinigten Staaten stärken würde.

–   Berlin, ansonsten in puncto Militäreinsätze nicht zimperlich, verweigert sich und fordert Verhandlungen sowie eine Einigung zwischen der kongolesischen Regierung und dem Kriegsverbrecher Nkunda. Dessen Position würde damit deutlich aufgewertet.[3]

Ein alter Konflikt

–   Vergleichbare Konfliktlagen prägten bereits die zwei Kongo-Einsätze der EU in den Jahren 2003 und 2006. Beim ersten Einsatz 2003, der auf Betreiben sowie unter der Führung Frankreichs zustande kam, gingen die EU-Truppen gegen Milizen in Stellung, die unter der Bezeichnung Union[e] des Patriotes Congolais (UPC) in der Provinz Ituri operierten. Die UPC war mit Ruanda verbündet und kontrollierte die Hauptstadt von Ituri, Bunia, ein Zentrum des illegalen Rohstoffhandels.

o    Unter französischer Führung brachte die EU Bunia unter ihre Aufsicht, beendete die Herrschaft der UPC und unterstellte die Stadt schließlich der UNO.[4]

o    Beim zweiten Kongo-Einsatz im Jahr 2006 ließ Berlin es nicht mehr zu, dass Paris die EU gegen Parteigänger Ruandas mobilisierte, und schränkte die Intervention ein: EU-Truppen wurden nur außerhalb der ostkongolesischen Kivu-Provinzen stationiert und so von Nkundas ruandatreuen Milizen ferngehalten.

o    Bundesverteidigungsminister Jung setzte damals den pünktlichen Abzug der europäischen Soldaten durch – gegen Frankreich, das eine Verlängerung der Militärpräsenz favorisierte.[5]

Einflussgebiete

Die aktuellen deutsch-französischen Streitigkeiten um die Zentralafrika-Politik haben ihren Ursprung im Bürgerkrieg in Ruanda (1990 bis 1994) und dem ruandischen Genozid (1994).

–   Die Hutu-Regierung, die Ruanda bis 1994 beherrschte, war an Frankreich orientiert; die Tutsi-Rebellen, die 1990 von Uganda aus das Land überfielen und 1994 nach den Massakern vor allem der Hutu an die Macht kamen, wurden zuletzt von den USA und nach ihrem Regierungsantritt auch von Deutschland unterstützt. Die geostrategischen Dimensionen des Konflikts hat erst kürzlich eine deutsche Tageszeitung beleuchtet. Französische "Kolonialnostalgiker" hätten sich lange bemüht, "Ruanda zum Vorposten eines von West- und Zentralafrika aus expandierenden französischen Einflussgebiets auszubauen", hieß es; dabei seien Ruandas französischsprachige Hutu, die sich zu Beginn der 1990er Jahre "gegen die aus dem englischsprachigen Uganda eindringenden ruandischen Exiltutsi stellten", "Vorposten eines französischen Weltmachtanspruchs" gewesen.[6]

–   Das Blatt übergeht die Tatsache, dass umgekehrt auch die englischsprachigen Tutsi, die heute in Kigali an der Macht sind, als "Vorposten" fungierten – nicht Frankreichs, sondern der USA sowie Deutschlands. Der Verlust seines "Vorpostens", den Paris vergeblich zu verhindern suchte – unter Inkaufnahme mörderischer Grausamkeiten , schwächte die französische Stellung in Zentralafrika auf Dauer.

Auf Englisch umgestellt

Seitdem sucht Ruanda – jetzt orientiert an Washington und Berlin – seinen Einfluss und damit auch die deutsch-amerikanische Hegemonie nach Westen auszudehnen. Nach zwei ruandischen Überfällen auf den Kongo in den 1990er Jahren führt dort heute Milizionär Nkunda für Kigali Krieg, mit logistischer und zum Teil auch militärischer Unterstützung der ruandischen Armee. Paris ist machtlos dagegen. Wie gründlich seine Positionen in Zentralafrika beseitigt werden, zeigt eine aktuelle innenpolitische Entscheidung Kigalis. Demnach soll das Schulsystem, in dem die Schüler des traditionell französischsprachigen Landes zur Zeit zwischen einem französisch- und einem englischsprachigen Zweig wählen können, vollständig auf Englisch umgestellt werden – obwohl dafür bei weitem nicht genügend Lehrkräfte zur Verfügung stehen.[7] Dass so insbesondere die noch bestehenden Verbindungen Ruandas in die französischsprachige Welt gekappt werden sollen, ist in Kigali kein Geheimnis.

Grundkonflikt

–   Die deutsch-französischen Auseinandersetzungen um den Umgang mit dem Kongo-Krieg – dem mit mehr als 5,5 Millionen Toten verlustreichsten Konflikt nach 1945 – sind Teil eines umfassenden Kampfs zwischen Paris und Berlin um die Afrikapolitik der EU. Seit Jahren warnen deutsche Regierungsberater, Frankreich suche Brüssel zur Einflusssicherung in seinen ehemaligen Kolonien einzuspannen und wolle damit auch deutsche Kräfte zum Kampf für französische Ziele nutzen.[8] Die Behauptung ist nicht falsch, verschweigt jedoch gleichgerichtete Bemühungen Berlins, das die EU ebenfalls zu seinem Nutzen einspannen will.

–   Inzwischen gelingt es der Bundesregierung, Paris auszubremsen. Der von Frankreich geforderte und auch angeführte EU-Einsatz in seiner früheren Kolonie Tschad wird im März 2009 beendet; auch ein Kongo-Einsatz gegen die Stellvertreter Ruandas in den ostkongolesischen Ressourcengebieten scheint nicht zustande zu kommen.

–   Ganz wie bei den jüngsten Streitigkeiten um die Mittelmeer-Union[e] oder um die Bewältigung der Finanzkrise setzt sich Berlin systematisch gegen Paris durch.

Neun Milliarden

–   Im Falle der europäischen Reaktionen auf die aktuelle Rebellenoffensive kommt noch ein weiteres Motiv hinzu. Milizionär Nkunda hat erklärt, mit einem Neun-Milliarden-Dollar-Geschäft zwischen Kinshasa und der Volksrepublik China nicht einverstanden zu sein. Es verschafft chinesischen Unternehmen Zugang zu 10,6 Millionen Tonnen Kupfer und mehr als 600.000 Tonnen Kobalt.

–   Dafür hat Beijing versprochen, sechs Millionen US-Dollar in Straßen, Eisenbahnen, Wasserkraft, Krankenhäuser und Schulen zu investieren und weitere drei Millionen US-Dollar in Bergbauprojekte.

–   Nkunda lässt erkennen, diese Einigung annullieren und die Ressourcen westlichen Konzernen andienen zu wollen.[9] Er kontrolliert inzwischen umfangreiche Teile Nord-Kivus und hat mit der Eroberung Kinshasas gedroht.

–   Sein Krieg liefert dem Westen erhebliche Machtmittel im Hegemonialkampf gegen die Volksrepublik China und öffnet ihm Wege zum Zurückdrängen des ostasiatischen Konkurrenten.

[1] Congo’s Nkunda calls for direct talks; AP 31.10.2008

[2] s. dazu Kriegspartei

[3] s. dazu Im Kriegsgebiet

[4] s. dazu Handfeste Interessen

[5] s. dazu Ein doppeltes Spiel, Handfeste Interessen und Entlastung

[6] Ruanda, vergessener Hinterhof; taz 06.08.2008

[7] Rwanda to switch from French to English in schools; The Guardian 14.10.2008

[8] s. dazu Offensive in Afrika, Hegemonialkonkurrenten und Schrumpfende Spielräume

[9] Congo rebel leader wants direct talks with govt; Welt Online 31.10.2008
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Gfp     081028
Kriegspartei
28.10.2008
BERLIN/KIGALI/GOMA

(Eigener Bericht) – Trotz der Eskalation des Krieges im Kongo intensiviert Berlin die Unterstützung für eine maßgebliche dortige Konfliktpartei. Milizen überziehen den Ostkongo bereits seit mehreren Wochen mit blutigen Attacken; Hunderttausende Zivilisten sind auf der Flucht. Der Anführer der Rebellen, ein berüchtigter Kriegsverbrecher, ist ein Parteigänger der Regierung Ruandas. Die ruandische Armee steht für eine Intervention zu seinen Gunsten bereit.

–   Die Bundesregierung, die erst im April über Militärhilfen für Ruanda verhandelt hat, baut ihre Kooperation mit der dortigen Regierung aus. Jüngster Schritt ist die Genehmigung neuer Finanzspritzen – nur wenige Tage nachdem Ruandas Parteigänger im Kongo einen Umsturz angekündigt hat. Die Aufstände verlängern den weltweit blutigsten Krieg der vergangenen Jahrzehnte, in dem Deutschland von Beginn an stets dieselbe Partei begünstigte: seine ehemalige Kolonie Ruanda, die den Ostkongo wegen dessen reicher Rohstoffvorkommen zu kontrollieren sucht. Hintergrund sind strategische Prämissen der deutsch-amerikanischen Afrikapolitik, die eine enge Zusammenarbeit mit Kigali vorsehen.

1.500 Opfer pro Tag

–   Bereits seit August eskaliert der Krieg in der Demokratischen Republik Kongo erneut. Vor allem der Osten des Landes kommt nicht mehr zur Ruhe, seit dort Mitte der 1990er Jahre der weltweit blutigste Krieg seit 1945 begann.

–   Nach jüngsten Berechnungen sind von 1998 bis heute mehr als fünfeinhalb Millionen Menschen im Kongokrieg und der durch ihn verursachten humanitären Krise zu Tode gekommen. Noch vor dem Beginn der neuen Kämpfe sprachen Hilfsorganisationen von durchschnittlich 1.500 Todesopfern – pro Tag. Am stärksten ist der Osten des Landes betroffen, vor allem die Kivu-Provinzen und Ituri (bitte beachten Sie unsere Karte).[1] Wichtigster Schauplatz der aktuellen bewaffneten Auseinandersetzungen ist Nord-Kivu.

Rohstoffe

Der Krieg in der Provinz Nord-Kivu ist seit Mitte der 1990er Jahre untrennbar mit Ruanda verbunden. Nord-Kivu besitzt außergewöhnlich reiche Bodenschätze; es grenzt an Ruanda, das kaum mit Ressourcen gesegnet ist. Seit mehr als zehn Jahren versucht die Regierung in Kigali, Einfluss auf die Rohstoffe in Nord-Kivu zu erlangen, sei es durch illegalen Abbau und Handel, sei es durch Okkupation.

–   Mehrfach waren deutsche Geschäftsleute und Berliner Regierungsstellen in die ruandischen Expansionsversuche involviert (german-foreign-policy.com berichtete [2]). Dies erklärt sich durch die intensive Unterstützung, welche die Bundesregierung der Regierung des vormaligen Rebellenführers Paul Kagame angedeihen lässt, der 1994 in Kigali an die Macht kam. Die frühere deutsche Kolonie Ruanda gehört heute wieder zu den engsten Kooperationspartnern Deutschlands in Afrika.[3]

Strategische Kooperation

Eines der Felder, auf denen Berlin mit Kigali kooperiert, ist die Militärpolitik. Im Frühjahr etwa haben die beiden Regierungen über die Militärintervention in Darfur gesprochen; Ruanda hat dort mehr als 3.000 Soldaten stationiert, die Bundeswehr verfügt über ein Mandat für unterstützende Tätigkeiten wie etwa den Lufttransport. Ruandische Soldaten übernehmen in Darfur Aufgaben vor Ort, die den politischen Absichten Berlins und Washingtons entsprechen und punktuell – etwa mit Transportfliegern – von der deutschen sowie der amerikanischen Armee unterstützt werden. Dafür hat Bundesverteidigungsminister Jung dem ruandischen Staatschef Kagame im April Gespräche über unmittelbare Militärhilfe zugesagt.[4] Die Zusammenarbeit mit Ruanda auf dem Feld der Militärpolitik ist ein wichtiger Bestandteil der Afrikastrategie, die Berlin und Washington gemeinsam verfolgen – mit dem Ziel, die transatlantische Dominanz in Zentral- und Ostafrika zu sichern.[5]

Kriegsverbrecher

Die Zusammenarbeit mit den ruandischen Militärs hat Folgen, weil Angehörige des Regimes in Kigali ebenso wie die Armeespitze schwerer Kriegsverbrechen beschuldigt werden – zum Teil aus der Zeit des ruandischen Bürgerkrieges und der mörderischen Eskalation 1994, zum Teil auch wegen brutaler Vergehen bei den beiden Überfällen Ruandas auf den Kongo in den Jahren danach. So ist der mit westlicher Unterstützung zum stellvertretenden Kommandeur der UN/AU-Truppen in Darfur (UNAMID) ernannte ruandische General Karenzi Karake in Spanien wegen Kriegsverbrechen angeklagt – gemeinsam mit weiteren ruandischen Soldaten.[6]

Warnung

Zudem steht die ruandische Armee, mit der Berlin zusammenarbeitet, offenbar für einen erneuten Überfall auf den Kongo bereit. Nach Beginn der jüngsten Kämpfe marschierten ruandische Truppen Anfang Oktober an der Grenze zur kongolesischen Provinz Nord-Kivu auf. Die offizielle Begründung, man habe einen Einmarsch aus dem Kongo befürchtet, ist wenig glaubwürdig; jedenfalls liegen keinerlei Berichte über kongolesische Angriffsvorbereitungen vor. Stattdessen existieren aktuelle Fotodokumente, die Soldaten in ruandischer Uniform auf kongolesischem Territorium zeigen. Wie die Regierung des Kongo erklärt, nahmen Truppen aus Ruanda im Oktober an Angriffen von Rebellenmilizen in Nord-Kivu teil.[7] Ein solches Vorgehen ist aus der Vergangenheit bekannt. "Wir wollen nicht, dass der Kongo zurück in einen Konflikt rutscht, der die Grenzen überquert", warnte der Leiter der UN-Mission im Kongo (MONUC) vor wenigen Wochen.[8]

Unterstützung

Während die UNO warnt, intensiviert die Bundesregierung ihre Unterstützung für Kigali. Anfang Oktober – die ruandische Armee bereitete zu diesem Zeitpunkt ihren Aufmarsch an der Grenze zum Kongo vor – hielt sich Bundesumweltminister Gabriel in Ruanda auf und versprach, dem Land deutsch-europäische Investoren zu vermitteln.[9] Am 16. Oktober – die Berichte über ruandische Attacken auf kongolesischem Territorium waren allseits bekannt – verkündete die Presse in Kigali einen neuen Deal: Ein Abkommen zwischen Ruanda und Deutschland war gerade unterzeichnet worden, in dem Berlin Kigali jährliche "Entwicklungsgelder" in Höhe von 16,5 Millionen Euro zusagte, davon zehn Millionen nicht als Projektmittel, sondern pauschal als Budgethilfe.[10] Kigali feiert dies als Aufwertung durch die Bundesregierung und als großen Erfolg.

Vormarsch

Bei den Rebellenmilizen, die laut Auskunft der kongolesischen Regierung von Truppen Ruandas unterstützt wurden, handelt es sich um Verbände des berüchtigten Warlords Laurent Nkunda. Nkunda, ein stets loyaler Parteigänger des heutigen ruandischen Staatspräsidenten Kagame noch aus den Zeiten des Bürgerkriegs von 1990 bis 1994, kämpft seit Jahren gegen die kongolesische Armee in Nord-Kivu (german-foreign-policy.com berichtete [11]). Er wird schwerer Kriegsverbrechen beschuldigt; kürzlich wurden Massaker seiner Truppen an der Zivilbevölkerung dokumentiert.[12] Nkunda rekrutiert seine Milizen auch in Ruanda und finanziert seinen Krieg mit kongolesischen Rohstoffen, die er via Kigali in die Industriestaaten verkauft.[13] Er hat angekündigt, die Regierung in Kinshasa stürzen zu wollen, und inzwischen erste Posten der regulären kongolesischen Armee eingenommen. Rund 200.000 Menschen sind mittlerweile auf der Flucht. In diesen Tagen rückt Nkunda auf Goma, die Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu, vor.

Vermittler

Sollte es Nkunda gelingen, seine Rebellen mit bewaffneten Banden in anderen Provinzen zu verbinden, dann droht der Krieg landesweit zu eskalieren. Nkundas Militärchef ist ein ehemaliges Mitglied von Milizen in Ituri, dem nördlich an Nord-Kivu grenzenden Gebiet; dort sind inzwischen ebenfalls Kämpfe entbrannt.[14] Nkunda selbst, der sich schon zum Anführer eines landesweiten Aufstandes stilisiert, kämpft für das eng mit Deutschland verbündete Ruanda, das in Berlin stetig wachsende Unterstützung erfährt. Dabei wird die deutsche Position vor Ort durchaus wahrgenommen. Erst kürzlich plädierte ein Sprecher Nkundas dafür, einen Vermittler einzuschalten, und schlug die deutsche Regierung vor.[15] Mit Maßnahmen, die der ruandischen Kriegspartei und ihrem Parteigänger im Kongo Nachteile einbringen, ist von deutscher Seite nicht zu rechnen.

[1] IRC Study Shows Congo’s Neglected Crisis Leaves 5.4 Million Dead; www.theirc.org 22.01.2008

[2] s. dazu Kriegsressourcen (I), Kriegsressourcen (II), Kriegsressourcen (III) und Interview mit Dr. Helmut Strizek

[3] s. dazu Schwerpunktpartner und Kriegspartner

[4] s. dazu Staatsbesuch und Transatlantische Front

[5] s. dazu Mit Rebellen gegen Khartum, Transatlantische Front und Staatsaufbau

[6] s. dazu Haftbefehle und Staatsbesuch

[7] Appell an UNO: Kongo fordert Abzug von Ruandas Armee; RIA Nowosti 10.10.2008

[8] Kongos Krieger auf irakischen Abwegen; taz 07.10.2008

[9] Rwanda: German Minister Vows to Woo European Investors; The New Times 02.10.2008

[10] Rwanda: Rwanda, Germany Sign Financial Cooperation Pact; The New Times 16.10.2008

[11] s. dazu Sie stehen bereit, Haftbefehle und Die Mine Lueshe

[12] Congo-Kinshasa: Congolese General ‘Summarily’ Executing Civilians; Rwanda News Agency 21.07.2008

[13] s. dazu Im Kriegsgebiet und Kriegsfinanziers

[14] Kongos mörderisches Muster; Süddeutsche Zeitung 13.10.2008

[15] Massenflucht im Kongo; Frankfurter Rundschau 17.10.2008

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Nyt     081103

News Analysis – In Congo, a Little Fighting Brings a Lot of Fear

By JEFFREY GETTLEMAN

GOMA, Congo — When Congo shakes, Africa trembles.

This vast linchpin of a country at the green heart of the continent, covering 905,000 square miles and bordering nine nations, never goes down alone.

When the Congolese state began to collapse in 1996, it set off a regional war. When it imploded again in 1998, it dragged in armies from a half-dozen other African countries. The two wars and the mayhem since have killed possibly five million people, a death toll that human rights groups say is the worst related to any conflict since World War II.

The worry now is that Congo is on the brink again, with neighbors poised to jump in, which is why the relatively small-scale bush fighting last week attracted some of the most intense diplomatic activity Congo has seen in years. The French foreign minister, the British foreign minister, top United Nations diplomats and the State Department’s highest official for Africa all jetted in to the decrepit but important lakeside city of Goma.

The hills around Goma are now firmly in rebel hands after rebel fighters routed the Congolese Army late last month, and had the rebels not declared an 11th-hour cease-fire, Goma itself would now be theirs.

“The political damage this has caused is enormous,” said Koen Vlassenroot, a professor at Ghent University in Belgium who specializes in eastern Congo.

The rebel victory laid bare the fecklessness of the Congolese government, two years after the most expensive, foreign-financed election in African history, despite the muscle of the largest United Nations peacekeeping mission, with 17,000 troops in the country.

Perhaps even more alarming was the performance of that mission. Not only were the peacekeepers unable to stop the rebels’ advance — the rebels have already turned a captured United Nations base into an impromptu bush gym — but they were unable to protect civilians, which is their mandate.

On Wednesday night, as the rebels encircled Goma, rogue government soldiers plundered, raped and killed in their retreat from the town.

This same predatory behavior happened in the 1990s, when Congo was in a similar state of simmering dysfunction.

On Thursday, a family in Goma sat in a small, bare room, staring at the body of a 17-year-old boy, Merci. He was forced at gunpoint to load everything from their home into an army truck, family members and neighbors said. As a parting gesture, before they raced out of town, the government soldiers shot Merci in the back.

There were no peacekeepers around, even though a large United Nations base is located a mile or two from Merci’s home.

“We were abandoned,” said Safi Dayoo, a mother of six, who decided to leave Goma that night. Hundreds of thousands of people like her have become refugees, and many desperately need food.

John Prendergast, a founder of the Washington-based Enough Project, which campaigns against genocide, said: “It is remarkable that 14 years after the genocide in Rwanda, U.N. peacekeeping remains as ineffectual at protecting civilians as it was then. This, despite all the rhetoric about the responsibility to protect and never again. Empty slogans for the people of Central Africa.”

Alan Doss, the head of the United Nations mission in Congo, said it had been very difficult to defend the perimeter of Goma and at the same time police the streets with a relatively small force of 900 Goma-based peacekeepers.

“We’re certainly stretched,” he said. “There’s only so much we can do.”

The European Union[e] is mulling over the idea of sending more troops. But right now, the emphasis seems to be on forging a durable political settlement with the rebels.

The trick is that eastern Congo has always been a headache to rule. And the rebels based in the thickly forested hills around here seem stronger than ever.

They are led by a charismatic troublemaker, Laurent Nkunda, who commands a well-trained, well-equipped guerrilla army from an abandoned Belgian farmhouse in the jungle. He is an ethnic Tutsi, and Congolese officials have painted Mr. Nkunda, a renegade general, as a pawn of Tutsi-led Rwanda next door.

Though it is unclear how actively Rwanda might be supporting Mr. Nkunda, Rwandan meddling here would be far from unprecedented. Congo has suffered a long history of exploitation, going back to the Belgian colonial times. Rebel groups and foreign forces have annexed large swaths of the country to extract gold, diamonds, tin and timber.

At times, too, the Congolese government has invited its neighbors in, trying to find defenders at critical moments.

Just a few days ago, for example, the government urged its old friend Angola to send troops back into Congo, as Angola did in 1998, to counter Mr. Nkunda’s rebellion and a perceived Rwandan menace. Villagers near Goma said last week that they had seen uniformed Rwandan soldiers fighting alongside Mr. Nkunda’s men and that the Rwandans had burned homes and killed children.

“I saw them come over the border with my own eyes,” said Jackson Busisi, a farmer.

Rwanda denies all this.

Congo analysts say that Mr. Nkunda may have some legitimate political goals — and Congolese ones at that. For starters, he seems determined to eliminate the Hutu death squads who participated in the massacre of 800,000 people in Rwanda in 1994 and then fled into Congo, where they continue to brutalize with impunity. The Congolese government has promised to disarm the squads. But the rebels — and many Western diplomats — say the government is actually giving the Hutu death squads guns.

“The Congolese Army is working hand in hand with these killers,” said Babu Amani, a spokesman for the rebels.

The rebels want to play a bigger role in governing eastern Congo and even possibly to carve the territory into ethnic fiefs.

Mr. Nkunda has recently been reaching out to Hutus, and it seems that he is trying to refashion himself into a leader for all Rwandan-speaking people in the eastern Congo province of North Kivu, where Rwandan speakers make up about 40 percent of the population and dominate many of the important businesses.

But Mr. Nkunda’s ambitions may go beyond even that. Across the country, Congolese are getting fed up with their president, Joseph Kabila, who has little to show after winning a historic election in 2006, Congo’s first nationwide democratic vote since independence in 1960.

The top opposition leader, Jean-Pierre Bemba, a former vice president, has been in jail in The Hague in recent months, facing international war crimes charges in connection with bloodshed and mass rapes in the Central African Republic five years ago.

This may be an irresistible opportunity for Mr. Nkunda’s rebel outfit, the National Congress for the Defense of the People, or C.N.D.P., to forge opportunistic alliances with other dissident groups and possibly try to push Mr. Kabila out.

“C.N.D.P. has the brains, the money, the muscle and the determination to achieve it,” said a Western analyst who works on Congo issues and said he would speak only on condition of anonymity because of the sensitivity of his job. “The other side has none of the above.”

This may explain why Mr. Nkunda paused last week right at the doorstep of Goma, without walking in. He showed that he was powerful and that the government was weak. He avoided dealing with the mess of occupying a major city, especially when the United Nations had urged him to stay out. In the end, he got the leverage he needed for future negotiations, without sustained fighting or damage to his reputation.

A summit meeting has now been called between Rwanda and Congo. Aid organizations are urging the United States to put more pressure on Rwanda, its ally, to rein in Mr. Nkunda. Diplomats are shuttling between Congo and Rwanda, trying to get the two sides to focus on peace treaties they have already signed, so another regional war does not break out.

“There will be a summit,” Professor Vlassenroot said. “And there will be a nice document coming out of it. But it won’t change anything.”

What Congo needs, he said, is a true change of culture that would end the long tradition of corruption and criminally inept government and the attendant rebellions.

Given the decades of unending crisis here, no one sees that happening anytime soon.

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