Svolta epocale

Gfp     081001
Svolta epocale

●    La lotta per l’influenza tra gli USA e le altre grandi potenze presuppone che possa essere evitata una crisi globale, assunzione problematica di fronte ai recenti sviluppi anche in Europa.

●    Prime difficoltà anche per l’industria dell’export tedesca, per lo meno quella orientata verso gli USA: non è da escludere che gli USA introducano una politica di isolamento, come dopo la crisi del 1929, con il calo del 50% del commercio estero americano.

●    Berlino spera che la crisi, a cui nessuno dei partner transatlantici può sfuggire, rafforzi relativamente la Germania, che dovrebbe subire meno perdite degli USA.

–   La fondazione tedesca SWP (Stiftung Wissenschaft und Politik):

●    «La crisi finanziaria in America marca una svolta epocale, le cui dimensioni saranno chiare probabilmente solo fra alcuni anni».

●    Nei mercati finanziari si avanza l’ipotesi del rischio di insolvenza del governo americano;

o   la crisi indebolisce la posizione internazionale degli USA, con conseguenze negative sulla loro influenza internazionale paragonabile solo a quelle della guerra contro l’Irak.

o   La UE potrebbe assumere un ruolo rilevante nel dibattito su un nuovo ordine delle relazioni economiche internazionali, senza dover tener conto degli USA, poco disposti a mettere in discussione la propria supremazia;

o   Altri interlocutori con cui la UE potrebbe confrontarsi sarebbero le potenze dell’Est, la cui importanza per l’economia tedesca crescerebbe nel caso gli USA cadessero nel protezionismo.

–   Berlino teme un effetto domino, anche per le importanti attività bancarie tedesche negli USA;

o   quasi il 25% del fatturato complessivo delle banche negli USA deriva da istituti esteri, l’87% di esse sono banche europee, con il primo posto occupato da Deusche Bank.

–   La cancelliera Merkel: chiede che del pacchetto di aiuti USA possano disporre anche gli istituti finanziari tedeschi che operano nel paese:

o   tra questi Hypo Real Estate Capital Corporation, una filiale della fallita Hypo Real Estate che sarebbe una delle maggiori banche immobiliari estere negli USA (per la quale il governo tedesco ha predisposto un sostanzioso aiuto, con una garanzia del credito).

–   Dibattito sugli effetti della crisi nei rapporti di potenza aperto dal negli USA Council on Foreign Relation:

o   la crisi negli USA sarà o no più lenta che per i rivali? in caso negativo la piazza di NY rischia di perdere la propria posizione di preminenza;

o   la crisi consentirà o no al dollaro mantenere la propria supremazia nel sistema internazionale?

o   se il dollaro perderà peso, i paesi stranieri potrebbero liberarsi delle loro riserve in $.

–   I banchieri USA: anche l’Europa ha i suoi problemi (salvataggio della tedesca HRE, della belgo-olandese Fortis e della belgo-francese Dexia; che Germania e UE pensino da sole a salvare le proprie banche.

–   Dall’inizio della crisi sarebbero andati persi $591 Md, il 39% dei quali a carico delle banche europee (Bloomberg).

– Dibattito in Germania sugli effetti di lungo termine della crisi bancaria:

o   ministro Finanze tedesco, Steinbrück: porterà alla perdita per gli USA dello status di superpotenza, tesi condivisa dai consiglieri governativi;

–   SWP: dalla fine del regime di Bretton Woods (inizio anni 1970), USA e GB hanno perseguito una forte deregolamentazione e liberalizzazione del settore finanziario. Dopo due decenni di predominio dei mercati finanziari anglosassoni, ci sono state diverse crisi negli USA, con le prime avvisaglie di una crisi a metà anni 1990; ora siamo al termine del modello superliberalista USA.

o   Fine anni 1980, si è potuto contenere la prima delle maggiori crisi finanziarie con aiuti federali di $125 MD (vennero chiuse oltre 700 banche);

secondo esperti finanziari USA, la metà delle 8500 banche americane sono a rischio di fallimento.

Gfp      081001
Zeitenwende
01.10.2008
BERLIN/WASHINGTON
(Eigener Bericht) –

–   Die Zuspitzung der westlichen Finanzkrise steigert die Spannungen zwischen Deutschland und den USA. Nach der Zusage einer zweistelligen Milliardenbürgschaft für die Hypo Real Estate, die ernste Belastungen für den deutschen Staatshaushalt mit sich bringt, fürchtet Berlin – auch wegen erheblicher deutscher Bankengeschäfte in den Vereinigten Staaten – neue Zusammenbrüche.

–   Die deutsche Kanzlerin will dies verhindern und erklärt ultimativ: "Die Bundesregierung erwartet", dass das US-Repräsentantenhaus die geplante 700-Milliarden-Dollar-Hilfe "noch diese Woche verabschiedet".

–   Berlin und die EU sollten ihre Banken selbst vor dem Bankrott bewahren, beschweren sich US-Banker in New York.

–   Dort führt die provozierende Prognose des deutschen Finanzministers Steinbrück, die Vereinigten Staaten würden durch die Bankenkrise "ihren Status als Supermacht des Weltfinanzsystems verlieren", zu erregten Diskussionen. Während Regierungsberater in Berlin Steinbrück zustimmen und das "Ende des amerikanischen Modells" vorhersagen, suchen Washingtoner Thinktanks nach Chancen, die US-Hegemonie zu bewahren.

–   Die Einflusskämpfe setzen jedoch voraus, dass ein Komplettzusammenbruch verhindert werden kann – eine Annahme, die angesichts der jüngsten Entwicklung auch in Europa nicht mehr zu garantieren ist.

Noch diese Woche

Auf das Scheitern des 700-Milliarden-Dollar-Pakets, mit dem die US-Regierung die Bevölkerung zugunsten der im Land tätigen Banken belasten wollte, reagiert Berlin wütend. "Die Bundesregierung erwartet, dass dieses Rettungspaket noch diese Woche verabschiedet wird", erklärte Bundeskanzlerin Merkel am gestrigen Dienstag in Berlin.[1]

–   Sie verlangt, dass die Mittel auch den in den Vereinigten Staaten tätigen deutschen Finanzinstituten zur Verfügung stehen.

–   Dazu gehört die Hypo Real Estate Capital Corporation, eine Tochtergesellschaft der jetzt zusammengebrochenen Hypo Real Estate (München), die laut Eigenangabe "einer der größten ausländischen gewerblichen Immobilienfinanzierer in den Vereinigten Staaten" ist.[2] Um den vollständigen Zusammenbruch des deutschen Finanzsystems ("Domino-Effekt") zu verhindern, hat die Bundesregierung der Hypo Real Estate zu Wochenbeginn eine Kredit-Bürgschaft von bis zu 26,5 Milliarden Euro zugesagt, von der nach aktuellem Stand ein beträchtlicher Teil tatsächlich verloren ist: Weil die Hypo Real Estate wohl abgewickelt werden muss und nur geringe Verkaufserlöse erzielen kann, dürfte die Bundesregierung zur Kasse gebeten werden.

Überheblich

–   US-Finanzexperten reagieren gereizt auf die deutschen Forderungen. "Europa hat heftig auf die USA eingedroschen, aber jetzt merkt es, dass es seine eigenen Schwierigkeiten hat", urteilt ein Analyst in New York nach den staatlichen Stützungsaktionen für die Hypo Real Estate, die belgisch-niederländische Fortis und die belgisch-französische Dexia.[3] "Die europäische Rhetorik schlägt fehl, da jetzt Europas eigenes Banksystem unter Druck gerät", erklärt auch ein Londoner Banker.

–   Wie die Agentur Bloomberg (New York) berechnet, gehen von den 591 Milliarden US-Dollar, die seit Beginn der Krise abgeschrieben werden mussten, immerhin 39 Prozent zu Lasten europäischer Finanzinstitute.[4] Vor allem Bundesfinanzminister Steinbrück hat mit seiner provozierenden Aussage, die USA würden jetzt "ihren Status als Supermacht des Weltfinanzsystems verlieren" [5], für Unmut gesorgt. "Die Götter der Märkte bestrafen diejenigen, die Überheblichkeit zeigten", sticheln US-Banker nach dem Zusammenbruch der Hypo Real Estate.

Zahlungsunfähig

–   Berliner Regierungsberater hingegen schließen sich Steinbrück an. "Bereits seit dem Ende des Regimes von Bretton Woods Anfang der siebziger Jahre" hätten die Vereinigten Staaten, aber auch Großbritannien "eine Politik der weitreichenden Deregulierung und Liberalisierung des Finanzsektors" verfolgt, heißt es in einem kürzlich veröffentlichten Papier der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).[6] "Die letzten zwei Jahrzehnte" seien "von der Dominanz angelsächsischer Finanzmärkte" geprägt gewesen.

–   Nach mehreren Krisen in den USA, die "spätestens seit Mitte der neunziger Jahre" zu ernsten Warnungen vor einem Zusammenbruch geführt hätten, sei das US-Modell "extrem liberaler Positionen" nun "gescheitert".

–   Konnte gegen Ende der 1980er Jahre die erste der großen Finanzkrisen noch mit dem Einsatz von 125 Milliarden US-Dollar aus dem Staatshaushalt begrenzt werden (nur knapp über 700 Banken mussten damals geschlossen werden),

–   so rechnen US-Finanzexperten jetzt damit, "dass die Hälfte der heute 8500 amerikanischen Kreditinstitute in Konkurs gehen wird". Kürzlich sei auf den Finanzmärkten sogar "erstmals eine mögliche Zahlungsunfähigkeit der US-Regierung ins Kalkül einbezogen" worden, berichtet die SWP.

Verluste

–   Beobachter rechnen wegen der dichten transatlantischen Wirtschaftsverflechtung mit weiteren Einbrüchen auch für die Bundesrepublik.

–   Zwar schwäche der Finanz-Zusammenbruch vor allem "die Position Amerikas auf dem Feld der internationalen Beziehungen" und sei in seinen "negativen Folgen für das Ansehen des Landes vermutlich nur mit dem Irakkrieg zu vergleichen", urteilt die SWP.[7]

–   Immense Verluste haben jedoch auch die deutschen Banken zu gewärtigen, die mit Tochtergesellschaften in den Vereinigten Staaten tätig sind. Fast 25 Prozent der Bilanzsumme, die sämtliche Banken in den USA gemeinsam erreichen, entfallen auf ausländische Institute, der Großteil davon – 87 Prozent – auf europäische Banken. Unter diesen nimmt die Deutsche Bank den ersten Rang ein.[8]

–   Mit ernsten Schwierigkeiten muss auch die deutsche Exportindustrie kalkulieren. Man könne nicht ausschließen, schreibt die SWP, "dass Washington angesichts der Dimensionen der Krise einen handelspolitischen Abschottungskurs einschlagen wird" – wie nach der Krise von 1929, als der Umfang des US-Außenhandels um 50 Prozent sank.[9]

–   Deutsche Profite aus dem US-Geschäft nähmen ab und brächten die exportabhängige Industrie ins Wanken, zumindest aber deren transatlantisch orientiertes Segment.

Ernst nehmen

–   Aus dem Zusammenbruch, dem keiner der transatlantischen Wirtschaftspartner entkommen kann, hofft Berlin dennoch gestärkt hervorzugehen – weil man damit rechnet, geringere Verluste als die USA zu erleiden.

–   In den Vereinigten Staaten werden solche Überlegungen genau beobachtet. Eine öffentliche Debatte zum Thema hat der einflussreiche Council on Foreign Relations am Montag gestartet. Man müsse die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Weltmachtstellung der Vereinigten Staaten sorgfältig analysieren, fordert in seinem Beitrag zur Debatte der Direktor des Center for Geoeconomic Studies und benennt einige zentrale Fragen.

–   Es gelte zu prüfen, ob der Niedergang der USA sich "langsamer" vollziehe "als der ihrer Rivalen", heißt es in dem Beitrag. Sollte umgekehrt Washington stärker verlieren als Berlin und Brüssel, dann drohe der Finanzplatz New York seine Spitzenstellung zu verlieren – mit schwerwiegenden Folgen.

–   Ebenfalls müsse man erkunden, ob die Vorherrschaft des US-Dollar im globalen Finanzsystem durch die Krise gefährdet sei oder bewahrt werden könne.

–   Schließlich sei zu berücksichtigen, dass fremde Staaten ihre Dollarreserven, falls der Dollar an Bedeutung verliere, verkaufen könnten. "Man muss die Anwendung dieser Finanzwaffe nicht für wahrscheinlich halten, um sie ernst zu nehmen", schreibt der Direktor des US-Center for Geoeconomic Studies.[10]

Chance

–   Berlin hingegen wittert seine Chance. Washington werde kaum bereit sein, zur Vermeidung künftiger Krisen "vorbehaltlos über eine Neuordnung der internationalen Wirtschaftsbeziehungen zu diskutieren", vermutet der Thinktank: "Umso größer ist die Chance der Europäischen Union[e], in dieser Debatte eine prägende Rolle zu spielen."

–   Gegebenenfalls "müsste Europa zusammen mit anderen Akteuren über Regulierungsoptionen ohne Washington nachdenken", schreibt die SWP.[11]

–   Als Bündnispartner kämen die östlichen Mächte in Frage, deren Bedeutung für die deutsche Außenwirtschaft ohnehin steigen würde, sollten die Exporte in die USA wegen eines dortigen krisenbedingten Protektionismus’ schrumpfen. Über damit verbundene weltpolitische Umbrüche urteilt der Berliner Thinktank: "Die Finanzkrise in Amerika markiert eine Zeitenwende, deren ganzes Ausmaß sich vermutlich erst in einigen Jahren offenbaren wird."

Bitte lesen Sie zur Finanzkrise auch Krisengewinner, Re-Regionalisierung, Gestärkt, Kurssprünge und Krise und Konzentration.

[1] "Ein wirtschaftlicher 11. September"; Handelsblatt 30.09.2008

[2] Hypo Real Estate International in New York; www.hyporealestate.com

[3], [4] Brown, Merkel May Be Pushed Into Paulson-Type Bailout; Bloomberg 30.09.2008

[5] Regierungserklärung des Bundesministers der Finanzen, Peer Steinbrück, zur Lage der Finanzmärkte vor dem Deutschen Bundestag am 25. September 2008 in Berlin

[6], [7] Heribert Dieter: Das Ende des amerikanischen Modells; SWP-Aktuell 71, September 2008

[8] Auslandsbanken fordern Gleichbehandlung; Frankfurter Allgemeine Zeitung 26.09.2008

[9] Heribert Dieter: Das Ende des amerikanischen Modells; SWP-Aktuell 71, September 2008

[10] Financial Turmoil and U.S. Power; Council on Foreign Relations 29.09.2008

[11] Heribert Dieter: Das Ende des amerikanischen Modells; SWP-Aktuell 71, September 2008

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