Francia, mercato lavoro, disoccupazione Die Welt 05-08-03
Jochen Hehn
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Altro art.:
Die Welt 05-07-22
De Villepin si era dato 100 giorni per presentare i primi risultati della sua politica e riconquistare la fiducia popolare. Fra due anni sarà, assieme al ministro degli Interni Sarkozy, uno dei primi candidati alla successione di Chirac.Die Welt 05-08-03
Frankreichs Regierung beschließt Notprogramm gegen Arbeitslosigkeit.
Premier de Villepin umgeht das Parlament
von Jochen Hehn
Paris – Mit der Brechstange versucht die französische Regierung unter ihrem Premierminister Dominique de Villepin, den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit zu gewinnen. Ohne der Nationalversammlung ein Mitspracherecht einzuräumen, hat der französische Ministerrat auf seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien ein 4,5 Milliarden Euro umfassendes Notprogramm beschlossen, mit dem vor allem die hohe Jugendarbeitslosigkeit, die in Frankreich bei über 20 Prozent liegt, gesenkt werden soll. Die Arbeitslosenquote war im Juni erstmals seit mehreren Jahren wieder deutlich zurückgegangen. Doch liegt sie immer noch bei 10,1 Prozent..
Die Absicht, das Notprogramm auf dem Verordnungswege, also an den Parlamentariern vorbei durchzusetzen, begründete de Villepin damit, daß Frankreich "keine Zeit mehr zu verlieren" habe. Bei seiner Ernennung vor zwei Monaten hatte sich der Premierminister allerdings selbst unter Druck gesetzt, als er sich 100 Tage Zeit gab, um erste meßbare Ergebnisse seiner Politik vorzulegen und das Vertrauen der französischen Öffentlichkeit zurückzugewinnen. Vom Erfolg der am 8. September auslaufenden 100-Tage-Frist dürfte auch die politische Zukunft von de Villepin abhängen, der in knapp zwei Jahren neben Innenminister Nicolas Sarkozy als einer der ersten Anwärter auf die Nachfolge von Präsident Jacques Chirac gilt..
Im Mittelpunkt des Notprogramms gegen die Arbeitslosigkeit stehen auf zwei Jahre bemessene Beschäftigungsverträge, die für Betriebe mit bis zu 20 Mitarbeitern gelten sollen. Diese Regelung wird schon am kommenden Donnerstag in Kraft treten. Mit den übrigen fünf Verordnungen, die ab dem 1. September gelten, hofft die Regierung, die Arbeitslosenquote um zwei Prozentpunkte senken zu können. Dazu zählen eine Prämie für kleinere Betriebe, die Arbeitsplätze bereitstellen, eine Steuergutschrift von 1000 Euro für Jugendliche, die ein Stellenangebot in einem schwierigen Arbeitsumfeld annehmen und eine verlängerte Probezeit. Um die Integration älterer Arbeitnehmer in den Arbeitsmarkt zu erleichtern, soll es bei Stellenausschreibungen im öffentlichen Dienst keine Altersbeschränkungen mehr geben. Der hohen Jugendarbeitslosigkeit will die Regierung mit einem nichtmilitärischen Ausbildungsprogramm bei den Streitkräften zu Leibe rücken. So sollen arbeitslose Frauen und Männer im Alter von 18 bis 21 Jahren noch in diesem Jahr bei den Militärs die Möglichkeit erhalten, grundlegende Kompetenzen im Lesen, in der Mathematik und im Umgang mit dem Computer zu erwerben und damit das Rüstzeug zum Erlernen eines Berufs erhalten. Insgesamt ist an 20 000 Ausbildungsstellen in 40 militärischen Einrichtungen gedacht. Die Armee als "Schule der Nation" feiert somit Wiederauferstehung..
Das Notprogramm zur Arbeitslosigkeit ist nicht unumstritten. Die Gewerkschaften kritisieren vor allem die Maßnahmen zur Flexibilisierung des Arbeitsmarkts, die wenig geeignet seien, die Rechte der Arbeitnehmer zu stärken. Kritik üben sie auch an der Neuregelung, die Bildung von Betriebsräten umgehen zu können..
Artikel erschienen am Mi, 3. August 2005 © WELT.de 1995 – 2005 .
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<0411812">Die Welt 05-07-22
<0411813">Die Armee kämpft gegen die Jugendarbeitslosigkeit
Die Armee kämpft gegen die Jugendarbeitslosigkeit.
Regierung in Paris läßt Jugendliche vom Militä
r ausbilden – Erwerbslosenquote bei 23,5 Prozent
Paris – Die Regierung in Paris wird 200 000 junge Franzosen beim Militär ausbilden. Das hat die französische Verteidigungsministerin Michèle Alliot-Marie am Mittwoch im Sender France 2 angekündigt..
Zwischen sechs Monaten und zwei Jahre soll das jetzt aufgelegte "Défense Deuxième Chance" ("Zweite Chance Verteidigung") Programm dauern. "Beschäftigung ist ein Problem für junge Menschen in unserem Land", sagte Alliot-Marie. Die allgemeine Arbeitslosenquote lag Ende Mai in Frankreich bei 10,2 Prozent, für Jugendliche unter 25 Jahren waren es allerdings 23,5 Prozent..
Auch der neue Premierminister Dominique de Villepin hatte bereits direkt nach seiner Amtseinführung im Mai angekündigt, daß er mit Hilfe des Verteidigungsministeriums – des größten Arbeitgebers in Frankreich – gegen die Arbeitslosigkeit im Land ankämpfen will..
"Zunächst einmal werden wir ihnen zeigen, was Disziplin ist: morgens aufstehen, am Unterricht teilnehmen und so weiter", erklärte die seit 2002 amtierende Alliot-Marie. Die Uniform sollen sie tragen, damit die sozialen Ungleichheiten nicht zu auffällig werden..
Parallel zur Selbstdisziplin werden Lesen, Rechnen und Informatik gelehrt. "Die Ausbildung ist auf die Erfordernisse des Arbeitsmarktes ausgerichtet: Bau, Verkehr, Altenversorgung und Sicherheit. Alles Bereiche, in denen die Arbeitssuchenden große Chance haben, eine Arbeitsstelle zu finden", sagte die Ministerin..
Die Jugendlichen unterschreiben beim Militär zwar keinen Arbeitsvertrag, die Ausbildung soll ihnen jedoch später eine zweite Chance auf dem Arbeitsmarkt verschaffen. Die landesweite Initiative wird im September dieses Jahres zunächst mit 250 Auszubildenden anfangen. Die Anleitung sollen Lehrer und ehemalige Militärs mit Erfahrung in der Ausbildung übernehmen, wie es in Paris heißt..
An mehr als 40 Orten in Frankreich sollen die "Défense Deuxième Chance"-Teilnehmer ausgebildet werden, sie wohnen dabei in einem Internat. Die männlichen und weiblichen Arbeitslosen zwischen 18 und 21 Jahren erhalten neben Logis und Kost ein monatliches Taschengeld von 300 Euro. Jeder Auszubildende wird den Staat etwa 24 000 Euro im Jahr kosten, kündigte das Verteidigungsministerium an. Das jährliche Gesamtbudget der neuen Initiative beträgt 480 Mio. Euro..
Bereits jetzt stellt das Verteidigungsministerium rund 35 000 Jugendliche im Jahr regulär beim Militär ein . Gerade junge Menschen ohne Qualifikationen sollen so vor der drohenden Arbeitslosigkeit bewahrt werden. dl
Artikel erschienen am Fr, 22. Juli 2005 © WELT.de 1995 – 2005