Turchia, curdi Die Welt 05-07-18
Il conflitto del Pkk con le forze di sicurezza turche (1984-1999), che ha avuto una pausa di sei anni grazie alla tregua unilaterale decisa dai curdi, ha causato circa 37 000 vittime, centinaia di migliaia di profughi e lo spopolamento di migliaia di villaggi del Sud-est della Turchia.
Osman Öcalan, fratello del detenuto capo del Pkk Abdullah Öcalan,ha abbandonato il Pkk, e nel 2004 ha creato una sua organizzazione chiamata Ppdk, che respinge l’uso della violenza, anche se i fatti attuali sono in contraddizione. Die Welt 05-07-18
Tod am Meer
Das Attentat auf einen Minibus im türkischen Kusadasi verschärft die Konfrontation zwischen der türkischen Regierung und gewaltbereiten kurdischen Rebellen
von Boris Kalnoky
Für die Briten in einem Minibus an der türkischen Mittelmeerküste war am Samstagvormittag der Strand das Ziel und die Londoner Terroranschläge vom 7. Juli schienen Welten entfernt. Doch der Horror holte sie ein, als ihr Bus explodierte.
Wie die Bilder sich gleichen. Der Bus zerborsten, wie der Doppeldecker der Linie 30 in London; Verwundete und Körperteile auf der Straße, ein Mann hängt tot aus dem Buswrack heraus. Von den 19 Menschen im Minibus starben fünf, drei türkische Staatsbürger (darunter eine junge Frau), eine Irin und ein Engländer. Acht Türken und sechs weitere Engländer wurden verletzt.
Die Behörden nannten sofort die international als terroristisch bezeichnete Kurdenorganisation PKK als Täter, und die Zeitung "Hürriyet" berichtete, ein militanter Zweig dieser Organisation namens "Kurdische Freiheitsfalken" habe sich des Anschlags bezichtigt. Ziel sei es, durch Terror gegen Touristen der Türkei wirtschaftlich zu schaden. Die PKK wies indes jede Verantwortung für das Attentat zurück und erklärte, keinerlei Verbindung zu den "Falken" zu unterhalten. Auch frühe Äußerungen von Sicherheitsbeamten, daß womöglich eine junge Frau den Anschlag als Selbstmordattentäterin begangen habe, wichen anderen Darstellungen, wonach der Sprengsatz in den Bus gestellt worden war.
Die Selbstmörderthese führte in der Türkei zu tiefer Beunruhigung, denn im Mai hatte die Armeeführung geschätzt, daß rund 1500 PKK-Kämpfer vom benachbarten Irak aus ins Land eingesickert seien – und mit ihnen 70 Männer und Frauen als potentielle Selbstmordattentäter. Dann wurde eine Frau gefaßt, als sie mit Sprengsätzen am Körper in ein Regierungsgebäude in der Kurdenmetropole Diyarbakir einzudringen versuchte. Es schien tatsächlich so, als stünde der Türkei eine blutige Welle von Selbstmordanschlägen bevor. Als auch noch der Minibus in Kusadasi explodierte und alle von einer Selbstmordattentäterin redeten und "Hürriyet" die "Freiheitsfalken" mit der Absicht zitierte, fortan gezielt gegen Touristen vorzugehen, da zeichnete sich ein grausiges Szenario ab – ein Blutbad an den Stränden der türkischen Urlaubsparadiese.
Die PKK hat in der Vergangenheit tatsächlich Selbstmordattentäter eingesetzt, aber relativ selten, zuletzt im Jahr 1999. Die Motivation der Täter scheint meist persönlich erlittenes Leid im langjährigen Konflikt mit den türkischen Sicherheitskräften gewesen zu sein – der Verlust geliebter Menschen oder Verwandter, durchlittene Folterungen und Erniedrigungen – und das Versprechen der PKK, sich finanziell um die Familie des Täters zu kümmern.
Klar scheint, daß die PKK gezielt Ausländer ermordet und daß es sich nicht um einen Einzelfall handelt, sondern um eine Strategie. Erst eine Woche zuvor waren im Touristenort Cesme, etwas nördlich von Kusadasi, 20 Menschen verletzt worden, als ein in einem Mülleimer versteckter Sprengsatz explodierte. Daß die PKK dahintersteckt, darauf deutet die Verwendung von C-4-Sprengstoff in Kusadasi hin, der als bevorzugtes Explosionsmittel der PKK gilt.
Und noch etwas rückt ins öffentliche Bewußtsein. Der Konflikt zwischen der PKK und den türkischen Sicherheitskräften, der sechs Jahre lang dank eines einseitigen Waffenstillstandes der Kurden geruht hatte, ist neu entbrannt. Der Horror dieses Krieges, in dem von 1984 bis 1999 etwa 37 000 Menschen starben, Hunderttausende vertrieben und Tausende Dörfer im Südosten der Türkei entvölkert wurden, könnte das Land erneut lähmen.
Als vor genau einem Jahr die PKK ihr einseitiges Moratorium kündigte, offenbar weil sie alle Hoffnung aufgegeben hatte, von der türkischen Regierung eine Generalamnestie und ein Rückkehrrecht für ihre Kämpfer erreichen zu können, da begann es mit kleinen Angriffen. In den letzten drei Monaten jedoch haben die bewaffneten Auseinandersetzungen beunruhigende Dimensionen erreicht. Rund 100 Todesopfer gab es in dieser Zeit zu beklagen, allein gestern starben zehn Guerilleros, als die Armee eine Gruppe von PKK-Kämpfern stellte .
Im vergangenen Monat sind rund 20 türkische Soldaten von der Guerilla getötet worden, oft durch Landminen. Jeden Tag gibt es neue Kämpfe, neue Angriffe, neue Militäraktionen. Zu den Anschlägen der PKK zählten in den letzten Monaten Angriffe auf einen Passagierzug (fünf Tote) und einen Güterzug; Raketenfeuer auf türkische Militärlager, politische Morde gegen mißliebige Regionalpolitiker. Und in der vergangenen Woche waren sie so verwegen, eine Straßensperre bei dem Ort Tunceli zu errichten, wo sie alle Fahrzeuge kontrollierten. Ein türkischer Soldat geriet ihnen dabei in die Hände. Seither durchkämmen mehr als 1000 türkische Truppen das Gebiet, auf der Suche nach dem entführten Kameraden.
Die Eskalation der Gewalt scheint lange nicht abgeschlossen. Nicht nur kommen immer mehr PKK-Kämpfer über die irakische Grenze in die Türkei, auch in den kurdischen Gebieten des Landes werben die Guerillas verstärkt neue Rekruten an. Immer mehr junge Kurden gehen wieder "in die Berge". Ein Fa
ll, von dem die Zeitung "Chicago Tribune" jüngst berichtete, dokumentiert, wie die Gewalt neue Gewalt gebiert. Eine junge Frau hatte sich entschlossen, der PKK beizutreten, nachdem ein Freund, der zur Guerilla gehörte, von Sicherheitskräften getötet worden war. Sie wurde aufgefordert, seine Leiche für das Begräbnis vorzubereiten. Sie wusch die Leiche und hüllte sie ins Leichentuch, aber "sie konnte die Spuren der Folterungen nicht wegwaschen", wird die Mutter der neuen PKK-Rekrutin in dem Bericht zitiert. Seither sei sie "nicht mehr dieselbe gewesen" und habe sich schließlich für einen zehntägigen Trainingskurs bei den Rebellen gemeldet.
Die Kurden spaltet die Frage, ob man kämpfen oder verhandeln soll, da doch die Türkei neuerdings eine nie dagewesene Reformpolitik gegenüber der kurdischen Bevölkerung betreibt. Von der PKK hat sich der Bruder ihres inhaftierten Führers Abdullah Öcalan, Osman Öcalan, losgesagt, und hat im vergangenen Jahr eine eigene Organisation mit dem Kürzel PPDK gegründet. Er will keine Gewalt mehr. Die gegenwärtige Logik aber weist einen anderen Weg – mit unabsehbaren Folgen für die Kurden und für die Türkei.
Artikel erschienen am Mo, 18. Juli 2005 © WELT.de 1995 – 2005