Alla disperata ricerca di sei milioni di lavoratori

Die Welt        080506

Jens Hartmann, Anja Struve e Flora Wisdorff

Studio McKinsey – Alla disperata ricerca di sei milioni di lavoratori

●    Nel 2020 in Germania si prevede mancheranno circa 6 milioni di lavoratori;

●    Negli anni 1960 la disoccupazione era circa all’1%, un problema per mantenere il controllo del mercato del lavoro; oggi gli economisti calcolano la piena occupazione raggiunta con il 4% di disoccupazione.

●    Con l’attuale crescita economica (+1,7%), mancherebbero per il 2020 2,5 milioni di lavoratori, con il +3% ne mancherebbero 6 milioni (la Germania ha di recente raggiunto il record dei 5 mn. di disoccupati).

●    La carenza di forza lavoro (fl) è causata soprattutto dall’invecchiamento della popolazione, -1,2 mn. di offerta di fl; per questo è previsto l’aumento dell’età pensionabile a 67 anni.

●    Manca fl qualificata: nel 2020 mancherebbero in Germania 0,7-1,2 mn. di laureati; nel settore macchinari ed auto mancherebbero 300-400 000 ingegneri; invece del 20% di laureati per anno ce ne vorrebbe il 40%; la media dei paesi OCDE è oggi del 36%.

●    Soluzione: assumere + donne, + anziani, + giovani; le donne tedesche attive sono circa il 62%, contro il 75% di Svezia e Danimarca;

se la quota di giovani ed anziani attivi venisse portata ai livelli più alti dei paesi UE, la Germania avrebbe +4,5mn. di forza lavoro a tempo pieno.

Die Welt          080506

6. Mai 2008, 07:19 Uhr

Von Jens Hartmann, Anja Struve und Flora Wisdorff

McKinsey-Studie – Sechs Millionen Mitarbeiter verzweifelt gesucht

Der Arbeitskräftemangel nimmt dramatische Ausmaße an: Laut einer aktuellen Studie könnten bis zum Jahr 2020 sechs Millionen Beschäftigte fehlen. Das würde das Wirtschaftswachstum in Deutschland abwürgen. Doch noch gibt es Möglichkeiten, das Schlimmste zu verhindern.

–   Bundeswirtschaftsminister Michael Glos glaubt fest daran. Sein Kabinettskollege Olaf Scholz ebenfalls. Genauso wie SPD-Chef Kurt Beck und Bundespräsident Horst Köhler. Die Rede ist von der Vollbeschäftigung, jenem Zustand extrem niedriger Arbeitslosigkeit, den die Bundesrepublik zuletzt in Perfektion in den Sechzigerjahren erreichte. Damals lag die Arbeitslosenrate bei knapp einem Prozent. Heute sehen Ökonomen den alten Traum von der Vollbeschäftigung bei etwa vier Prozent erreicht. Momentan liegt die Quote in Deutschland trotz des fast drei Jahre währenden Aufschwungs noch mehr als doppelt so hoch. Doch das wird nicht so bleiben. Im Gegenteil: Womöglich ist schon bald nicht mehr der Mangel an Stellen eines der dringendsten Probleme in Deutschland, sondern vielmehr der Mangel an Menschen, die diese Stellen künftig noch besetzen können.

Das zumindest legt die Zukunftsstudie "Deutschland 2020" der Unternehmensberatung McKinsey nahe, die WELT ONLINE exklusiv vorliegt. Demnach werden Deutschland bis zum Jahr 2020 rund 2,5 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Und das gilt, wenn das Land einfach nur dem bisherigen Wachstumspfad von rund 1,7 Prozent Zuwachs folgt. Sollte die Bundesrepublik sogar deutlich schneller wachsen und das "Chancenszenario" realisieren, das McKinsey bei einem Wirtschaftswachstum von drei Prozent erreicht sieht, wäre die Lücke sogar noch größer. In diesem Fall würden dem Land, das sich einst den traurigen Rekord von über fünf Millionen Arbeitslosen leistete, künftig mehr als sechs Millionen Arbeitskräfte fehlen. Nicht mehr Arbeitslosigkeit sei in Zukunft das Problem, vielmehr steuere das Land "auf einen bedrohlichen Engpass im Arbeitsmarkt" zu, heißt es in der Studie.

Einen Engpass noch dazu, der sich nicht so ohne Weiteres beheben lässt. Denn schuld an dem Problem ist vor allem die zunehmende Alterung der Bevölkerung. So wird den Berechnungen zufolge das Angebot an Arbeitskräften bis 2020 um rund 1,2 Millionen sinken. Das verspätete Renteneintrittsalter von 67 Jahren ist darin bereits berücksichtigt. "Dies bedeutet, dass immer mehr Menschen von der Arbeit und dem Einkommen anderer abhängig und immer weniger Menschen erwerbsfähig sein werden", so die Autoren. "Die Zeit drängt, wir müssen jetzt die richtigen Weichen stellen", warnt auch DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun.

Engpass bremst das Wachstum

Denn es droht ein Engpass, der noch dazu die Wachstumskräfte im Land hemmen wird. Das gilt vor allem für den bereits spürbaren Mangel an qualifizierten Fachkräften. "Nach nur zwei Jahren Aufschwung kneift es jetzt schon an allen Ecken und Enden, weil zu wenig Facharbeiter zur Verfügung stehen", sagt der Wirtschaftsweise Peter Bofinger. Dieses Problem dürfte sich noch verschärfen:

–   Laut McKinsey droht Deutschland bis zum Jahr 2020 ein ungedeckter Bedarf an Akademikern von 0,7 bis 1,2 Millionen. Vor allem die bisherigen Wachstumsträger der deutschen Wirtschaft wie Automobil oder Maschinenbau würden das zu spüren bekommen: "Allein die durch Ingenieurmangel unbesetzten 300 000 bis 400 000 Vollzeitstellen könnten das Wachstum in diesen Branchen stark abbremsen und die Erneuerung der wirtschaftlichen Struktur nachhaltig beeinträchtigen."

Heraus aus dieser drohenden Alters- und Bildungsfalle auf dem Arbeitsmarkt kommt Deutschland nur, wenn es konsequent umsteuert. Dazu gehört in erster Linie das, was Ökonomen gern als "gesteigerte Erwerbsteilnahme" bezeichnen:

–   Dem Land muss es gelingen, mehr Frauen, mehr Ältere und mehr junge Menschen als bisher in Beschäftigung zu bringen. Bisher zählt Deutschland mit einer Frauenerwerbsquote von rund 62 Prozent zum europäischen Mittelfeld und liegt damit weit hinter Spitzenreitern wie Schweden oder Dänemark, wo über 75 Prozent der Frauen erwerbstätig sind. Ähnlich verhält es sich mit der Erwerbstätigkeit älterer und junger Menschen. "Gelänge es, die Partizipationsraten auf europäisches Spitzenniveau anzuheben, würden 4,5 Millionen zusätzliche Vollzeitarbeitskräfte zur Verfügung stehen", heißt es in der Studie.

Doch selbst das reiche noch nicht aus, um den steigenden Bedarf an Arbeitskräften zu decken, wenn sich Deutschland den Traum von drei Prozent Wirtschaftswachstum erfüllen soll. Parallel dazu muss es auch gelingen, mehr Menschen als bisher höher zu qualifizieren. Ein Beispiel ist die Hochschulabsolventenquote, auf die Deutschland mit einer Rate von rund 20 Prozent alles andere als stolz sein kann. "Bei Hochschulabsolventen und bei Ingenieuren brauchen wir die schnellste Veränderung", sagt McKinsey-Deutschlandchef Frank Mattern. "In Bayern ist man zu Recht stolz darauf, dass sie die besten Abiturnoten haben. Das Problem ist aber, dass sie den geringsten Anteil der Kinder aufs Gymnasium schicken. Wir haben in Deutschland etwa 20 Prozent Hochschulabsolventen in einem Jahrgang und brauchten vermutlich 40 Prozent."

–   Gelänge es dem Land, die Rate der Uni-Abgänger auf 30 Prozent bis zum Jahr 2020 zu steigern, stünden laut McKinsey dem Arbeitsmarkt eine Million zusätzliche Akademiker zur Verfügung. Und selbst mit dieser Quote läge Deutschland noch immer deutlich hinter dem jetzigen Durchschnitt der OECD-Länder von 36 Prozent. Auch die hohe Chancenungleichheit bei der Bildung und die mangelnde Lehrqualität an den Schulen seien entscheidende Gründe für den derzeitigen Bildungsmangel.

–   Die Maßnahmen, die McKinsey dagegen vorschlägt – darunter eine Reform des Schulsystems, größere Autonomie der Schulen und Universitäten sowie die flächendeckende Einführung von Studiengebühren – stoßen allerdings nicht überall auf Zuspruch. "Zusätzliche Anreize schafft man nicht über höhere Studiengebühren. Diese schrecken eher ab", warnt Claus Matecki, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

Um dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen, komme es vor allem darauf an, Hochschulen für Menschen mit beruflichen Qualifikationen zu öffnen. Zudem sei der "drohende Fachkräftemangel auch das Resultat der Ausbildungsversäumnisse der Unternehmen in der Vergangenheit. Sie müssen sich stärker in der Erstausbildung sowie bei der beruflichen Fortbildung engagieren", sagt DGB-Vorstand Matecki. Auch der Ökonom Thomas Straubhaar, Chef des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI), sieht die Unternehmen gefordert. Diese müssten mehr Betriebskindergärten gründen und Elternteilzeit sowie Heimarbeit ermöglichen, damit das Land das vorhandene Potenzial der Fachkräfte voll ausschöpfen könne.

Denn in einem sind sich alle, Berater, Politiker und Ökonomen einig: Deutschland verfügt nach wie vor über eine ganze Menge stiller Reserven. Es muss diese nur endlich nutzen.

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