Russia – Pallottole per le spie

Russia, banche e finanza

Die Welt 061001

Jens Hartmann

Il sistema finanziario russo è scosso da una brutale lotta di
spartizione. Dal 1995 si sono avuti 24 attacchi contro banchieri russi, ma il recente
caso Koslow è il primo che riguarda posizioni tanto elevate.

1/7 delle acquisizioni di imprese in Russia avviene in modo
illegale e spesso con il ricorso alla violenza.

Per il 2006, il criminalista Kondratjuk prevede fino a 800
assassinii su commissione, ma la cifra non rilevata dalle statistiche sarebbe di
2-3 volte.

  • In Russia ci sono 12000 banche, le 4 maggiori sono sotto il controllo
    statale. La Banca Centrale, e cioè la banca preposta al controllo delle altre
    banche, possiede il 60% di Sberbank, la maggiore banca russa.

  • I 30 maggiori istituti di credito controllano 2/3 del patrimonio bancario.
    Da uno studio del 2005 dell’agenzia di rating Standard & Poor’s le banche
    russe sono botteghe segrete, meno trasparenti di altre imprese russe; non è conosciuto il nome dell’84%
    dei proprietari del capitale di persona delle 30 maggiori banche
    ; solo 5
    delle 30 banche studiate pubblicano tutti i nomi dei loro azionisti.

Centinaia di piccole e piccolissime banche trattano affari
in nero o grigio e riciclaggio di denaro (Obnal).

Andrej
Andrejewitsch Koslow
, 41 anni, primo vice-presidente della Banca Centrale
russa dal 1989 e a capo supervisore per le banche, è stato assassinato il 13 settembre
2006: aveva il compito di ripulire il settore bancario.[1]

Un compito non facile: nel consiglio di sorveglianza della
Banca Centrale siedono 4 500 funzionari: dal 2004 Koslow ha ritirato la
licenza a 80 banche, da inizio 2006 ne ha fatto chiudere 44.

Per la chiusura da lui ordinata della Sodbisnesbank,
accusata di finanziare il crimine organizzato, sono dovute intervenire unità speciali
della milizia.

Pochi banchieri credono che non fosse anch’egli “sporco”. Negli anni ’90 introdusse come strumento finanziario per il bilancio malridotto
statale obbligazioni a breve con altissimi tassi di interesse: un affare per insider
con profitti miliardari per un numero ristretto di persone.

Nel 1998 la Russia si dichiarò insolvente,
e lo Stato non pagò più gli interessi sulle obbligazioni, cosa che fece
arrabbiare molti imprenditori.

Nonostante i rischi, le banche occidentali spingono sempre
più per entrare nell’economia in forte crescita della Russia, e non si fermano
di fronte a una cattiva reputazione, non sentono il bisogno di maggiore difesa,
le loro guardie sono ora armate di pistole, mentre nei selvaggi anni ’90 avevano
i Kalashnikov.


A fine agosto la tedesca Commerzbank (Francoforte) ha annunciato l’acquisto del
15,3% di Promsvyazbank, la n. 12 in
Russia, allo studio l’aumento graduale di capitale per una partecipazione di
maggioranza.


La banca di investimento russa United Financial Group (UFG) appartiene ora
completamente a Deutsche Bank
;


Raiffeisen
International
ha acquisito per $550mn. Impexbank.

La francese Société
Générale ha annunciato l’aumento al 20% – 1 azione della sua quota in in
Rosbank,
costo $634 mn; per la maggioranza di controllo ci vogliono $2,3MD.


[1] Il
giornale economico di Mosca Profil lo
aveva classificato al 2° posto dei funzionari più influenti e al 1° per “aggressività”.

Die Welt 061001

Russland – Kugeln
für den Aufpasser

Jens Hartmann

Der Mord an Zentralbank-Vize Koslow hat die russische Bankenwelt erschüttert. Brutale Verteilungskämpfe bedrohen das Finanzsystem. Deutsche Institute
drängen dennoch nach Moskau.

Die erste Kugel traf
den Fahrer. Als das Geschoss den Lauf verließ, barst der Schalldämpfer. Die
beiden Attentäter störte das Missgeschick nicht. Sie feuerten aus kurzer
Entfernung weiter auf ihr eigentliches Ziel, Andrej
Andrejewitsch Koslow, den Ersten Stellvertretenden Vorsitzenden der russischen
Zentralbank und Chefaufseher über die Banken.

Vier Schüsse in Hals
und Kopf ließen Koslow keine Überlebenschance. Sein Fahrer Alexander Semjonow
starb auf dem Parkplatz vor dem Trainingsgelände des Fußballklubs Spartak
Moskau. "Zentralbank gegen Geschäftsbanken" – jeden Mittwochabend
trafen sich Russlands Bankiers zum Amateurfußball. Champions League auf
Russisch. Koslow war fast immer mit von der Partie.

Auf Leibwächter
hatte Koslow verzichtet. Er fühlte sich nicht bedroht. "In den nächsten zwei, drei
Jahren sind im russischen Bankensektor keine ernsthaften Krisen zu erwarten",

hatte der 41-Jährige
noch wenige Monate vor seinem gewaltsamen Tod der "Neuen Zürcher Zeitung" im
Interview gesagt.

Das Attentat vom 13. September, de facto eine Hinrichtung, hat die russische Finanzwelt
erschüttert und auch die politische Elite fassungslos gemacht. "Sicherheit
ist das große Thema. Meine Leibwächter werde ich jedenfalls behalten",
sagt der Vize-Direktor einer russischen Privatbank auf die Frage zu den Folgen
des Anschlags. Er erwartet nun eine härtere Gangart der Behörden gegenüber
Banken.

Ein Mord im
Bankenmilieu sorgt zwar in Russland für keine Überraschung mehr. Seit 1995
fanden insgesamt 24 Anschläge auf russische Bankiers statt. Der Fall Koslow ist
jedoch eine neue Dimension
: Nie zuvor ist im postkommunistischen
Russland ein solch hoher Beamter ermordet worden

Die Moskauer Wirtschaftszeitschrift "Profil" führte Koslow noch zwei Wochen nach dessen
Tod auf Rang zwei der Liste der "einflussreichsten Beamten
, die mit
Geld zu tun haben". Beim
Qualitätsmerkmal "Aggressivität bei der Umsetzung von Vorhaben" rangierte
der Mann
mit dem Vollbart, der seit 1989 bei der Notenbank tätig war, gar auf Rang eins.

Bislang galt vielen die Ära von Präsident Wladimir Putin
als Zeit der Stabilität.
Russland,
so hatte es den Anschein, erholt
sich mit stabilem Wirtschaftswachstum
, das achte Jahr in Folge, von den wilden Neunzigerjahren.

Hinter der Fassade einer prosperierenden Wirtschaft und
stabilen politischen Landschaft finden jedoch Umverteilungskämpfe statt.

Jede siebte Firmenübernahme in Russland ist illegal und
oft unter Gewaltanwendung
. Unternehmern, zunehmend
aber auch Beamten, werde häufiger nach dem Leben getrachtet als noch vor zehn
Jahren, sagt Leonid Kondratjuk, der für das Innenministerium die Hintergründe
von Auftragsmorden untersucht. Kriminalist Kondratjuk rechnet mit bis zu 800 Auftragsmorden für 2006.
"Die Dunkelziffer
wird zwei bis drei Mal höher sein
."

Koslow hatte die undankbare
und gefährliche Aufgabe, den Bankensektor auszumisten
. Ein herkulisches Projekt: Bei der Bankenaufsicht in der Zentralbank
arbeiten denn auch 4500 Beamte
. Er entzog bei
seiner Revision des Finanzsektors seit 2004 insgesamt 80 Banken die Lizenz,
seit Jahresanfang schloss er 44 Kreditinstitute.

Als
Koslow die Sodbisnesbank mit der Begründung schloss, sie finanziere das
organisierte Verbrechen,

mussten Sondereinheiten der Miliz das Bankgebäude stürmen.

Der Fall löste eine Bankenkrise aus. Dass es bei
der Sodbisnesbank tatsächlich um Mafiagelder ging
,
wurde im vergangenen Oktober deutlich. Ex-Bankdirektor Alexander Slesarew wurde mit Frau und
Kind auf dem Weg in ein Kloster vor den Toren Moskaus erschossen.
Wenige
Tage vor seinem Tod forderte Koslow für Bankiers, denen illegale Finanzgeschäfte
nachgewiesen wurden, ein lebenslanges Berufsverbot.

Die Ermittler
vermuten, dass entweder
Bankiers, denen ein Lizenzentzug drohte, Beamte aus der Zentralbank, die sich
in ihrem korrupten Treiben von Koslow gestört sahen, oder Unternehmer, die
Gelder wuschen, den Aufseher aus dem Weg räumten
.

In Russland gibt es 1200
Banken, die vier größten stehen unter staatlicher Kontrolle.
Dabei hält die
Zentralbank, also die Oberaufseherin, 60 Prozent an Russlands Nummer eins, der
Sberbank
.


Die 30 größten Kreditinstitute
kontrollieren zwei Drittel der Bankvermögen
. Die Ratingagentur Standard & Poor’s kommt in
einer Studie von 2005 zu dem Schluss, dass russische Banken Geheimniskrämer
sind, weniger transparent als andere russische Unternehmen und mit westlichen
Kreditinstituten nicht zu vergleichen. S&P rechnete vor, dass die
Eigentümer von 84 Prozent des Eigenkapitals
der Top 30 unbekannt sind. Nur fünf der untersuchten 30 Banken veröffentlichten
alle Namen ihrer Anteilseigner.

Hunderte von Klein-
und Kleinstbanken
sind denn auch mit der Abwicklung von
Schwarz- und
Graumarktgeschäften und Geldwäsche
befasst, wurden eigens dafür gegründet
oder zu diesem Zweck übernommen. "Obnal", heißt das Zauberwort.
Obnal, die Umwandlung in Bargeld, bedeutet die Fähigkeit, Geld zu waschen.

"Koslow
arbeitete mit dem Bodensatz der Bankenwelt", schrieb die russische
"Newsweek"-Ausgabe. Dass er sich dabei nicht schmutzig machte, glauben die wenigsten der
befragten Bankiers.

– Neben den offiziellen Bekundungen, Koslow sei ein "anständiger,
ehrlicher, prinzipieller" Beamter gewesen, ist auch anderes zu hören.

– Koslow hatte seinen Namen bereits in den Neunzigerjahren beschädigt.
Damals führte er als
Finanzierungsinstrument für den maroden Staatshaushalt Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit und fantastisch hohen Zinsen
ein.
Ein Insidergeschäft mit
Milliardengewinnen für einige wenige.
Im August 1998 erklärte sich
Russland für zahlungsunfähig, der Staat bediente auch seine Anleihen nicht
mehr, was viele Unternehmer erzürnte
.

Trotz aller Risiken
drängen immer mehr westliche Banken in die Boomregion Russland. Sie finden
Gefallen am Retail-Geschäft.

– Ende August verkündete die Commerzbank die Übernahme von 15,3 Prozent der
Promsvyazbank, der Nummer zwölf in Russland
. "Die Option einer
schrittweisen Aufstockung auf eine Mehrheitsbeteiligung wird zurzeit
geprüft", heißt es aus Frankfurt.

Die
russische Investmentbank United Financial Group (UFG) gehört inzwischen vollständig
der Deutschen Bank.
Die Raiffeisen International übernahm für 550 Mio. Dollar
die Impexbank. Die Société Générale verkündete die Aufstockung ihres Anteils an
der Rosbank auf 20 Prozent minus eine Aktie. Der Preis für das Aktienpaket: 634
Millionen Dollar. Für die Kontrollmehrheit würden insgesamt 2,3 Milliarden
Dollar fällig.

Ein erhöhtes
Schutzbedürfnis verspüren westliche Bankiers, die vor der Übernahme von Banken
mit schlechtem Leumund nicht haltmachen, nicht. "Ausländer sind in
Russland generell weniger gefährdet", sagt ein erfahrener Schweizer
Banker, der seit zehn Jahren in Moskau aktiv ist. Bodyguards brauche er nicht.
"Die Wachleute vor unserem Gebäude tragen heute Pistolen. In den wilden
90ern wären sie noch mit Kalaschnikows bewaffnet gewesen."

Artikel erschienen
am 01.10.2006 WELT.de 1995 – 2006

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