Africa – Ruanda come cambio di marea

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Thomas Scheen, Johannesburg

Il cristianesimo sta avanzando in Africa: nel 2004 il numero dei fedeli è aumentato del 4,5%; non ci sono dati però sulla crescita della comunità musulmana.

La crescita non riguarda però la Chiesa cattolica, ma le cosiddette Chiese libere, sul modello americano – come la “The Winners Church” in Nigeria o la Elise de la victoire in Congo-Kinshasa – un boom iniziato con i mutamenti epocali degli anni ’90, dopo la caduta del muro di Berlino, la fine della guerra fredda e anche dell’appoggio finanziario delle grandi potenze a dubbi regimi africani: gli uomini si sono rifugiati nella spiritualità.

Nel 1990, ad esempio in Nigeria, erano registrate 50 chiede libere, oggi ce ne sono 250; in Congo-Brazzaville, 5 milioni di abitanti, sono state censite 5000 chiese libere.

La crescita dei fedeli accompagnata dal calo dell’influenza della chiesa romano-cattolica si evince anche dal numero delle ordinazioni sacerdotali nel continente:

nel 2003 la maggior parte delle ordinazioni si è avuta in America (37 191), seguita dall’Asia (27 931), dall’Europa (24 387); in Africa ce ne furono solo 22 000.

Il fenomeno delle chiese libere cresce a due cifre, ed è probabilmente la “industria” in maggior crescita. Aspetto comune a tutte è l’assistenza spirituale in cambio di denaro. L’arcivescovo della metropoli nigeriana Lagos, Anthony Okogie: «Il modo più veloce di fare denaro oggi è quello di mettersi una Bibbia sotto il braccio e di predicare la parola di dio».

Il collegamento tra la rapida crescita delle sette e il crescente impoverimento di tutti i paesi del continente è evidente. Nella misura in cui diminuisce la speranza di migliorare le condizioni di vita con cambiamenti politici o sociali, aumenta il consenso per coloro che fanno credere di conoscere una “terza via”.

La chiesa cattolica si trova relativamente impotente di fronte a tale fenomeno: da un lato gli africani non dimenticano che i “padri bianchi” sono stati i compiacenti strumenti dell’oppressione coloniale; dall’altro i più grandi cumuli di cadaveri durante il genocidio ruandese del 1994 erano nelle chiese cattoliche, senza che il Vaticano avesse ammesso il proprio ruolo più che equivoco durante il genocidio.

Al contempo la chiesa romano-cattolica con il suo rifiuto dei preservativi come difesa contro l’Aids ha dimostrato che i dogmi clericali sono sempre più importanti del pragmatismo.

Il Ruanda è stato come un cambio di marea per la consapevolezza dei sacerdoti cattolici in Africa. Molti oggi vedono il loro ruolo non più esclusivamente nella cura delle anime ma sempre più nella politica.

Nel Nord Uganda ad esempio il vescovo di Gulu, John Baptiste Odama, e il padre di origini spagnole, Carlos Rodriguez, hanno condotto i negoziati di pace con i ribelli della Lord Resistance Army contro la volontà del governo.

In Camerun il presidente a vita Paul Biya ha dovuto accettare le critiche del cardinale di Yaunde; nello Zimbabwe il più aspro critico del dittatore Mugabe è un uomo di chiesa, Pius Ncube, arcivescovo di Bulawayo, che non teme di chiamare a una sollevazione di massa per «liberarsi alla fine di Mugabe». Faz 05-04-14

Afrika – Ruanda als Gezeitenwende (cambio di marea)

Von Thomas Scheen, Johannesburg

13. April 2005 – In Afrika ist das Christentum auf dem Vormarsch. Angeblich. Um 4,5 Prozent habe die Zahl der Gläubigen allein im letzten Jahr zugenommen, heißt es. Diese vermeintliche Erfolgsmeldung muß in Ermangelung von Zahlen über den Zuwachs der muslimischen Gemeinschaft in Afrika zunächst einmal als solche unwidersprochen hingenommen werden.

Dennoch ist es nicht die römisch-katholische Kirche, die von dieser Entwicklung profitiert, sondern die zahllosen Freikirchen nach amerikanischem Vorbild, die so phantasievolle Namen wie „The Winners Church” (Nigeria) tragen und deren neobarocke Paläste ebenfalls keinen Zweifel an ihren Bestimmungen aufkommen lassen, wie das „Miracle Centre” der „Eglise de la victoire” in Kongo-Kinshasa beweist.

Boom der Freikirchen

Der Boom dieser Freikirchen setzte zu Beginn der neunziger Jahre ein, einer für Afrika besonders unsicheren Zeit. Die Berliner Mauer war gefallen, der Kalte Krieg vorüber und damit auch die finanzielle Unterstützung der Großmächte für dubiose afrikanische Regime. Niemand auf dem Kontinent wußte damals, wohin die Reise gehen würde oder sollte, und die Menschen suchten Zuflucht in der Spiritualität.

In Nigeria beispielsweise, dem bevölkerungsreichsten afrikanischen Staat, waren 1990 fünfzig Freikirchen offiziell registriert. Heute sind es mehr als 250. In Kongo-Brazzaville, einem Land mit fünf Millionen Einwohnern, kam die Regierung bei der letzten Zählung auf 500 Freikirchen.

Die zunehmende Zahl von Gläubigen bei gleichzeitig schwindendem Einfluß der römisch-katholischen Kirche zeigt sich an der Zahl der Priesterweihen auf dem Kontinent: Die mit Abstand meisten Weihen im Jahr 2003 fanden in Amerika statt (37.191) gefolgt von Asien mit 27.931 Geistlichen, Europa mit 24.387. Afrika hingegen kam nur auf knapp 22.000 Priesterweihen.

Spiritueller Beistand gegen Geld

Das Phänomen der Freikirchen in Afrika ist in allererster Linie ein Geschäft mit zweistelligen Zuwachsraten und vermutlich die am schnellsten wachsende „Industrie” auf dem Kontinent. Das Spektrum reicht dabei vom Hobbyprediger aus der Nachbarschaft bis hin zu hochprofessionell agierenden Glaubensunternehmern mit eigenen Fernsehstationen , über die buchstäblich nonstop Wunderheilungen unter die Leute gebracht werden.

Gemein ist allen, daß spiritueller Beistand gegen Geld geliefert wird und das Maß des Beistands sich selbstverständlich an der Höhe der Zuwendung orientiert. „Der schnellste Weg, an Geld zu kommen, besteht heute darin, sich eine Bibel unter den Arm zu klemmen und Gottes Wort zu predigen”, urteilt der Erzbischof der nigerianischen Metropole Lagos, Anthony Okogie.

Die teilweise wie Popstars auftretenden Prediger widmen sich dabei ganz bewußt den Alltagssorgen der Menschen, ohne aber politisch zu werden. Sie predigen gegen das Raubrittertum der Sicherheitskräfte, die ständigen Strompannen, Aids und untreue Ehemänner. Und mahnen dennoch zu Gleichmut.

Es liegt alles in Gottes Hand, und wer Geduld aufbringt, wird noch in diesem Leben belohnt werden. Speziell letzteres, das Glücksversprechen im Diesseits, unterscheidet sich fundamental von dem jenseitsbezogenen Erlösungsversprechen der katholischen Kirche. Und macht die Freikirchen für Gläubige damit attraktiver.

Katholische Kirche ist relativ machtlos

Der Zusammenhang zwischen dem raschen Wachstum der Sekten und der zunehmenden Verelendung ganzer Nationen auf dem Kontinent ist offensichtlich. In dem Maße, in dem die Hoffnung auf eine Verbesserung der Lebensumstände durch politische oder soziale Veränderungen sinkt, steigt der Zuspruch für diejenigen, die vorgeben, einen „dritten Weg” zu kennen. Die katholische Kirche steht diesem Phänomen relativ machtlos gegenüber.

Zum einen haben Afrikaner nicht vergessen, daß die willfährigsten Werkzeuge kolonialer Unterdrückung früher die „pères blancs” waren. Zum anderen lagen die gr
ößten Leichenberge während des ruandischen Genozids 1994 in katholischen Kirchen, ohne daß der Vatikan seine mehr als zweifelhafte Rolle während des Völkermordes je zugegeben hätte.

Gleichzeitig hat die römisch-katholische Kirche durch ihre weltfremd anmutende Ablehnung von Kondomen als Schutz vor Aids demonstriert, daß klerikale Dogmen ihr allemal wichtiger sind als Pragmatismus. Höhepunkt dieser surrealen Diskussion war die öffentliche Verbrennung von Kondomen durch den Bischof von Nairobi Ende der neunziger Jahre.

Nicht mehr ausschließlich Seelsorger

Immerhin war Ruanda für das Selbstverständnis der katholischen Priester auf dem Kontinent so etwas wie eine Gezeitenwende. Viele sehen ihre Rolle heute nicht mehr ausschließlich in der Seelsorge, sondern mehr und mehr in der Politik.

Im Norden Ugandas etwa ist es der Bischof von Gulu, John Baptiste Odama, und der aus Spanien stammende Pater Carlos Rodriguez, die die Friedensgespräche mit den Rebellen der Lord Resistance Army gegen den Willen der Regierung vorangetrieben haben. Rodriguez war es auch, der den regelmäßigen Erfolgsmeldungen der ugandischen Armee öffentlich widersprach und dafür ausgewiesen werden sollte.

In Kamerun muß sich der Ewig-Präsident Paul Biya regelmäßig die scharfzüngige Kritik des Kardinals von Yaounde, Christian Tumi, gefallen lassen. Und in Zimbabwe wiederum ist der schärfste Kritiker des Diktators Mugabe kein Oppositionspolitiker, sondern ein Kirchenmann: Pius Ncube, Erzbischof von Bulawayo, scheut sich längst nicht mehr, zum Massenaufstand aufzurufen, um Mugabe „endlich loszuwerden”. Text: F.A.Z., 13.04.2005, Nr. 85 / Seite 12

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